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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0395
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Kirchenordnung 1563

wenig fragen also auß dem wort Gottes erkläret,
daß verhoffentlich vieler leuth ungegründte be-
züchtigung abgeleynet und alle guthertzigen mit
werden zufrieden seyn und die einfältigen und
junge leut feine anleitung zu der christlichen lehr
haben, biß sie zu dem grossen catechismo schrei-
ten mögen. Der vater des liechts, von welchem
allein alle gute gaaben herkommen, wölle allen
hauß vätern und hausmüttern, ja uns allen den ver-
stand und eyfer eyngeben, daß wir ohne vorurtheil
und menschliche affecten die seligmachende lehr,
so auß dem rechten brunnen Israelis geschöpft ist,
von hertzen lieben, treiben und befürdern, Amen.
Actum Heydelberg, den 1. tag Junii 1585.20
Frag.
Was ist dein einiger trost in leben und in ster-
ben ?
Antwort.
Daß ich mit leib und seel beyde, in leben und in
sterben, nicht mein, sondern meines getreuen
heylands Jesu Christi eygen bin, der mit seinem
theuren blut für alle meine sünden vollkömmlich
bezahlt und mich auß allem gewalt deß teufels
erlöset hat, 21darumb ich auch in seinem namen
getauft bin und ein christ genennet werde21.
Frag.
Wieviel stück sind dir nöhtig zu wissen, daß du
in disem trost seliglich leben und sterben mögest ?
Antwort.
Drey stück, erstlich, wie groß meine sünden
und elend seyen, zum andern, wie ich von allen
meinen sünden und elend erlöset werde, und zum
dritten, wie ich Gott für solche erlösung soll
danckbar seyn.
Der erste theil.
Von deß menschen elend.
Frag.
Woher erkennest du dein elend ?

20-20 Vorrede von 1576:
Warnung an den leser.
Dieser außzug ist nicht der meynung also ver-
faßt worden, als wann man einen neuen catechis-
mum auf die ban bringen oder den ersten ab-
schaffen oder entschütten wölte. Denn wir auch
nicht allein eben dieselbige christliche lehr, son-
dern auch fast die wort des catechismi in disem
außzug führen, wie wir auch Gott, den allmäch-
tigen, bitten, daß er uns in disen trübseligen zeiten
ein ware, steife beständigkeyt in der heylsamen
lehr, die in der propheten und aposteln schrift ge-
gründet ist, verleihen wölle. Dieweil aber etliche
frag in dem catechismo dem gemeinen, einfältigen
mann, auch der kleinen, angehenden jugendt et-

Antwort.
Auß dem gesetz Gottes.
Frag.
Was erfordert dann das gesetz Gottes von uns ?
Antwort.
Diß lehret uns Christus in einer summa Matth.
[äus] am 22. [37-40]: Du solt lieben Gott, deinen
herrn, von gantzem hertzen, von gantzer seelen,
von gantzem gemüht und allen kräften. Diß ist
das fürnembste und gröste gebot. Das ander aber
ist dem gleich. Du solt deinen nächsten lieben als
dich selbs. In diesen zweyen geboten hanget das
gesetz und die propheten.
Frag.
Kanstu diß alles vollkömmlich halten ?
Antwort.
Nein, dann ich hin von natur geneigt, Gott und
meinen nächsten zu hassen.
Frag.
Woher kompt denn solche verderbte art deß
menschen ?
Antwort.
Auß dem fall und ungehorsam unser ersten
eltern Adam und Even im paradeiß, da unser
natur also vergiftet worden, daß wir alle in sün-
den empfangen und geboren werden.
Frag.
Will Gott solchen ungehorsam und abfall unge-
straft lassen hingehen ?
Antwort.
Mit nichten, sonder will sie zeitlich und ewig
strafen, wie er gesprochen hat: Verflucht sey
jedermann, der nicht bleibt in allem dem, das ge-
schrieben stehet in dem buch deß gesätzes, daß
ers thue. [Deut. 27, 26 Gal. 3, 10].

was zu lang, etliche etwas zu schwer fürfallen
möchten, haben wir disen außzug gestellt, darin
die fürnembste stück der christlichen lehr kürtz-
lich begriffen werden, auf daß sich niemands ent-
schuldigen und daß alle haußgesinde, kinder und
schuler in der gottseligkeyt sich üben, auch eine
anleytung zu dem catechismo haben mögen.
Der vater des liechts, von welchem allein alle
gute gaben herkommen, der wölle allen hauß-
vätern und haußmüttern, ja uns allen den fleiß
und eyfer eingeben, daß wir die seligmachende
lehr von hertzen lieben, treiben und befürdern,
Amen.
21—21 Fehlt 1576.

24 Sehling, Bd. XIV, Kurpfalz

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