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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0409
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Kirchenordnung 1563

Zum dritten erforsche auch ein jeder sein hertz, ob
er sich auch beger, dem herrn Christo sein gantzes
leben lang danckbar zu erzeigen, ob er auch allem
neid und haß und bitterkeyt von hertzen abgesagt
und seinem nechsten verziegen habe, wie auch der
herr Jesus uns armen sündern vieltausendtmal mehr
verziegen hat, ob er auch allem fluchen, unzüchtigen
worten und wercken, fressen und saufen und andern
sünden also von hertzen feind sey, das er dieselbigen
durch Gottes gnad hinfüro sein leben lang nit mehr
zu thun, festiglich hie für dem angesicht des herren
im fürneme.
Antwort.
J a.
Alle, die nun in ihrem hertzen diß befinden, die
sollen nicht zweifelen, daß sie durch das heilig leiden
und sterben Christi vergebung aller irer sünden schon
haben und gewißlich behalten, so lang sie in die-
sem fürnemen beharren, unangesehen das noch viel
ubrige schwachheiten in inen seind, welche doch mit
demselben leiden und sterben Jesu Christi bedeckt
sein. Darauf sprech ein jeder, der solchs von hertzen
begert: Amen.
Kniet nider und betet, wie uns der herr gelehret
hat: Unser vater etc. [Mt. 6, 9-13].
Nach dem gebet spreche der kirchendiener.
Der Gott des friedens heilige euch gantz und gar,
und euer gantzer geist, seel und leib werde unsträf-
lich biß auf die zukunft unsers herrn Jesu Christi
behalten. Getreu ist, der euch rüfet, der wirdt es
auch thun, Amen. [l.Thess. 5, 23-24].
nEs soll auch der kirchendiener, da es die erbau-
ung der kirchen erfordern und die zeit leiden würden,
auß dem catechismo oder osumma des catechismi
das volck o in den fürnemsten puncten nach notturft
underrichten, wie er sich denn auch dessen in nechst
vorgehender sontagspredig sampt der vorbereitung
aufs allerverstendtlichst soll befleissen, damit das
volck die summa christlicher religion fassen und
durch vielfeltiges widerholen behalten möge.

n-n 1585: Im fall aber die noth oder die erbauung der
kirchen es erfordern und die zeit leiden würde,
soll der kirchendiener.
o-o 1585: desselbigen summa diejenigen, so es vonnö-
then.

Und da jemands ein privatanligen hette, darumb
er sich mit seinem kirchendiener gern besprechen
wolte, dem soll dasselbig unverwegert sein66.
Vom heiligen abendmal des herrn.
67 An denen tagen, wann man das abendmal halten
wil, soll eine predigt vom todt und abendmal des
herrn geschehen, darin vom einsetzen, ordnung, ur-
sachen, nutz und frucht deß heiligen abendmals ge-
handlet werde67. Und in dieser predigt soll sich der
diener der kürtze befleissen umb folgender action
willen, darin das nachtmal gnugsam außgeführt.
Und gleich nach geschehener predig und sontags-
gebet, wie daniden vermeldet wirdt, ehe dann man
singt, soll der diener des worts diese nachvolgende
vermanung bey dem tisch, da man das nachtmal
halten wil, verstendtlich, außtrücklich und ernstlich
fürlesen.
Form, das heilige abendmal zu halten.
68Ir geliebten in dem herrn Jesu Christo, höret an
die wort der einsatzung deß heiligen abendmals un-
sers herrn Jesu Christi, welche uns beschreibet der
heilig apostel Paulus in der ersten epistel an die
Corint. am XI. capitel [23-29]: Ich hab es von dem
herrn empfangen,' daß ich euch gegeben hab. Denn
der herr Jesus, in der nacht, da er verrahten ward,
nam er das brod, dancket und brachs und sprach:
Nemet, esset, das ist mein leib, der für euch gebro-
chen wird. Solchs thut zu meiner gedechtnuß. Des-
selbengleichen auch den kelch nach dem abendmal
und sprach: Dieser kelch ist das neue testament in
meinem blut. Solchs thut, so oft irs trinckt, zu mei-
ner gedechtnuß.
Denn so oft ir von diesem brod esset und von die-
sem kelch trincket, solt ihr des herrn todt verkündi-
gen, biß daß er kompt. Welcher nun unwirdig von
diesem brodt isset oder von dem kelch des herrn
trincket, der ist schuldig an dem leib und blut deß
herrn. Der mensch prüfe aber sich selbs und also
esse er von disem brod und trincke von disem kelch.
66 Bei Lavater, fol. 14 verso, werden Privatbeichte
und Absolution ausdrücklich abgelehnt.
67- 67 So auch Genf 1563, 44, und London 1565, fol. 68
recto (Sehling VII, II, 1, 629).
68- 68 Fast wörtlich Genf 1563, 44-46.

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