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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0417
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Kirchenordnung 1563

mehr underwerfen und ergeben, erhalt und mehre
deine kirch und zerstör alle werck des teufels und
alle falsche und böse rahtschläg, die wider dein hei-
liges wort erdacht werden. Mach zuschanden deine
feind durch die macht deiner warheyt und gerech-
tigkeyt, daß also aller gewalt, der sich wider deine
ehr erhebet, von tag zu tag mehr zerstöret und ver-
tilget werde, biß die vollkommenheyt deines reichs
herzukomme, wenn du am jüngsten gericht deine
herrligkeyt in uns offenbaren und in ewigkeyt alles
in allen sein wirst94.
[Dein will geschehe etc.]
95Verleihe auch, daß wir und alle menschen un-
serem eignen willen und allen lüsten unsers fleischs
absagen und deinem allein guten willen one alles
widersprechen gehorchen, daß also jederman sein
ampt und beruf so willig und treulich verrichte wie
die engel im himmel95.
[Gib uns heut unser teglich brodt.]
96Wöllest uns auch mit aller leiblichen notturft
versorgen, uns fried und gut regiment verleihen, auf
daß wir dardurch erkennen, daß du der einige ur-
sprung alles guten bist und ein getreuer vater, der
da sorget für seine kinder, daß auch on deinen segen
weder unser sorgen und arbeit noch deine gaben uns
gedeien mögen und wir derhalben unser vertrauen
von allen creaturen abziehen und allein auf dich
setzen96.
[Vergib uns unser schuldt etc.]
97Wollest auch uns armen sünderen alle unsere
missethat und schulden, auch das böß, so uns noch
immerdar anhanget, umb des blutvergiessens Jesu
Christi willen nicht zurechnen, wie auch wir diß
zeugnuß deiner gnaden in unsern hertzen befinden,
daß wir unserm nechsten von hertzen verzeihen und
sein nutz begeren zu befürdern97.
[Füre unß nit in versuchung etc.]

95-95 Ganz ähnlich Genf 1563, 12; fast wörtlich Frage
124 des Heidelberger Katechismus, oben S. 367.
96-96 Ganz ähnlich Genf 1563, 12; fast wörtlich Frage
125 des Heidelberger Katechismus, oben S. 367.
97- 97 Vgl. Genf 1563, 13; fast wörtlich Frage 126 des
Heidelberger Katechismus, oben S. 367.
98- 98 Ganz ähnlich Genf 1563, 13-14; fast wörtlich
Frage 127 des Heidelberger Katechismus, oben
S. 367-368.

98Und dieweil wir ja auß uns selbst so schwach
sein, daß wir nicht einen augenblick bestehen kön-
nen und darzu unsere abgesagte feind, der teufel,
die welt und unser eigen fleisch, nit aufhören, uns
anzufechten, so wöllest uns erhalten und stercken
durch die kraft deines heiligen geistes, auf daß wir
inen mögen festen widerstandt thuen und in diesem
geistlichen streit nit underligen, sonder bestendig
bleiben, biß daß wir endtlich den sieg vollkomlich
erhalten und in deinem reich mit deinem son, un-
serm herrn und beschirmer Jesu Christo, ewig re-
gieren98.
Welches alles wir von dir bitten, daß dadurch nit
wir, sonder du ewig gepriesen werdest, 99und daß du.
solches thun kanst als ein almechtiger Gott und thun
wilst wie ein getreuer vater99, so gwiß als wir dises
von hertzen an dich begeren, durch unsern herrn
Jesum Christum, Amen.
Unser vater etc. [Mt. 6, 9-13].
Lobet den herrn mit euerm gsang.
Nach dem gesang sprech der diener:
Der herr segne euch und behüte euch. Der herr
erleuchte sein angesicht uber euch und sey euch
gnedig. Der herr erhebe sein angesicht auf euch und
gebe euch den frieden, Amen. [Num. 6, 24-26]1
An allen Son- und feyertagen nachmittags umb
zwölf uhren soll in den stätten ein predig gehalten
werden. Den eingang mit dem gebet soll man für der
predigt halten wie am morgen, das gebet aber nach
der predig auf diese weiß:
2 3Herr, allmechtiger Gott, laß deine heilige ehr
umb unser sünden willen nit geschmecht werden,
denn wir sonst vielfältig wider dich gesündiget ha-
ben, damit daß wir deinem heiligen wort nicht gehor-
sam sein und mit unerkandtnuß, undanckbarkeyt
und murren deinen zorn teglich wider uns reitzen,
darumb du uns ja billich strafest. Aber, o herr, biß
99-99 Aus Frage 26 des Heidelberger Katechismus,
oben S. 348.
1 Der Segen in der 2. Pluralis auch in Kurpfalz
1556, oben S. 150.
2- 2 Fast wörtlich aus Zürich 1535, fol. Bij recto — ver-
so.
3- 3 Wörtlich aus Christliche Gebet 1563, 21-22, mit
dem Titel: Kürtzere form des gebets nach der
predig.

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