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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0210
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

frau Maria. Und sind also beide naturn, die göttlich
und menschlich, wunderbarlich vereinigt, das diser
heiland Jesus Christus ist ein einige person, Gott
und mensch, und werden dise naturn in im nicht von-
einander getrennet.
17Warumb ist der son Gottes genant wort?
Erstlich darumb, das er des ewigen vaters gantzes
ebenbild ist, das also geborn wirdt, so der vater sich
anschauet. Item, das der son dise person ist, durch
welche die schepfung ausgesprochen wirdt, und also
die creaturn durch dasselbig ausprechen erschaffen
werden. Item, das die göttliche verheissung durch
in ausgesprochen ist und also die gottheit und gött-
licher will und gnad geoffenbart ist, welche keiner
creatur weisheit hett sehen oder finden mögen.
Darumb in Johanne [1, 18] geschriben ist: Der son,
der in des vaters schos ist, der hat es uns ausgespro-
chen. Und diser son ist die person, die für und für
mit den vätern redet und erhelt das evangelium und
ist kreftig bey dem eusserlichen predigampt des
evangelii, wie s.[anct] Paulus spricht: Christus, der
in mir redet [2. Kor. 13,3]. Diser spricht auch durch
die eusserliche predig den trost in dein hertz und gibt
den heiligen geist, wie in Johanne geschriben ist,
1.Johan. 4. [13]: Daran erkhennen wir, das wir in
im bleiben und er in uns, denn von seinem geist gibt
er uns. Welches wir empfinden18, so wir in grossen
schrecken trost und freud an Gott empfinden18 und
aus der hellen gerissen werden.
Und diser erklerung sollen alle verstendige chri-
sten fleissig und in Gottes forcht und dancksagung
nachdencken und darbey disen wunderbarlichen rat
betrachten, warumb der son Gottes gesandt ist und
menschlich natur an sich genommen hat. Erstlich
hetten Adam und Eva nicht leben könden, so sie
nicht durch disen son, Gottes wort und durch die
verheissung widerumb aus dem tod gerissen und

17-17 Fehlt Neuburg 1554.
18 Mecklenburg 1554: fülen.
19- 19 Neuburg 1554: Denn das hohe werck unser erlö-
sung hat also durch dise person, Gott und men-
schen, geschehen sollen. Dieweil die Menschen ge-
sündigt hatten, hat ein mensch die strafe tragen
sollen. Und damit.
20- 20 Neuburg 1554: Auch hette keine creatur.
21 Neuburg 1554: wegnimbt.

also widerumb lebendig gemacht weren. Und were
also das gantz menschlich geschlecht vertilget gewe-
sen und vergeblich geschaffen. Item, dise errettung
were auch nicht geschehen, so nicht der rat beschlos-
sen were, das der son menschlich natur solt an sich
nemen und das dieselbige person Gottes zorn versö-
nen solt. Umb diser person willen ist die menschlich
natur erhalten und sind Adam und Eva erquickt
worden17.
19Und dieweil die menschen gesündigt hatten, solt
auch ein mensch die straf tragen. Damit aber19 dise
straf ein gleiche bezalung were, ist diser versüner
auch Gott. 20Item, kein ceratur hette20 dises leiden
zu tragen vermöcht. Item, dieweil er der schlangen
den kopf zertritt [vgl. Gen. 3, 15], sünd und todt
hinwegknimet21 und gerechtigkeit und leben wider-
gibt, ist er Gott. 22Und dises alles wirdt gewirckt
durch den son, der des ewigen vaters wort ist. Denn
durch dise person wirdt die verheissung ausgespro-
chen und des vaters wille geoffenbart. Und wirckt
dise person durch das evangelium leben und trost in
den glaubigen hertzen und ist warhaftigklich Imma-
nuel, Gott mit uns [vgl. Jes. 7, 14; Mt. 1, 23], und
kreftig in uns. Wiewol nun dise hohe weißheit nie-
mand gnugsam ergründen kan, so müssen wir doch
in disem leben ein anfang von diser weisheit lernen
und soll dises alles fleissig betracht werden22.
Von unterscheid christlicher anrüfung und der
heidnischen.
Fürnemlich sind zween23 grosse unterscheid, der
eine von Gottes wesen, der ander von Gottes willen.
24Von dem ersten unterscheid24. Wenngleich die
heiden, türcken, juden und andere irrige secten rhü-
men, sie rüfen Gott an, der himmel und erden er-
schaffen hat, wie sie vil darvon reden und schreiben,
so sind doch dise ire gedancken eitel lugen und ab-
götterey. Denn sie sprechen nicht den warhaftigen
22-22 Neuburg 1554: Und dieweil er menschliche natur
an sich nimbt, hilft er den menschen, würckt in
inen gerechtigkeit und leben. Und ist also Imma-
nuel, Gott mit uns. Und sollen die verstendigen
davon weiter sich und andere erinnern, disen
wunderbarlichen rath und die grosse barmhert-
zigkeit Gottes und die liebe im son gegen uns
elenden menschen zu betrachten.
23 Neuburg 1554: zwo. 24-24 Fehlt, Neuburg 1554.

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