Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559
acht werden möchten, so kan doch niemandt zu den
rechten, hohen, notdürftigen und nutzlichen kün-
sten one der kinder elementa kommen. Und so das
fundament nicht recht gelegt, mag nimmer kein gut
gebeu daraufgesetzt werden. Hierauf erfordert die
not, das die kinderschul mit erbarn, gelerten gott-
förchtigena und fleissigen schulmeistern bestellt wer-
den. Und darnach, so ein schulmeister berufen oder
seinen dienst selbst anbeut8, soll er vorhin seins we-
sens und lebens gute kundtschaft haben. Darauf soll
er von den verordneten examiniert werden, ob er zu
dem ambt tauglich und sonderlich, ob er ein guter
grammaticus sey.
So er nun zu der administration der schul tauglich
erkhennt, sollen ime volgende artickel fürgehalten
werden:
I. Das er die schul, so ime befolhen, nach der fürge-
schribnen schulordnung (die auch ime alßbald über-
geben oder ime abzuschreiben zugestelt werden
soll) mit allem fleiß anrichten und administriern
wöll.
II. Und so darin die gelegenheit der jungen etwas
endrung erfordert, soll er dasselb nicht anderst dann
mit rath des superattendenten desselben orts für-
nemen und hierin allein der jungen nutz und fürde-
rung der leer bedencken und ansehen.
III. Das er mit den schulern, so etwas erwachsen,
latein rede und sie auch latein zu reden gewene.
IIII. Das er mit einem züchtigen, erbarn und
nüchtern leben den schulern ein gut exempel für-
trage.
V. Das er die jungen, so ires unfleiß oder boßheit
halben streflich befunden, nicht aus zorn, mit pol-
dern, sonder gebürlich mit worten oder ruten strafe.
VI. Das er in der kirchen kein ander gesang oder
psalm singe, dann wie im von dem superattendenten
oder pfarrer befolhen wirdt.
VII. Das er sein treu gebe an eines eids stadt, dem
durchleuchtigisten etc. herrn Ottheynrichen, pfaltz-
a GM: gottsförchtigen.
b H: verhütten; GM: verhüten.
8 Neuburg 1554: anbeutet.
9 Neuburg 1554: f.[ürstlichen].
10 Neuburg 1554: gnedigen.
11 Neuburg 1554: fürsten.
12 Neuburg 1554: f.[ürstlicher].
graven etc. als ein getreuer underthan gehorsam zu
sein und seiner churf.[ürstlichen]9 g.[naden], auch
den lands nutz mit allem fleiß zu fürdern und
schadens seins vermögens wenden und verhütenb
wölle.
VIII. Und so sich zur zeit seines ambts und in-
wonung ein irrung mit ime und einem oder mehr,
meins gnedigsten10 churfürsten 11 und herrn under-
than oder hindersaß, zutrüge, das er darin bey mei-
nem gnedigsten10 churfürsten11 und herrn oder ire
churf.[ürstlicher]12 g.[naden] gerichtszwang recht
geben und nemen wölle etc.
Ordnung der schulen.
Erstlich sollen die kinder ordenlich in drey oder
vier heuflein nach gelegenheit geteilt werden.
Das erst heuflin sind die jüngsten, die anfahen,
die buchstaben zu khennen, und lernen lesen. Die
sollen erstlich die gewonliche handtbüchlein lernen,
darin das alphabet, oratio dominica, symbolum,
decalogus zusammengedruckt sein, und sollen im
anfang den kindern nit andere bücher fürgeben wer-
den.
Hernach soll man in den Donat13 und Caton14
zusammen fürgeben, also das der schulmeister täg-
lich einen oder zween verß exponiern, welche die
kinder hernacher zu einer andern stund aufsagen,
das sie also anfahen, etliche lateinische wörter zu
khennen, und vorrat schaffen, die lateinische sprach
zu reden. Und ist nutzlich, das sie den Donat und
Caton nicht allein einmal lesen, sonder auch das
ander mal.
Darbey soll man sie lernen schreiben und ernstlich
darzu halten, das sie teglich ire schrift dem schul-
meister weisen.
Item, damit sie dester mehr lateinischer wort ler-
nen, soll man inen teglich am abendt zwey lateini-
sche wörter zu lernen fürgeben, die sie behalten
und morgens dem schulmeister aufsagen sollen. Und
13 Aelius Donatus, römischer Grammatiker und
Rhetor (ca. 350 n. Chr.), ars minor, eine im Mittel-
alter viel gebrauchte Schulgrammatik.
14 Cato, spätrömischer Didaktiker (Mitte des 3. Jahr-
hunderts n. Chr.), Etliica seu disticha de moribus,
breves sententiae, ein im Mittelalter viel gebrauch-
tes Schulbuch.
15 Neuburg 1554: caelum.
226
acht werden möchten, so kan doch niemandt zu den
rechten, hohen, notdürftigen und nutzlichen kün-
sten one der kinder elementa kommen. Und so das
fundament nicht recht gelegt, mag nimmer kein gut
gebeu daraufgesetzt werden. Hierauf erfordert die
not, das die kinderschul mit erbarn, gelerten gott-
förchtigena und fleissigen schulmeistern bestellt wer-
den. Und darnach, so ein schulmeister berufen oder
seinen dienst selbst anbeut8, soll er vorhin seins we-
sens und lebens gute kundtschaft haben. Darauf soll
er von den verordneten examiniert werden, ob er zu
dem ambt tauglich und sonderlich, ob er ein guter
grammaticus sey.
So er nun zu der administration der schul tauglich
erkhennt, sollen ime volgende artickel fürgehalten
werden:
I. Das er die schul, so ime befolhen, nach der fürge-
schribnen schulordnung (die auch ime alßbald über-
geben oder ime abzuschreiben zugestelt werden
soll) mit allem fleiß anrichten und administriern
wöll.
II. Und so darin die gelegenheit der jungen etwas
endrung erfordert, soll er dasselb nicht anderst dann
mit rath des superattendenten desselben orts für-
nemen und hierin allein der jungen nutz und fürde-
rung der leer bedencken und ansehen.
III. Das er mit den schulern, so etwas erwachsen,
latein rede und sie auch latein zu reden gewene.
IIII. Das er mit einem züchtigen, erbarn und
nüchtern leben den schulern ein gut exempel für-
trage.
V. Das er die jungen, so ires unfleiß oder boßheit
halben streflich befunden, nicht aus zorn, mit pol-
dern, sonder gebürlich mit worten oder ruten strafe.
VI. Das er in der kirchen kein ander gesang oder
psalm singe, dann wie im von dem superattendenten
oder pfarrer befolhen wirdt.
VII. Das er sein treu gebe an eines eids stadt, dem
durchleuchtigisten etc. herrn Ottheynrichen, pfaltz-
a GM: gottsförchtigen.
b H: verhütten; GM: verhüten.
8 Neuburg 1554: anbeutet.
9 Neuburg 1554: f.[ürstlichen].
10 Neuburg 1554: gnedigen.
11 Neuburg 1554: fürsten.
12 Neuburg 1554: f.[ürstlicher].
graven etc. als ein getreuer underthan gehorsam zu
sein und seiner churf.[ürstlichen]9 g.[naden], auch
den lands nutz mit allem fleiß zu fürdern und
schadens seins vermögens wenden und verhütenb
wölle.
VIII. Und so sich zur zeit seines ambts und in-
wonung ein irrung mit ime und einem oder mehr,
meins gnedigsten10 churfürsten 11 und herrn under-
than oder hindersaß, zutrüge, das er darin bey mei-
nem gnedigsten10 churfürsten11 und herrn oder ire
churf.[ürstlicher]12 g.[naden] gerichtszwang recht
geben und nemen wölle etc.
Ordnung der schulen.
Erstlich sollen die kinder ordenlich in drey oder
vier heuflein nach gelegenheit geteilt werden.
Das erst heuflin sind die jüngsten, die anfahen,
die buchstaben zu khennen, und lernen lesen. Die
sollen erstlich die gewonliche handtbüchlein lernen,
darin das alphabet, oratio dominica, symbolum,
decalogus zusammengedruckt sein, und sollen im
anfang den kindern nit andere bücher fürgeben wer-
den.
Hernach soll man in den Donat13 und Caton14
zusammen fürgeben, also das der schulmeister täg-
lich einen oder zween verß exponiern, welche die
kinder hernacher zu einer andern stund aufsagen,
das sie also anfahen, etliche lateinische wörter zu
khennen, und vorrat schaffen, die lateinische sprach
zu reden. Und ist nutzlich, das sie den Donat und
Caton nicht allein einmal lesen, sonder auch das
ander mal.
Darbey soll man sie lernen schreiben und ernstlich
darzu halten, das sie teglich ire schrift dem schul-
meister weisen.
Item, damit sie dester mehr lateinischer wort ler-
nen, soll man inen teglich am abendt zwey lateini-
sche wörter zu lernen fürgeben, die sie behalten
und morgens dem schulmeister aufsagen sollen. Und
13 Aelius Donatus, römischer Grammatiker und
Rhetor (ca. 350 n. Chr.), ars minor, eine im Mittel-
alter viel gebrauchte Schulgrammatik.
14 Cato, spätrömischer Didaktiker (Mitte des 3. Jahr-
hunderts n. Chr.), Etliica seu disticha de moribus,
breves sententiae, ein im Mittelalter viel gebrauch-
tes Schulbuch.
15 Neuburg 1554: caelum.
226