Kirchenordnung 1556
verkündigen und disen wunderbarlichen, allerheim-
lichsten göttlichen rat uns zu offenbaren. Und hat
hernach dise einige person, der son, menschliche
natur in der jungkfrauen an sich genommen und ist
verordnet, das er für das menschlich geschlecht
mittler, opfer, versüner und heiland sey7. Und gibt
der ewig vater durch in und umb seinetwillen ver-
gebung der sünden, gerechtigkeit und ewiges leben.
8Und wirdt für und für durch in das predigampt
erhalten und ein ewige kirche gesamlet und der
trost in der glaubigen hertzen mit dem evangelio ge-
sprochen, den ewigen vater zu erkhennen. Und gibt
also der son mit dem evangelio und trost den heili-
gen geist in die hertzen der glaubigen, das sie leben
und freud an Gott haben und in recht anrüfen8.
Der heilige geist ist die dritte allmechtig person,
9vol weisheit, gerechtigkeit, gütigkeit, warheit und
reinigkeit, welche person9 von ewigkeit vom vater
und son ausgehet und ist wesentliche liebe und freud
in Gott und 10wirdt in der glaubigen hertzen durch
das göttlich wort gegeben, trost und freud an Gott
in inen zu wircken, und ist10 regung 11zur anrüfung
zu Gott und 11 zu allen tugenden12, wie s.[anct] Pau-
lus spricht13 Gal. 4. [6]: Gott hat den geist seines
sons in eure hertzen gesandt, dadurch ir schreyet:
Abba, lieber vater, und 2.Cor. 3. [ 18]13: Wir sehen
in den herrn Christum als in einen spiegel und wer-
den in dieselbige bildtnus verwandelt durch den
geist des herrn.
Warumb soll man drey göttliche personen erken-
nen, eeren und anrüfen und nicht mehr und nicht
weniger ?
Denn Gottes wesen und willen soll man also er-
khennen, wie er sich selbs geoffenbart hat. Nun ist
die offenbarung 14vom vater und son klar und un-
widersprechlich ausgedruckt im ersten capitel Jo-
hannis [1]: Im anfang war das wort, und das wort
war bey Gott, und das wort war Gott etc. Und ist
8-8 Fehlt Neuburg 1554. 9-9 Neuburg 1554: die.
10- 10 Fehlt Neuburg 1554.
11- 11 Fehlt Neuburg 1554.
12 Neuburg: + und wirdt in der glaubigen hertzen
durch das götlich wort geben, trost, leben und hei-
ligung in ihnen zu wircken, das sie Gottes weyß-
heyt und willen gleichförmig werden.
13-13 Fehlt Neuburg 1554.
dise offenbarung sonst in vilen klaren sprüchen er-
holet und in dem tauf des herrn Christi offentlich für
augen gestellt, da die drey personen unterscheidlich
angezeigt sind [vgl. Mt. 3, 13-17; Mk. 1, 9-11; Lk. 3,
21-22]. Hernach sind wir auch zu diser erkhentnus
und anrüfung Gottes in unser tauf verpflicht in diser
rede: Ich taufe dich im namen des vaters und sons
und heiligen geists [vgl. Mt. 28, 19], das ist, ich be-
zeuge mit disem eusserlichen tauf, von Gott bevol-
hen, das dich der warhaftig Gott zu gnaden annim-
met, welcher ist der ewig vater des herrn Christi und
ist der son Jesus Christus, des ewigen vaters eben-
bild und wort, und ist der heilige geist. Und diser
ewig vater nimmet dich an umb des sons willen und
heiliget dich mit seinem heiligen geist. Und disen
warhaftigen Gott soltu also, wie dich diser tauf er-
innert, erkhennen und anrüfen und kein ander ding
anbeten etc. [vgl. Ex. 20, 3-5]. Hernach ist auch
dise offenbarung klar in die symbola gefasset. Dise
zeugknus soll man dem volck oft fürhalten und er-
kleren14.
15Auch soll man darbey15 unterricht thun und hö-
ren, was 16genennet ist16 persona, nemlich, das nicht
erticht ist und ist nicht ein todter gedancke, ist auch
nicht ein zufellig, wandelbar ding, das an einem an-
dern wesen klebet, und ist nicht ein stuck oder zer-
trenlich ding, sonder ist etwas wesentlichs, lebendigs
nicht in vilen, sonder unterscheiden, einig und ver-
nünftig, wirdt auch nicht getragen und erhalten von
einem andern mitvereinigtem wesen, als, du bist ein
person, aber dein leib allein ist nicht ein person,
denn er wirdt getragen von einer edlern natur, nem-
lich von der seel und, so die seel abscheidet, so zer-
fellt der leib und verfaulet.
Welche person ist mensch worden?
Die ander person, nemlich der ewig son Gottes,
der des ewigen vaters ebenbild und wort ist, hat
menschlich natur an sich genommen in der jungk-
14-14 Neuburg 1554: oft in der schrift außgetruckt und
sonderlich in der tauf Christi, da die drey personen
unterschidlich angezeigt sind und im spruch von
unser tauf: Ihr solt sie taufen im namen des va-
ters, sons und heiligen geists [vgl. Mt. 28,19], item
in symbolis.
15-15 Neuburg 1554: Man sol auch.
16-16 Neuburg 1554: der verstand sey in disem wort.
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verkündigen und disen wunderbarlichen, allerheim-
lichsten göttlichen rat uns zu offenbaren. Und hat
hernach dise einige person, der son, menschliche
natur in der jungkfrauen an sich genommen und ist
verordnet, das er für das menschlich geschlecht
mittler, opfer, versüner und heiland sey7. Und gibt
der ewig vater durch in und umb seinetwillen ver-
gebung der sünden, gerechtigkeit und ewiges leben.
8Und wirdt für und für durch in das predigampt
erhalten und ein ewige kirche gesamlet und der
trost in der glaubigen hertzen mit dem evangelio ge-
sprochen, den ewigen vater zu erkhennen. Und gibt
also der son mit dem evangelio und trost den heili-
gen geist in die hertzen der glaubigen, das sie leben
und freud an Gott haben und in recht anrüfen8.
Der heilige geist ist die dritte allmechtig person,
9vol weisheit, gerechtigkeit, gütigkeit, warheit und
reinigkeit, welche person9 von ewigkeit vom vater
und son ausgehet und ist wesentliche liebe und freud
in Gott und 10wirdt in der glaubigen hertzen durch
das göttlich wort gegeben, trost und freud an Gott
in inen zu wircken, und ist10 regung 11zur anrüfung
zu Gott und 11 zu allen tugenden12, wie s.[anct] Pau-
lus spricht13 Gal. 4. [6]: Gott hat den geist seines
sons in eure hertzen gesandt, dadurch ir schreyet:
Abba, lieber vater, und 2.Cor. 3. [ 18]13: Wir sehen
in den herrn Christum als in einen spiegel und wer-
den in dieselbige bildtnus verwandelt durch den
geist des herrn.
Warumb soll man drey göttliche personen erken-
nen, eeren und anrüfen und nicht mehr und nicht
weniger ?
Denn Gottes wesen und willen soll man also er-
khennen, wie er sich selbs geoffenbart hat. Nun ist
die offenbarung 14vom vater und son klar und un-
widersprechlich ausgedruckt im ersten capitel Jo-
hannis [1]: Im anfang war das wort, und das wort
war bey Gott, und das wort war Gott etc. Und ist
8-8 Fehlt Neuburg 1554. 9-9 Neuburg 1554: die.
10- 10 Fehlt Neuburg 1554.
11- 11 Fehlt Neuburg 1554.
12 Neuburg: + und wirdt in der glaubigen hertzen
durch das götlich wort geben, trost, leben und hei-
ligung in ihnen zu wircken, das sie Gottes weyß-
heyt und willen gleichförmig werden.
13-13 Fehlt Neuburg 1554.
dise offenbarung sonst in vilen klaren sprüchen er-
holet und in dem tauf des herrn Christi offentlich für
augen gestellt, da die drey personen unterscheidlich
angezeigt sind [vgl. Mt. 3, 13-17; Mk. 1, 9-11; Lk. 3,
21-22]. Hernach sind wir auch zu diser erkhentnus
und anrüfung Gottes in unser tauf verpflicht in diser
rede: Ich taufe dich im namen des vaters und sons
und heiligen geists [vgl. Mt. 28, 19], das ist, ich be-
zeuge mit disem eusserlichen tauf, von Gott bevol-
hen, das dich der warhaftig Gott zu gnaden annim-
met, welcher ist der ewig vater des herrn Christi und
ist der son Jesus Christus, des ewigen vaters eben-
bild und wort, und ist der heilige geist. Und diser
ewig vater nimmet dich an umb des sons willen und
heiliget dich mit seinem heiligen geist. Und disen
warhaftigen Gott soltu also, wie dich diser tauf er-
innert, erkhennen und anrüfen und kein ander ding
anbeten etc. [vgl. Ex. 20, 3-5]. Hernach ist auch
dise offenbarung klar in die symbola gefasset. Dise
zeugknus soll man dem volck oft fürhalten und er-
kleren14.
15Auch soll man darbey15 unterricht thun und hö-
ren, was 16genennet ist16 persona, nemlich, das nicht
erticht ist und ist nicht ein todter gedancke, ist auch
nicht ein zufellig, wandelbar ding, das an einem an-
dern wesen klebet, und ist nicht ein stuck oder zer-
trenlich ding, sonder ist etwas wesentlichs, lebendigs
nicht in vilen, sonder unterscheiden, einig und ver-
nünftig, wirdt auch nicht getragen und erhalten von
einem andern mitvereinigtem wesen, als, du bist ein
person, aber dein leib allein ist nicht ein person,
denn er wirdt getragen von einer edlern natur, nem-
lich von der seel und, so die seel abscheidet, so zer-
fellt der leib und verfaulet.
Welche person ist mensch worden?
Die ander person, nemlich der ewig son Gottes,
der des ewigen vaters ebenbild und wort ist, hat
menschlich natur an sich genommen in der jungk-
14-14 Neuburg 1554: oft in der schrift außgetruckt und
sonderlich in der tauf Christi, da die drey personen
unterschidlich angezeigt sind und im spruch von
unser tauf: Ihr solt sie taufen im namen des va-
ters, sons und heiligen geists [vgl. Mt. 28,19], item
in symbolis.
15-15 Neuburg 1554: Man sol auch.
16-16 Neuburg 1554: der verstand sey in disem wort.
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