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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0357
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Ehegerichtsordnung 1563

mehr dann ein getzeugu darbey gewesen. Spricht
sie, es sey gar niemandts oder nhur ein mensch dar-
bey gewesen, so soll man sie stracks vermög unßer
ordnung abweisen und mit seiner klag nit hören,
auch daruber kheinen proceß oder rechtfertigung
erkhennen und gestatten.
Es wehre dann sach, das die clagende partheye
zusampt der heimlichen ehegelubdnuß, auch das
beyschlafenw, schwechung oder schwengerung vor-
gebe, im selbigen fall soll derx clagende partheye
ungeacht, das ykhein odery nhur ein zeug darbey
gewest, eine citation an die beclagte perßon er-
khandt, dieselbige in der perßon citirt und ferners
mitz ihr, wie im titul: Von dem beyschlafenen mäg-
den40 begriffen, procedirt und gehandelt werden.
Da aber der clagende thayl furbrächt, obwohl der
beclagte den ehegelubdnuß nicht gestendig, so ge-
dächte er doch, solliches mit leuthen oder schrift-
lichen documenten, wie recht ist, zu beweisen.
So sollen alßbaldt beide partheyen fur die ehe-
richter, in der perßon zu erscheinen, citirt und dem
beclagten die clag der citation inverleibta, mit uber-
schickht werden. Volgends der cläger in primo ter-
mino sein clag neben der citation zu reproduciren
und der beclagte bdarauf alßbaldtb unterschiedlich
und verstendtlich in schriften oder mundtlich zu
antworten und den litem zu contestiren schuldig
sein.
Es sollen auch in diesem termino alle exceptiones,
peremptorie defensiones, reconventiones und alle
gegenwehrliche nottorft von des beclagten wegen
vorbracht, deßgleichen von dem cläger seine getzeu-
gen namhaft gemacht, commission und abschiedt
begehrt werden.
In andern termin, welcher auch, so cverr esc
muglich nach dem ersten in 14 tagen anzustellen,
dsoll dergleichend dem beclagten auf seine einge-
brachte reconvention, wha einiche ubergeben, re-

u Cgm 2553: zeug. w Cgm 2553: beschloßen.
x Cgm 2555: derselbige.
y-y Cgm 2555: doch.
z Cgm 2555: nicht.
a Cgm 2553: zuverleibt.
b-b Cgm 2553: alßbald darauf.
c-c Cgm 2553: fern.
d-d Fehlt Cgm 2553.
e Fehlt Cgm 2553.

spondiren oder sonst auf seine exceptiones und
defensiones handlen. Oder da deren auch kheine
vorhanden, alßdann des clägers zeugensag eroffnet
und den partheyen furderliche abschrift, so sie es
begehreten, gegeben und der dritte termin nach ge-
legenheit der zeugen sag und handels angesetzt
werden.
Im dritten termin, so der beclagte auf sein recon-
vention clag zeugen gefhurt, sollen dieselbige neben
den adtestationibus actorise publicirt und eröffnet,
darauf beiden partheyen abermals 14 tage zu handeln
gegeben, wo aber reus kheine zeugen gefhurt, alß-
dann seine probationes der actor furzubringen und
der beclagte zum nechsten darauf zu excipiren
schuldig sein und dann im vierden termin, soverr es
muglich, endlich in sachen beschlossen werden.
Es mögen auch unßere eherichter die zeit der 14
tage nach gelegenheit der partheyen und sachen
kurtzen oder lengen, doch das, sovil immer muglich,
langer vorzugkf, weitleuftickeit in diesen sachen
vormieden, mutwillige dilationes und einicher ge-
fährlicher aufzug, auch vorgebliche g, uberflussige
disputationes und receß nit verstattet werden.
45. Von gerichtscosten.
Dieweil in viel geringern dann sollichen ehehand-
lungenh nach inhalt gemeiner geschriebnen rechten
ein jede partheye, so frevenlich und unpillicherweiß
den andern in costen und schaden einfhurt1, den-
selben zu widerlegen schuldig, im fall, kda dannk in
solchen strittigen ehesachen ihmands wider ainichen
puncten unßer ordnung handlen und sonderlich
auch ein parthey die ander umb die ehe beklagen,
auch sein clag zu recht nit gnug1 beweisenm oder
sonst in ander wege sein gegenthail in unpillichen
costen und schaden einfhuren wurde,
So ist solchem mutwill und frevel zu begegnen
unßer will, meynung und befhel, das unßere geor-
f Cgm 2553: + und.
g Cgm 2553: ungebuhrliche.
h Cgm 2553: ehehandlung.
i Cgm 2555: eingefuhret.
k-kCgm 2553: dann da.
1 Fehlt Cgm 2553 und 2555.
m Cgm 2553: bewiesen.
40 Vgl. Kap. 22, oben S. 311-312.

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