Ordnung des wöchentlichen Almosens zu Heidelberg ca. 1564
ausspender samentlich aufgeschlossen, was sie er-
dragen, aigentlich verzaichnet, in ire rechnunge ge-
bracht und also allein zu erhaltung der armen ge-
praucht werden.
Es sollen auch die verordenten ausspender jer-
lichs uber all ir innam und außgab dem rathe in
beysein unsers gnedigsten herrn verordneten rech-
nung thun.
Und das also zu eim versuch ins werck gericht,
biß es von jarn zu jarn mag gebessert werden.
36. [Befehl an die Amtleute vom 3. Oktober 1565, in den Kirchen die Bilder,
Altäre und sonstigen Kirchenzierrat abzuschaffen]1
Von Gots gnaden Friderich, pfaltzgraf bey Rhein,
ertztruchseß und churfürst etc.
Lieben getreuen. Wiewol weilandt der hochgeborn
furst, unser freuntlicher, lieber vetter und vorfar,
pfaltzgraf Ott Heinrich, churfurst, seliger gedecht-
nus2, und wir3 vielfeltig bevelch in alle ämpter un-
sers churfurstenthumbs der Pfaltzgraveschaft bey
Rhein, die abgötterey allenthalben abzuschaffen,
ausgehen lassen, so befinden wir noch teglich, das
noch hien und wieder viel abgötterey uberig plieben,
als nemlich altarien, ölberg, gotzenwerg, crucifix in
der kirchen und uf den strassen, auch vor den kir-
chen, item sacramentheuslin, thaufstein, weich-
kessel und dergleichen götzenwergk mehr. Dieweil
wir dan noch dem bevelch Gottes einmol die ab-
gotterey durchauß abzustellen gedencken, so be-
velen wir auch hiemit ernstlich, das ir alsbaldt
imandt mit unserm superintendenten, dem wir dan
deßwegen ein sondern bevelch zukhommen haben
lassen inhalt beyligender copey 4, abfertigen wollent,
alle örter euerer von unß tragenden ampts zu be-
sichtigen und denselbigen uferlegen, alles obgemelt
geschmayß, so noch in und ausserhalb den kirchen
unveruckt stehet, alsbaldt bescheidenlich abzu-
schaffen, also das es in ewigen zeiten zu abgötterey
nit mher gepraucht werden khunde, auch die wendt
1 Druckvorlage: Abdruck durch P. J. Mone in:
Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit. 5. Jahr-
gang, Karlsruhe 1836, 499-500. Mones Vorlage
(Speierer Memorandenbuch, fol. 156 in GLA Karls-
ruhe) wurde im 19. Jh. an das Staats-A. Speyer ab-
gegeben und ist mit den von dort ausgelagerten Be-
ständen 1945 vernichtet worden.
und löcher fein wider verstraichen und verdünchen
lassen, die uf dem kirchhof weggeprochene stein
wegzuschaffen und zu dem gebeu gebrauchen lassen.
Was aber fur chorrock, meßgewandt, alben, chor-
kappen und ander ornaten vorhanden, das wollendt
under arme leuth dheilen, in spitaln und sunst umb
Gottes willen geben, was aber sonst an solchen orna-
ten mit creutzer, gemainlich mit pärlin, goldt oder
silber gestickt und dergleichen, darauß man einigen
nutz, wie klein der sey, erhäben möcht, dasselbig
zustücklin und fein zusammenbehalten und unß
alher berichten, was es sey, solle auch deswegen
ferrer beschaidt erfolgen. Auch ein erlichen disch an
idem ort, dorauf man das nachtmal des herren ha-
ben und taufen kunde5, deßgleichen anstat dero
taufstein und kelch ein becken, kandt und ein zir-
lich drinckgeschirr in forme eines kopflins jedes
ortes machen und, was es kost, von jedes orts kir-
chengefelle bezalen lassen.
So wollendt uns auch hiezwischen dem ersten
Novembris aller euerer verrichtung gewisse anzeig
und gruntlich relation zu unser cantzeley zufertigen.
Hieran beschicht unser ernstlicher will und mei-
nungh.
Datum Haidelberg, den 3. Octobris anno
MCCCCC LXV.
2 Vgl. unsere Nrn. 20 und 21.
3 Nicht erhalten.
4 Nicht erhalten.
5 Schon die Kirchenordnung von 1563, oben S. 381
und 383, spricht von einem Abendmahlstisch.
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ausspender samentlich aufgeschlossen, was sie er-
dragen, aigentlich verzaichnet, in ire rechnunge ge-
bracht und also allein zu erhaltung der armen ge-
praucht werden.
Es sollen auch die verordenten ausspender jer-
lichs uber all ir innam und außgab dem rathe in
beysein unsers gnedigsten herrn verordneten rech-
nung thun.
Und das also zu eim versuch ins werck gericht,
biß es von jarn zu jarn mag gebessert werden.
36. [Befehl an die Amtleute vom 3. Oktober 1565, in den Kirchen die Bilder,
Altäre und sonstigen Kirchenzierrat abzuschaffen]1
Von Gots gnaden Friderich, pfaltzgraf bey Rhein,
ertztruchseß und churfürst etc.
Lieben getreuen. Wiewol weilandt der hochgeborn
furst, unser freuntlicher, lieber vetter und vorfar,
pfaltzgraf Ott Heinrich, churfurst, seliger gedecht-
nus2, und wir3 vielfeltig bevelch in alle ämpter un-
sers churfurstenthumbs der Pfaltzgraveschaft bey
Rhein, die abgötterey allenthalben abzuschaffen,
ausgehen lassen, so befinden wir noch teglich, das
noch hien und wieder viel abgötterey uberig plieben,
als nemlich altarien, ölberg, gotzenwerg, crucifix in
der kirchen und uf den strassen, auch vor den kir-
chen, item sacramentheuslin, thaufstein, weich-
kessel und dergleichen götzenwergk mehr. Dieweil
wir dan noch dem bevelch Gottes einmol die ab-
gotterey durchauß abzustellen gedencken, so be-
velen wir auch hiemit ernstlich, das ir alsbaldt
imandt mit unserm superintendenten, dem wir dan
deßwegen ein sondern bevelch zukhommen haben
lassen inhalt beyligender copey 4, abfertigen wollent,
alle örter euerer von unß tragenden ampts zu be-
sichtigen und denselbigen uferlegen, alles obgemelt
geschmayß, so noch in und ausserhalb den kirchen
unveruckt stehet, alsbaldt bescheidenlich abzu-
schaffen, also das es in ewigen zeiten zu abgötterey
nit mher gepraucht werden khunde, auch die wendt
1 Druckvorlage: Abdruck durch P. J. Mone in:
Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit. 5. Jahr-
gang, Karlsruhe 1836, 499-500. Mones Vorlage
(Speierer Memorandenbuch, fol. 156 in GLA Karls-
ruhe) wurde im 19. Jh. an das Staats-A. Speyer ab-
gegeben und ist mit den von dort ausgelagerten Be-
ständen 1945 vernichtet worden.
und löcher fein wider verstraichen und verdünchen
lassen, die uf dem kirchhof weggeprochene stein
wegzuschaffen und zu dem gebeu gebrauchen lassen.
Was aber fur chorrock, meßgewandt, alben, chor-
kappen und ander ornaten vorhanden, das wollendt
under arme leuth dheilen, in spitaln und sunst umb
Gottes willen geben, was aber sonst an solchen orna-
ten mit creutzer, gemainlich mit pärlin, goldt oder
silber gestickt und dergleichen, darauß man einigen
nutz, wie klein der sey, erhäben möcht, dasselbig
zustücklin und fein zusammenbehalten und unß
alher berichten, was es sey, solle auch deswegen
ferrer beschaidt erfolgen. Auch ein erlichen disch an
idem ort, dorauf man das nachtmal des herren ha-
ben und taufen kunde5, deßgleichen anstat dero
taufstein und kelch ein becken, kandt und ein zir-
lich drinckgeschirr in forme eines kopflins jedes
ortes machen und, was es kost, von jedes orts kir-
chengefelle bezalen lassen.
So wollendt uns auch hiezwischen dem ersten
Novembris aller euerer verrichtung gewisse anzeig
und gruntlich relation zu unser cantzeley zufertigen.
Hieran beschicht unser ernstlicher will und mei-
nungh.
Datum Haidelberg, den 3. Octobris anno
MCCCCC LXV.
2 Vgl. unsere Nrn. 20 und 21.
3 Nicht erhalten.
4 Nicht erhalten.
5 Schon die Kirchenordnung von 1563, oben S. 381
und 383, spricht von einem Abendmahlstisch.
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