Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559
[Ri. 20] und mit David [2.Sam. 11-12] geschehen.
Und sind zu allen zeiten vil exempel.
Wer nun nicht ausser dem eestande rein lebt, ist
Gott disen gehorsam schuldig, das er in eelicher
keuscheit lebe.
Und ist dises hie besonder wol zu mercken, rechte
gesetze vom eestand sind allezeit allein in der war-
haftigen kirchen gewesen, da der eestand durch
besondere gottesgabe recht erhalten ist. Bey den
heiden, obgleich der namen des eestands bliben ist,
so ist doch vil grausamer unzucht darbey offentlich
zugelassen gewesen. Zu diser zeit verkaufen die
Türcken ire weiber, wenn sie wöllen.
In den secten haben die teufel über die massen
grosse wüterey angerichtet. Etliche haben seer heilig
sein wöllen, haben den eestand für sünd gehalten und
allen denen verboten, die heilig sein wolten, als
Martion, Tatianus, Hierax und andere. Martion hat
einem diacono in Cypro8 das weib hinwegkgefürt9,
die nach etlichen jaren widerumb zu irem eeman
kommen ist und vil von derselbigen ketzer unzucht
angezeigt10.
Dargegen andere secten, als Carpocrates und an-
dere, haben geleret, ire gesellen solten die weiber
lassen gemein sein. Wiewol nun dise untugent also
grob ist, das es scheinet, als sind solche historien aus
haß erdichtet, so sind sie doch von solchen warhafti-
gen leuten als von Clemente Alexandrino so eigent-
lich beschriben, das nicht darvon zu zweiflen ist.
Und hat sich bey11 den widerteufern auch vil grober
unzucht zugetragen. Dises alles ist darumb zu mer-
cken, das wir der teufel grosse boßheit betrachten
und fürsichtiger seyen12 und darbey dises zeichen
erkhennen, welche secta den eestand schendet, die
hat des teufels brandtmal, wie ausdrucklich ge-
schriben ist l.Timoth. 4. [1-3], und hat andere irr-
thumb mehr.
Aus disem allen ist nun offentlich, dieweil der
bapst, seine bischove, thumherrn, münche und an-
dere, die den eestand verbieten, offentlich wider
Gott thund und unzucht stercken und haufen, das
sie Gottes und rechter kirchen feinde sind. Und ha-
ben vil meer irrthumb und abgötterey. Denn un-
8 Neuburg 1554: Ciperen.
9 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: weggefürt.
10 Neuburg 1554: anzeigt.
zucht wirdt gemeinklich auch mit blindheit und un-
sinnigkeit gestraft, wie Rom. 1. [21-31] geschriben
ist.
Und kan disen grossen schaden kein creatur be-
greifen, den das eeverbot gebracht hat, daraus sovil
unzucht gefolgt, rechte anrüfung Gottes verhindert,
Gottes erkhentnus verloschen und die hertzen blind
und unsinnig worden und vil hunderttausent seelen
in ewige straf gefallen sind und hat13 Gottes zorn
gantze land zerstöret. Denn das ist gantz gewiß, das
die grossen strafen, krieg und verwüstungen, ge-
meine blindheit und finsternis in der leere, elend
der kinder und nachkommen durch die welt geen, für-
nemlich von wegen der abgötterey, todschlags und
unzucht.
Und sollen die prediger zugleich rechte leere vom
eestand und von Gottes zorn wider alle unzucht dem
volck fürtragen und darbey selbs Gott bitten und
das volck zu beten vermanen, das uns Gott, der rei-
nigkeit und keuscheit liebet, wölle gnedigklich re-
gieren und bewaren, das wir nicht mit unzucht be-
fleckt werden, sonder das wir in mit gutem gewissen
anrüfen könden und nicht in blindheit und unsinnig-
keit fallen und andere leibliche strafen uns zu
schwer werden. Denn also ist geschriben im buch
der Weißheit cap. 8 [21]: Dises ist auch weißheit,
wissen, das keuscheit Gottes gabe ist, und darumb
hab ich in gebeten. Und im eestand christlich leben,
ist auch keuscheit.
Und sollen die leut oft erinnert werden, das sie
betrachten, warumb Gott dise tugend so hoch und
ernstlich geboten hat, nemlich, das wir dise tugend
versteen und damit klare underscheid zwischen
Gott und den teufeln machen sollen. Denn dieweil
wir Gott nicht mit leiblichen augen anschauen und
nicht mit unsern henden ergreifen könden, müssen
wir in mit den augen des glaubens anschauen und
bedencken, wo14 er sich geoffenbart hat und wie er
sich in seinem wort zu erkhennen gibt und sich von
allen andern dingen und sonderlich von den teufeln
underscheidet. Nun ist diser underscheid seer klar.
Die teufel haben lust an unzucht, treiben darzu vil
tausent menschen und thund solchs Gott zu ver-
11 Fehlt Neuburg 1554.
12 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: sind.
13 Fehlt Neuburg 1554. 14 Neuburg 1554: wie.
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[Ri. 20] und mit David [2.Sam. 11-12] geschehen.
Und sind zu allen zeiten vil exempel.
Wer nun nicht ausser dem eestande rein lebt, ist
Gott disen gehorsam schuldig, das er in eelicher
keuscheit lebe.
Und ist dises hie besonder wol zu mercken, rechte
gesetze vom eestand sind allezeit allein in der war-
haftigen kirchen gewesen, da der eestand durch
besondere gottesgabe recht erhalten ist. Bey den
heiden, obgleich der namen des eestands bliben ist,
so ist doch vil grausamer unzucht darbey offentlich
zugelassen gewesen. Zu diser zeit verkaufen die
Türcken ire weiber, wenn sie wöllen.
In den secten haben die teufel über die massen
grosse wüterey angerichtet. Etliche haben seer heilig
sein wöllen, haben den eestand für sünd gehalten und
allen denen verboten, die heilig sein wolten, als
Martion, Tatianus, Hierax und andere. Martion hat
einem diacono in Cypro8 das weib hinwegkgefürt9,
die nach etlichen jaren widerumb zu irem eeman
kommen ist und vil von derselbigen ketzer unzucht
angezeigt10.
Dargegen andere secten, als Carpocrates und an-
dere, haben geleret, ire gesellen solten die weiber
lassen gemein sein. Wiewol nun dise untugent also
grob ist, das es scheinet, als sind solche historien aus
haß erdichtet, so sind sie doch von solchen warhafti-
gen leuten als von Clemente Alexandrino so eigent-
lich beschriben, das nicht darvon zu zweiflen ist.
Und hat sich bey11 den widerteufern auch vil grober
unzucht zugetragen. Dises alles ist darumb zu mer-
cken, das wir der teufel grosse boßheit betrachten
und fürsichtiger seyen12 und darbey dises zeichen
erkhennen, welche secta den eestand schendet, die
hat des teufels brandtmal, wie ausdrucklich ge-
schriben ist l.Timoth. 4. [1-3], und hat andere irr-
thumb mehr.
Aus disem allen ist nun offentlich, dieweil der
bapst, seine bischove, thumherrn, münche und an-
dere, die den eestand verbieten, offentlich wider
Gott thund und unzucht stercken und haufen, das
sie Gottes und rechter kirchen feinde sind. Und ha-
ben vil meer irrthumb und abgötterey. Denn un-
8 Neuburg 1554: Ciperen.
9 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: weggefürt.
10 Neuburg 1554: anzeigt.
zucht wirdt gemeinklich auch mit blindheit und un-
sinnigkeit gestraft, wie Rom. 1. [21-31] geschriben
ist.
Und kan disen grossen schaden kein creatur be-
greifen, den das eeverbot gebracht hat, daraus sovil
unzucht gefolgt, rechte anrüfung Gottes verhindert,
Gottes erkhentnus verloschen und die hertzen blind
und unsinnig worden und vil hunderttausent seelen
in ewige straf gefallen sind und hat13 Gottes zorn
gantze land zerstöret. Denn das ist gantz gewiß, das
die grossen strafen, krieg und verwüstungen, ge-
meine blindheit und finsternis in der leere, elend
der kinder und nachkommen durch die welt geen, für-
nemlich von wegen der abgötterey, todschlags und
unzucht.
Und sollen die prediger zugleich rechte leere vom
eestand und von Gottes zorn wider alle unzucht dem
volck fürtragen und darbey selbs Gott bitten und
das volck zu beten vermanen, das uns Gott, der rei-
nigkeit und keuscheit liebet, wölle gnedigklich re-
gieren und bewaren, das wir nicht mit unzucht be-
fleckt werden, sonder das wir in mit gutem gewissen
anrüfen könden und nicht in blindheit und unsinnig-
keit fallen und andere leibliche strafen uns zu
schwer werden. Denn also ist geschriben im buch
der Weißheit cap. 8 [21]: Dises ist auch weißheit,
wissen, das keuscheit Gottes gabe ist, und darumb
hab ich in gebeten. Und im eestand christlich leben,
ist auch keuscheit.
Und sollen die leut oft erinnert werden, das sie
betrachten, warumb Gott dise tugend so hoch und
ernstlich geboten hat, nemlich, das wir dise tugend
versteen und damit klare underscheid zwischen
Gott und den teufeln machen sollen. Denn dieweil
wir Gott nicht mit leiblichen augen anschauen und
nicht mit unsern henden ergreifen könden, müssen
wir in mit den augen des glaubens anschauen und
bedencken, wo14 er sich geoffenbart hat und wie er
sich in seinem wort zu erkhennen gibt und sich von
allen andern dingen und sonderlich von den teufeln
underscheidet. Nun ist diser underscheid seer klar.
Die teufel haben lust an unzucht, treiben darzu vil
tausent menschen und thund solchs Gott zu ver-
11 Fehlt Neuburg 1554.
12 Neuburg 1554 und Mecklenburg 1554: sind.
13 Fehlt Neuburg 1554. 14 Neuburg 1554: wie.
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