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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0285
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Spezialsuperintendenteninstruktion 1558

instituirt. Derwegen er sy dan selbst zu examiniren,
damit er desto besser wissen muge, wie die ingenia
geschaffen und underwisen werden, das auch der
schulmeister in seinem beisein ein lection gethan, zu
hören und zu erfahren, was er fur einen methodum
in docendo fure und ob die jungen bei ihme nutz
schaffen mugen. Was dann fur mengl bei dem schul-
meister, auch den knaben erschienen, hat er die zu
verbessern oder nach gelegenheit derselben an den
generalsuperintendenten9 gelangen zu lassen.
Wo er nuhn die kirchen- und schuldihner ihres
ampts halben notturftiglich examinirt, soll er sy
auch anderer sachen halben befragen:
[Ober- und underamptleut.] Nemlich, was sich die
obern- und underamptleut, deßgleichen gericht und
rath, bei ihren emptern und verwaltung halten. Ob
sy auch sampt ihrem gesynde die predigten vleissig
hören, zum nachtmal des hern sich schickhen und
sonst mit guten exempln ihres lebens und wandls
andern leuten vorgehen etc.
Item, ob sy nit freveltheydigung10 und ander ge-
richtlich sachen uf der kirchen güter und costen hal-
ten, wo und an welchen orten.
Item, ob sy leichtfertigkheit wider gemeyne poli-
ceiordnung11 bei ihren amptsverwandten gedulden
und zusehen.
Item, ob ergerliche persohnen in der gemeyn woh-
nen, auch sy, die kirchendihner, unbillicherweise
pochen und trutzen und von den amptleuten nit ge-
straft werden.
Item, ob etliche falsche lehr und secten als der
widertaufer oder andern, so die recht, christlich lehr
lestern, anhengig sein und spaltung machen, auch
sich deß nachtmahls des hern enteussern.
Item, ob in seiner pfarr etliche persohnen weren,
die mit zauberei oder aberglauben, die man wahr-
sagen nennet, umbgehen.
Item, ob etliche unbillichen und unchristlichen
wucher, der vor Gott ein diebstal ist, treiben.
Item, ob etliche eheliche persohnen voneinander-
gelaufen seien.

9 Im Gegensatz zu der Instruktion von 1556 (Nr. 12),
die zwei oder drei Generalsuperintendenten vorsah,
hier nur einer genannt, vgl. oben Einleitung S. 29.
10 Gerichtliche Verhandlung über kleinere Vergehen.

Item, ob etliche khinder ihre eltern pochen oder
schlagen.
Item von underhaltung der pfarrhern und diacon,
auch schulmeysters und, wie ihnen die, auch zu waß
zeit gereycht.
Item von den gebeuen der kirchen, behausung des
pfarrhers, diacons und deß schulmeisters.
Item, ob man sich understehe, den pfarrgutern
etwas zu entzihen und in andere usus zu wenden.
Item, ob ihme der schulmeyster und glöckhner in
der kirchen helfen singen und andere geburliche offi-
tia ertzeygen.
Und was sy hirauf fur bericht thun, dabei soll ers
nit pleiben lassen, sonder in der kirchen und offener
verhöer etlich aus dem haufen, jung undt alt, fur sich
bescheyden, die zehen gebot, glauben, vaterunser,
die wort von einsetzung der tauf und nachtmals, von
ihnen ufzusagen, erforschen und fragen, was deren
stuckh rechter verstandt sei, item was sy von der auß-
legung des catechismi12 wissen und khunden. Denn
hirdurch khan der superintendent eygentlich undt
gruntlich erfahren, sonder auch, mit welchem fleiß
sy ihr pfarrher underwisen habe.
[Frag der amptleuten und gerichts.] In gleicher
form soll unser superintendens die amptleut, etlich
guthertzige des gerichts und raths, auch etlich ehr-
libende von der gemeyn uf volgende artickhl befragen:
Von der kirchendihner lehr und leben.
Item von ihrem fleiß oder unfleiß in der kirchen
oder bei den kranckhen und sterbenden leuten undt
leichpredigen.
Item von ihren weibern, khindern und haußhalten.
Item von des caplans und schulmeysters lehr und
leben, vleiß oder unfleiß.
Item, ob auch gute policeiordnung mit gebuhrli-
cher strafe der laster gehalten werde.
Item, ob er handtierung treib, die seinem ampt nit
zustehen.
[Wie die fel und mengel zu verpessern.] Was er
dann also in beyden, geistlichen und weltlichen, fur
feel, mengl und beschwehrnus findt, soll er, was die
11 Polizeiordnung von 1546, oben Nr. 4.
12 Augenscheinlich der kleine Katechismus Luthers,
obwohl die KO 1556 (oben Nr. 7) den Katechismus
des Johannes Brenz vorschrieb.

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