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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0468
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

Ob wir unß nur keinen zweifel machen, ihr werdet
nit allein für euch, alß an unser stat die oberkeit im
ampt, dasjenige in allen stücken mit gebürlichen,
getrauen fleiß verrichten, auch noch fürter volziehen
und darob handthaben, waß sölcher gemeiner be-
velch euch auflegen und besonders heisen thut, son-
dern auch unsern solchen ampt superintendenten
und jedes ordts kirchendiener ihrer zustende, ob-
ligende verrichtunge angehörigt und sei, solchem
gleicher gestalt in allem nachzukhomen, ange-
wisen, auch waß euch und ihnen gesampt und be-
sonder zu verrichten gefüret, weniger nit verordnet
haben.
Dieweil wir aber nit wüsen, wie es alendthalbe an-

gericht und seinen fortgang hat, bevelchen wir, ihr
wolt unß solches underschidlichen verstendigen,
fürnemlich aber den superintendenten und kirchen-
dienern dasjenige, ihnen solcher bevelch besonders
auflegen thut, in allen puncten mit christenlicher,
getreuer bescheidenheit, wie kirchendiener gebürt,
zu verrichten bevelchen und sei darbei ampts wegen
gebürlichen handtzuhaben, da auch solchem von
einem oder dem anderen nit nachgesetz oder ein
anderß, alß bevolchen, fürgenomen werden wolte,
dasselbige abschaffen und an unß gelangen lasen.
Daran thut ihr unser meinunge.
Datura Heidelberg, den 9. Augusti anno [15]70.

46. [Befehl vom 12. August 1570 gegen die Handhabung des Kirchenbanns durch
die Kirchendiener und gegen Kanzelpolemik]1

Von Gotes gnaden Friderich, pfaltzgrave bei Rein,
ertztruchseß und churf.[urst]
Lieber gethreuer,
Als die kirchendiener hin und wider uf den cantz-
len in den teglichen predigen ihre zuhörer one
grundt götlichs worts nit allein mit unzimlichen din-
gen antasten, sonder auch bisweilen sei offendtlich
lestern, schenden, schmechen und ausschliesen,
welchs dan nit zu erbauung, sonder vilmer ergerlicher
zerstorung christenlicher gemeinde beschwerlich ge-
raichen wil2, so haben wir demnach unß jüngsten mit
etlichen, unserer waren christenlichen religion der
Augspurgischer Confessions verwandten chur- und
fürsten dahin vereinbart und verglichen, das hin-
füro in unserer allerseits landen und gebieten umb
ferner verhüetung geferlicher ergernuß willen keiner
solcher unrüwiger clamanten und lesterer geduldet,
sonder vilmer, da sei von solchen ihrem ungerümb-

1 Druckvorlage: Zeitgenössische Kop. in Stadtb.
Schaffhausen, Hs. 127, TJlmeriana III, pag. 104,
aus dem Nachlaß des Schaffhauser Antistes Johann
Conrad Ulmer stammend.
2 Vgl. die entsprechende Bestimmung in der Kirchen-

ten schreien, lestern und außschliessen nit absthen
wolten, allerdings mit ernst abgeschafft werden
solen3.
Hieruf und in kraft desselben ist unser ernstlicher
bevelch, ihr wellent numer unsertwegen unsern
superintendenten und kirchendienern euers bevolch-
nen ampts ein solches vermelden und ihnen under-
sagen, nun hinfürt baß desen bei vermeidung unse-
rer schweren ungnad gentzlich zu endthalten, wie
ihr dan daruf gut achtung zu geben und, wo künftig
über dise jetzige unsere verwarnung von einem oder
dem andern meer dergleichen geübt, unß desselbi-
gen unverlengt zu berichten habt, die gebür gegen
dem fürzunemen. Hieran verricht ihr unsern ernst-
lichen willen und meinung.
Datum zu Heidelberg, den 12. Augusti anno
[15]70.

ratsordnung von 1564, unsere Nr. 32, oben S. 413, und
in den Kirchendienerbestallungen von 1564, unsere
Nr. 33, oben S. 425, und von 1566, unsere Nr. 41, oben
S. 432.
3 Vgl. oben S. 54, vgl. S. 38.

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