Kirchenordnung 1601
Gehet hin und lehret alle völcker und taufet sie
im namen des vaters und des sohns und des h.[eili-
gen] geistes [Matth. 28, 19]. Wer da glaubt und ge-
tauft wird, der wird selig werden, wer aber nit glau-
bet, der wird verdampt werden [Mark. 16, 16].
Wie laut die einsatzung des heiligen abendmals?
Unser herr Jesus in der nacht, das er verrahten
ward, nam er das brot, dancket und brachs und
sprach: Nemet, esset, das ist mein leib, der für euch
gebrochen wird. Solches thut zu meiner gedächtnuß.
Desselbengleichen auch den kelch nach dem abend-
mal und sprach: Dieser kelch ist das neue testament
in meinem blut. Solches thut, so oft irs trinckt, zu
meiner gedächtnuß. Dann so oft ihr von diesem
brodt esset und von diesem kelch trincket, solt ihr
des herren tod verkündigen, biß daß er kompt.
[1.Kor. 11, 23-26]. Und diese verheissung wird
auch widerholet durch s.[anct] Paulum, da er
spricht: Der kelch der dancksagung, damit wir
dancksagen, ist der nicht die gemeinschaft des bluts
Christi? Das brodt, daß wir brechen, ist das nicht
die gemeinschaft des leibs Christi? Dann ein brodt
ists, so sind wir viel ein leib, dieweil wir alle eines
brodt theilhaftig sind [1.Kor. 10, 16-17].
III.
Von der danckbarkeit.
[XVII.] 1. Wie soll ein christ Gott für solche er-
lösung danckbar sein?
Mit einem christlichen leben und glaubigem gebet.
[XVIII.] 2. Wie lebt man christlich?
Wenn man gute werck thut.
[XIX.] 3. Welches sind gute werck?
Die Gott geboten hat, die auß rechtem glauben
und Gott zu ehren geschehen.
[XX.] 4. Warumb soll man gute werck thun?
Nicht das man köndte dardurch selig werden,
sondern das man sich danckbar gegen Gott erzeige,
weil sie von ihme geboten und zeugnuß sein unsers
glaubens.
51-51 Wörtlich aus 1563, vgl. oben S. 375.
52 1563: Der weltlichen oberkeyt.
[XXI.] 5. Wie soll man Gott mit dem gebet
danckbar sein?
Man soll Gott in allen nöhten anrufen und ihm
für alle seine wolthaten dancken.
[XXII.] 6. Wie soll man aber Gott anrufen?
Wie uns der herr Christus gelehret hat.
Unser vater, der du bist im himmel. Geheiliget
werde dein name. Dein reich komme. Dein will
geschehe auf erden wie im himmel. Unser täglich
brodt gib uns heut. Und vergib uns unser schuld,
als auch wir vergeben unsern schüldigern. Und
führe uns nicht in versuchung, sondern erlöse uns
vom bösen. Dann dein ist das reich und die kraft und
die herrligkeit in ewigkeit, Amen. [Matth. 6, 9-13].
51Folgen die sprüche der heiligen schrift, daraus
ein jeglicher in seinem standt erlernen mag, was
ihm in seinem beruf zu thun gebüre.51
Die heilige schrift lehret nicht allein in gemein,
wie man gottselig und christlich leben soll, sondern
gibt auch einem jeden in der christlichen gemeinden
in seinem stand und alter anleitung, wie er sich in
seinem beruf, darinnen er von Gott berufen ist, ver-
halten soll. Darumb sind die fürnembsten solcher
sprüche in nachfolgende tafel zusammengezogen,
daß ein jeder dißfals sich desto baß hierein zu
schicken wisse.
Der hohen obrigkeit52.
Ein könig soll im gesetzbuch lesen sein leben lang,
auf daß er lerne fürchten den herren, seinen Gott,
daß er halte alle wort dieses gesetzes und diese
rechte, daß er darnach thue. Er soll sein hertz nicht
erheben uber seine brüder und soll nicht weichen
von dem gebot weder zur rechten noch zur lincken,
auf daß er seine tage verlenge auf seinem königreich,
er und seine kinder in Israel. Deut. 17, V. 19. 20.
53So lasst euch nun weisen, ihre könige, und lasst
euch züchtigen54, ihr richter auf erden. Dienet dem
herren mit furcht und freuet euch mit zittern.
Psal. 2. vers. 10. 1153.
53-53 Wörtlich aus 1563, vgl. oben S. 375.
54 1563: lehren.
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Gehet hin und lehret alle völcker und taufet sie
im namen des vaters und des sohns und des h.[eili-
gen] geistes [Matth. 28, 19]. Wer da glaubt und ge-
tauft wird, der wird selig werden, wer aber nit glau-
bet, der wird verdampt werden [Mark. 16, 16].
Wie laut die einsatzung des heiligen abendmals?
Unser herr Jesus in der nacht, das er verrahten
ward, nam er das brot, dancket und brachs und
sprach: Nemet, esset, das ist mein leib, der für euch
gebrochen wird. Solches thut zu meiner gedächtnuß.
Desselbengleichen auch den kelch nach dem abend-
mal und sprach: Dieser kelch ist das neue testament
in meinem blut. Solches thut, so oft irs trinckt, zu
meiner gedächtnuß. Dann so oft ihr von diesem
brodt esset und von diesem kelch trincket, solt ihr
des herren tod verkündigen, biß daß er kompt.
[1.Kor. 11, 23-26]. Und diese verheissung wird
auch widerholet durch s.[anct] Paulum, da er
spricht: Der kelch der dancksagung, damit wir
dancksagen, ist der nicht die gemeinschaft des bluts
Christi? Das brodt, daß wir brechen, ist das nicht
die gemeinschaft des leibs Christi? Dann ein brodt
ists, so sind wir viel ein leib, dieweil wir alle eines
brodt theilhaftig sind [1.Kor. 10, 16-17].
III.
Von der danckbarkeit.
[XVII.] 1. Wie soll ein christ Gott für solche er-
lösung danckbar sein?
Mit einem christlichen leben und glaubigem gebet.
[XVIII.] 2. Wie lebt man christlich?
Wenn man gute werck thut.
[XIX.] 3. Welches sind gute werck?
Die Gott geboten hat, die auß rechtem glauben
und Gott zu ehren geschehen.
[XX.] 4. Warumb soll man gute werck thun?
Nicht das man köndte dardurch selig werden,
sondern das man sich danckbar gegen Gott erzeige,
weil sie von ihme geboten und zeugnuß sein unsers
glaubens.
51-51 Wörtlich aus 1563, vgl. oben S. 375.
52 1563: Der weltlichen oberkeyt.
[XXI.] 5. Wie soll man Gott mit dem gebet
danckbar sein?
Man soll Gott in allen nöhten anrufen und ihm
für alle seine wolthaten dancken.
[XXII.] 6. Wie soll man aber Gott anrufen?
Wie uns der herr Christus gelehret hat.
Unser vater, der du bist im himmel. Geheiliget
werde dein name. Dein reich komme. Dein will
geschehe auf erden wie im himmel. Unser täglich
brodt gib uns heut. Und vergib uns unser schuld,
als auch wir vergeben unsern schüldigern. Und
führe uns nicht in versuchung, sondern erlöse uns
vom bösen. Dann dein ist das reich und die kraft und
die herrligkeit in ewigkeit, Amen. [Matth. 6, 9-13].
51Folgen die sprüche der heiligen schrift, daraus
ein jeglicher in seinem standt erlernen mag, was
ihm in seinem beruf zu thun gebüre.51
Die heilige schrift lehret nicht allein in gemein,
wie man gottselig und christlich leben soll, sondern
gibt auch einem jeden in der christlichen gemeinden
in seinem stand und alter anleitung, wie er sich in
seinem beruf, darinnen er von Gott berufen ist, ver-
halten soll. Darumb sind die fürnembsten solcher
sprüche in nachfolgende tafel zusammengezogen,
daß ein jeder dißfals sich desto baß hierein zu
schicken wisse.
Der hohen obrigkeit52.
Ein könig soll im gesetzbuch lesen sein leben lang,
auf daß er lerne fürchten den herren, seinen Gott,
daß er halte alle wort dieses gesetzes und diese
rechte, daß er darnach thue. Er soll sein hertz nicht
erheben uber seine brüder und soll nicht weichen
von dem gebot weder zur rechten noch zur lincken,
auf daß er seine tage verlenge auf seinem königreich,
er und seine kinder in Israel. Deut. 17, V. 19. 20.
53So lasst euch nun weisen, ihre könige, und lasst
euch züchtigen54, ihr richter auf erden. Dienet dem
herren mit furcht und freuet euch mit zittern.
Psal. 2. vers. 10. 1153.
53-53 Wörtlich aus 1563, vgl. oben S. 375.
54 1563: lehren.
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