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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0211
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Kirchenordnung 1556

Gott an, sondern tichten etwas, das nicht Gott ist.
Denn sie wöllen disen Gott nicht haben, der 25sich
also mit gewisen zeugknussen in seiner leere und in
seiner kirchen geoffenbart hat, das ein göttlichs
wesen sey der ewig vater und der ewig son, des va-
ters ebenbild und wort, und der heilig geist, und das
der ewig vater sampt dem son und heiligen geist
alle creaturen erschaffen hab, und das der son, der
des ewigen vaters wort ist, gesandt sey und hab
menschlich natur an sich genommen26. Wer nun den
son Jesum Christum lestert, der lestert auch den
ewigen vater, wie der spruch sagt in Johanne [5, 23]:
Wer den son nicht eeret, der eeret auch den vater
nicht25.
27Darumb sollen wir alle in teglicher anrüfung27
ernstlich betrachten, was und wen wir ansprechen
in unsrer anrüfung. 28Und sollen bedencken, was
Gott ist und wie der son und heiliger geist sollen er-
khant werden, wie droben erinnerung geschriben
ist28. Und sollen 29wir also29 unsere anrüfung weit
absöndern von der heidnischen und türckischen etc.
Und soll das hertz mit glauben den warhaftigen
Gott anschauen, der sich durch den herrn Christum
geoffenbart hat, 30wie er spricht: Niemand kompt
zum vater denn durch den son [Joh. 14, 6]30.
Zum andern wissen die heiden nichts vom mittler
und, ob Gott die elenden menschen erhören wöll und
warumb er sie erhöret, so sie doch sünder sind,
schreyen in den31 luft mit zweifel und ungedult wi-
der Gott. Dises32 alles ist lesterung und nicht beten.
Wir aber sollen den mittler Jesum Christum, den
son Gottes, anschauen und festigklich glauben, das
uns Gott umb dises mittlers willen gewislich gnedig
sein will und will uns umb desselbigen willen er-
hören und helfen 33und das er uns durch disen sei-
nen son Jesum Christum aus der hellen reisst, gibt
uns leben, heiligen geist, gerechtigkeit und ewigs
leben, wie der son spricht: Niemand wirdt meine

25-25 Neuburg 1554: da ist der vater Jesu Christi und
der sich also in seiner leere geoffenbaret hat, das
der allmechtige, warhaftige Gott sey der ewige
vater, der eynige son Jhesus Christus und der hei-
lige geist. Darumb ist gesagt Johan. 4. [22] von den
heyden: Ir wisset nit, was ir anrüft, wir aber wis-
sen, was wir anrüfen.
26 Mecklenburg 1554: + etc.
27-27 Neuburg 1554: Da werden wir erinnert, das wir.

schafe aus meinen händen reissen [Joh. 10, 28]33. 111
disem glauben und vertrauen auf den mittler son
das gebet zum warhaftigen Gott gericht sein.
Von der erschaffung aller creaturen.
Es sind vil hoher leere begriffen im artickel von
der erschaffung aller creaturen, die in diser kurtzen
anlaitung zu erzelen zu lang ist. Dises aber sollen die
leut oft erinnert werden, das die erschaffung von
allen dreyen34 personen geschehen ist, und hat der
ewig vater sampt dem ewigen son und heiligen geist35
alle andere ding, himmel und erden, engel und men-
schen und alle andere creaturen ungezwungen, frey-
willig aus nichts erschaffen. Denn der ewig vater hat
das wort gesprochen und im wort alles gebildet,
durch welches wort alles geschaffen wirdt [vgl. Joh.
1,3], und durch den heiligen geist wirdt regung ge-
geben.
Zum andern ist hoch nötig zum trost und zur an-
rüfung, darbey zu wissen, das bey der erschaffung
soll die erhaltung der creaturen auch verstanden
werden. Denn Gott ist nicht von seinem werck hin-
wegkgangen36, wie ein zimmerman vom schiff,
das er gebauet hat, hinwegkgeet38 und lasst es dar-
nach andere regiern und flicken, sonder er bleibet
bey seinen creaturen, bey himmel und erden, engeln
und menschen, und macht die erden jerlich frucht-
bar, gibt allen gewechsen, thieren und menschen
kraft und leben, wie in Actis geschriben ist: In im
haben wir leben, regung und wesen [vgl. Apg. 17,
28].
Und ist dises auch seer nötig zu mercken, Gott er-
helt seine ordnungen in creaturen, doch ungezwun-
gen und freywillig, verhindert oft und segnet nicht
die erden und lasst die menschen sterben umb grosser
sünden willen. Dargegen segnet er oft die erden, gibt
gesundheit, sterckt die natur und gibt sonst glück
und allerley grosse gaben, seiner kirchen zugut, die
28- 28 Fehlt Neuburg 1554.
29- 29 Fehlt Neuburg 1554.
30- 30 Fehlt Neuburg 1554.
31 Mecklenburg 1554 und Neuburg 1554: die.
32 Neuburg 1554: Das.
33-33 Neuburg 1554: etc.
34 Fehlt Neuburg 1554. 35 Neuburg 1554: + und.
36 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: weggangen.
38 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: weggehet.

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