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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0304
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

feyertag 6oder sonsten 7ordinari quartal7 hof-
gericht6, gehalten werden. Es were dann, daß
wir oder unsere nachkommende pfaltzgrafen,
churfürsten auß sonderbaren, bewegenden ur-
sachen hemeldt unser hofgericht an andere ort
ein zeit lang verrucken und legen würden, soll
demselbigen unser ehegericht alsdann folgen und
mit demselbigen verlegt und transferiert werden,
welches wir dann uns jederzeit zu thun hiemit
außtrücklichen vorbehalten haben wöllen8.
Der II. titul.
Wie unser ehegericht mit richtern
und urtheilern besetzt werden solle.
Solch unser ehegericht sollen alle und jede
9unsers hofgerichts beysitzere9, da sie bey der
handt und nicht sonderbare, ehehafte entschuldi-
gung oder sonsten erlaubnuß hetten, in der per-
son zu besuchen, demselbigen mit fleiß nicht
weniger als dem hofgericht abzuwarten schuldig
seyn10,11 auch zum allerwenigsten mit sieben per-
sonen11 12, under welchen13 ein verstendiger vom
adel oder an dessen statt der eltist under den
rechtsgelehrten, des14 als unser eherichter die
umbfrag beneben notwendiger, gebürlicher in-
spection und aufmerckung, daß alles ordentlich
und recht zugehe und verhandlet werde, haben,
auch alles anders, dem richterlichen ampt an-
hengig, verrichten solle, 15die uberigen sechs als
beysitzere von der ritterschaft und rechtsgelehrte
seyen, besetzt16 *, es were denn, daß andere wich-
tige sachen fürfielen oder endturtheil zu fassen,
mögen auch die uberige unsers hofgerichts bey-
sitzere in mehrer anzahl erfordert werden.
Damit auch hierinnen alle unordnung, soviel
möglich, vermiten und keiner vor dem andern
beschwerdt, sonder under inen der gebür abge-
wechßlet, werden mehrgemeldte unsere hof- und
ehegerichtsrähte einer ordnung, welche nemlich
under inen zu jeder zeit bey dem ehegericht
wochenlich erscheinen sollen, sich selbsten under-
einander freundtlich zu vergleichen und künftig-
lich in das werck zu richten wissen.15 17

6- 6 Fehlt OP LR 1606.
7- 7 LR 1611: general.
8 Ort und Tagungszeit entsprechen der Ehege-
richtsordnung von 1563 (vgl. unten S. 290). Neu
demgegenüber ist der enge Anschluß an das Hof-
gericht und die Möglichkeit der Verlegung.
9-9 OP LR 1606: unser regimentsräthe.
10 Fehlt LR 1611.
11-11 Fehlt OP LR 1606.
12 LR 1611: + besetzt sein.
13 OP LR 1606: + unser cantzler zu Amberg oder in
dessen abwesen.
14 LR 1611: der.
15-15 Fehlt OP LR 1606.
16 Fehlt LR 1611.
17 Dies scheint eine Ergänzung des 2. Kapitel der

Der III. titul.
Welcher gestalt supplicationes umb process
und andere hülf rechtens in ehesachen angestellt
und ubergeben werden sollen.
Bey unserm ehegericht wirdt under andern
auch dannenhero merckliche verlengerung und
unordnung gespürt, daß durch die klagende par-
theyen ihre supplicationes nicht formblich noch
von den amptleuten jedes orts der gebür under-
schrieben, sondern auch one notwendigen auß-
führlichen bericht derselben vielmals ubergeben
werden, dannenhero inen citationes und andere
hülf rechtens alsbald nicht erkendt noch mit-
getheilt, sondern, diß derselbig erlangt oder da-
runder geschrieben, die partheyen zurück müssen
gewiesen und also neben dem unser cantzley ver-
geblich und one nottutft bemühet, durch ihre
eygene verursachung gehindert und aufgehalten
werden etc.18
Diesem soviel möglich zu begegnen, so wöllen
wir, daß unser verordnete eherichter hinfüro
keine supplicationes, so nicht19 zuvor durch un-
sere jeder orts amptleut underschrieben oder
deroselben außführlicher bericht in schriften bey-
gelegt, fürgebracht noch von denselben also an-
genommen20, es were dann, daß gegen denselbi-
gen unsern amptleuten die klagendt parthey sich
etwas verdachts oder sonsten anderer partheylich-
keit halben zu beklagen, auf welchen fall 21erst
an gemeldte21 unsere eherichter sich ihres ampts
22zu verhalten22 und dem beschwerdten theil
fürderlichen gebürlichen rechtens verhelfen sol-
len23.
Der IIII. titul.
Was massen in ehesachen procediert
und gehandlet werden soll.
Und demnach anhero merckliche unrichtigkeit
und unordnung deß proceß halben durch schrift-
licher handlung und langer producten weitläufig-
keit bey unserm ehegericht verursacht und für-
gangen, so verordnen wir hiemit, daß zu schleuni-
ger befürderung und expedition der rechthängi-
Ehegerichtsordnung von 1563 (vgl. unten S. 291)
zu sein. Dort befindet sich zudem in zwei Hand-
schriften eine Lücke.
18 Fehlt OP LR 1606, LR 1611.
19 OP LR 1606: + an uns, unsern statthalter, regie-
rung oder ehegericht gestellt, auch; LR 1611:
+ an uns oder unser ehegericht förmlich gestellt,
auch.
20 LR 1611: + werden.
21- 21 LR 1611: erstgemelte.
22- 22 OP LR 1606, LR 1611: gebrauchen.
23 Dies ist eine Ergänzung zur Ehegerichtsordnung
von 1563, die kein Kapitel über das Verfahren be-
sitzt, sondern nur summarisch über die Ämter
und deren Tätigkeiten berichtet (vgl. unten
S. 291-292).

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