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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0579
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Kirchenratsordnung ca. 1593

ster gedechtnus, das collegium sapientiae gestiftet,
mit ordtnungen und statuten versehen und die zeit
hero in viel wege verbessert worden, so sollen unsere
kirchenräthe ob denselbigen ordtnungen, statuten
und gute disciplin fleissig halten, niemand aus gunst,
sondern allein diejhenige stipendiaten, so in unsern
vier paedagogiis Heydelberg, Neuhausen, Neustadt
und Amberg in den ordentlichen examinibus seme-
stribus ad audiendas lectiones publicas tüchtig er-
kant, vermöge ufgerichter statuten eingenommen
werden.
Es soll auch ihderzeit zweyen benanten personen
aus unserm kirchenrath, einem politico und einem
ecclesiastico, die inspection der sapientz von den
übrigen kirchenräthen uferlegt werden, die sollen
zum wenigsten alle wochen einmahl in die sapientz
gehen, die lehr und disciplin handhaben helfen,
achtung geben, wie sie die stipendiaten anlassen,
damit der grosse unkosten derents nicht vergebens
ufgewendet, was ihderzeit zu verbessern oder fer-
ners anzuordnen sowol in der oeconomi als sonsten,
dasselbig zeitlich an die hand nemen. Und zu solcher
erkundigung füglicher nicht als durch anstellung
gewisser examinum zu kommen, so sollen sie jhär-
lichen ufs wenigste einmal ein solemnem examina-
tionem stipendiariorum fürnemen, dardurch die in-
genia und progressus singulorum alumnorum ob-
servirt und hierdurch zu mehrerm fleiß gereitzet
und wacker gemacht werden.
Wann auch die sapientz an underhalt genugsam-
lich versehen und versichert, sollen unsere kirchen-
räthe uf die handhabe fleissig sehen und, da dran
mangel oder intrag beschehe, solches an uns oder
unsern großhofmeister, cantzler und räthe gelangen
lassen, damit ihnen gebürlich hülfe erwiesen werde57.
Uf die drey paedagogia, deren eins allhie zu Hey-
delberg58, das ander zu Neuhausen59 und das dritte

58 Das Pädagogium zu Heidelberg, 1546 begründet,
unter Ottheinrich stillgelegt und 1560 neubegrün-
det, seit 1575 unterstand es dem Kirchenrat (vgl.
J.F. Hautz, Geschichte der Neckarschule in
Heidelberg. Heidelberg 1849, 31-55), vgl. auch
die Kirchenratsordnung von 1585, oben S. 518.
59 Das Pädagogium zu Neuhausen, 1565 begründet,
1577 stillgelegt und 1585 neubegrtindet.
60 Das 1578 begründete Casimirianum zu Neustadt
a. d. Hardt, seit 1585 Gymnasiuin.

hernacher von dem hochgebornen fürsten, unserm
freundlichen, lieben herrn vättern und pflegvatern
hertzog Johann Casimirn, pfaltzgrafen etc., zur Neu-
stadt an der Hardt fundirt und angerichtet worden60
(dann das vierdte in unsern Obern Pfaltz zu Am-
berg61 seine besondere inspectores hat), sollen un-
sere kirchenräthe treues vleisses sehen, das sie zu-
forderst mit gelerten, gottsförchtigen und frommen
praeceptorn bestellt, keine junge zu stipendiaten
ufnemen, von denen nicht hoffnung sey, das sie heut
oder morgen der kirchen und schulen nutzlich mö-
gen furstehen, alle jhar zwey unterschiedliche exa-
mina, eines zu Ostern, das ander umb Michaelis vor
dem herbst durch alle classes halten. Wann sie in
primam kommen, daraus promotiones in das sa-
pientz geschehen, sollen sie zum wenigsten einen ex
praeceptoribus domus sapientiae darzu erfordern
und dem examini lassen beywohnen, damit sie von
ihrem profectu selbst urtheilen, ob sie zur sapientz
tüchtig oder nicht sein. In alle wege aber haben sie,
unsere kirchenräthe, zu verkommen, das mit solchen
promotionibus sowol in inferioribus als superioribus
classibus nicht geeilet, sonder die jungen wol zeitig
und mit ihrem selbs nutzen promovirt werden.
62Von straf der kirchen- und schuldiener.
Dieweil63 kirchen- und schuldiener gleichwol als
andere schwache und gebrechliche menschen seind,
auch im kirchenregiement ebenso wenig als in poli-
tischen möglich ist, dasselbige ohne straf zu erhal-
ten, so ist unser ernster befehlich, das unsere kir-
chenräthe fleissiges ufmercken haben, das durch
64kirchen- und schuldiener kein ärgernuß in der kir-
chen Christi 65und bey der lieben jugent, sowol65
wandels und lebens66 als der lehr halben entstehe.
Damit 67sie aber67 wissen mögen, wie in derglei-
61 Das Pädagogium zu Amberg, 1566 begründet.
Über seine Schicksale ist nur wenig bekannt.
62-62 Fast wörtlich aus 1564, oben S. 416-417.
63 1564: + aber die.
64 1564: + die.
65-65 Fehlt 1564.
66 1564: + sowol.
67-67 1564: aber unsere kirchenräthe.

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