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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0470
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

anch sonderliche und erhebliche ursachen vorhan-
den, warumb einer eine kleine zeit lang geduldet oder
seiner notturft nach durch die Pfaltz ziehen muste.
Bettelbrief sollen von den amptleuten ausserhalb
beweglicher ehaften und sonderer not nit gegeben
werden.
Wie die almusen ausgethailet werden sollen.
Von denen, so mit tiefer armut und kranckhait be-
laden.
Gar arme, alte, schwache und krancke leuth, so
sich ire tag frumlich und mit treuer arbait oder
dinsten gehalten, welche keine guter oder underhal-
tung bei iren freunden haben, was derselben in die
spital noch zu weil nit kundten eingenommenk lund
underbrachtl werden, sollen aus dem kasten und von
der gemeinen almusen ethchermassenm, soviel es die
gelegenhait erleiden mage, erhalten werden und, wo
under solchen etliche, die des bettelzaichens auß ur-
sachen zu befreyen, die mochten darunder jederzeit
zu bedencken sein.
Haußarme.
Die haußarm sein, weib und kinder haben, sich
frumblich halten und zu arbeiten begeren, aber
gleichwol mit irer arbait nit erneren kunnen, den-
selbigen soll das almusen geraicht werden nach ge-
stalt und gelegenhait der personen armut und er-
khandtnus der almusenpfleger, sofer anderst solliche
personen eines aufrichtigen und züchtigen lebens
und dasselbige under der bürgerschaft herbracht,
und sollen diese personen ein bettelzeichen tragen.
Im fall aber etliche mittelarmen befundenn, die
hülf oder vorleihens bedörfteno und darumb an-
suchen wurden, solliche sollen der obrigkeit ange-
zeigt und derselbigen bescheidts erwartet werden.
Und sollen die alten vater oder mutter, wa sie
leibshalben so vermüglich sein, hülf und almusen
selbst empfahen und ire kinder nit darnach schicken,
sonder zu der arbeit ziehen, pauch die almusen-

k Reinschrift: angenommen.
l-l Fehlt Reinschrift.
m Fehlt Reinschrift.
n Fehlt hier Reinschrift.
o Reinschrift hier: + befunden.
p Reinschrift: + sollen.

pflegerq und amptleuthq darauf achtung haben,
damit solliche kinder, so dienen und arbeiten mügen
und kunnen, zur arbait und dinst, es sey am gemei-
nen nutz oder bei sonderen personen, befurdert,
mussiggang und faulentzen verhuetet und der
castenr und seckel desto weniger beschwerdt werde.
Also soll man fleis furwenden, den vaterlosen, ar-
men waysen zu handtwercken, schulen oder dinsten
auch zu verhelfen.
Wie die armen ins almusen auf- und angenommen
sollen werden.
Niemandt soll zu empfahung des almusen zugelas-
sen oder umb Gottes willen geholfen werden, er sey
dann von den almusenpflegern seiner notturft und
wolhaltens halben dessen vehig erkandt und nit aus
gunst zugelassen.
Zum andern sollen alle arme, so in seckel zu kom-
men begeren, ernstlich ermanet werden, sich alles
spielens, zechens, wurtsheuser, heimlich und offent-
lich, unnutzlichen verschwendens, faulentzens und
mussigghens zu enthalten, sonder heuslich, arbeit-
sam, sparig, frumblich und zu Gottes wort mit be-
suchung der kirchen zu halten, auch ire kinder sda-
hin zus ziehen.
Da aber sollichs nit beschehe, sollen soliche leut
nach gestalt und gelegenhait irer mishandlung und
ubertretung mit dem turn, wasser und brot alsbaldt
gestraft oder des almusen beraubt und, da kein ver-
besserung ervolgen thet, des landts verwiesen wer-
den.
Also soll es auch mit denen gehalten werden, die
ire kinder, so zur arbait tuglich und wol irt brodt
gewinnen kunnen, zum faulentzen ziehen und die-
selbige nit zur arbeit anhalten.
Wa auch weibs- und mannspersonen, so vom al-
musen erhalten, andern krancken, sonderlich den
armen geschickt und tuglich geacht, sollen diesel-
bige schuldig sein, nach irem vermugen ihnenu dinst
gegen geburlicher belohnung zu beweisen oder der
q Fehlt Reinschrift.
r Reinschrift: costen.
s-s Reinschrift: darzu.
t Fehlt Reinschrift.
u Reinschrift: iren.

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