Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0638
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Regierungszeit Friedrichs IV. 1592-1610

[V.]
Wie er in seinem eigenen leben und wandel be-
schaffen seye und wie sich sein weib, kinder, gesindt
und haußgenossen verhalten.
Damit aber in censuris concionum nicht etwan un-
gelegenheit und wiederwertigkeit fürlaufe, sondern
es an einem ort wie an dem andern gehalten
werde und also die kirchendiener ein gewisse form
beyde, zu predigen und auch die predigten ihrer fra-
trum darnach zu censuriren, haben mögen, so sollen
sie sich nach dem in unserem collegio, die sapientz
genant, dißfals angeordnetem schlag und modo
richten und verhalten24.
[Was ihme sonsten zu sagen.]
Wann nun alle fratres uf obgesetzte fünf puncten
ordenlich nacheinander gehört, soll der praeses auß
gutachten des mehren theils schliessen, was ihme,
pastori, anzuzeigen und denselben gemeinen schluß
den scribam aufzeichnen lassen, nachdem er aber
wieder hineyngefordert worden, ihme dasselbige
freundlich und bescheiden im nahmen des gantzen
convents anmelden.
Im fall aber pfarrer desselben orts collegas hette
und nicht eben er selbst, sondern einer auß densel-
ben den convent hielt und demnach die predig ge-
than, sollen wegen des dritten interrogatorii jede
collegae, wegen der andern aber der allein, so ge-
predigt hat, censurirt werden.
[Censura des gantzen zustands der kirchen und
schulen desselben orts.]
Nach verrichter censur pastoris loci soll praeses
der schuldiener halben bey denen, so die schulen
visitirt haben, umbfrag halten, ob unserer schul-
ordnung25 in allen und jeden stücken an demselben
ort gebürlich nachgesetzt werde oder nicht und, wie
mans in besuchung der schulen befunden, ob sich die
k-k Amberg 1615: der rath, zehet- oder kirchenbröbst,
haubtleut, fürer und die.
l Amberg 1615: eltiste oder nechste nach dem in-
spectore und praeside.
m-m Amberg 1615: sollen abtreten.
n Amberg 1615: + Weiln auch die placide ac fra-
ternae collationes de capite quopiam doctrinae
christianae, so bey denen bißhero gehaltenen con-
ventibus fürgangen, nicht ohne nutzen gespüret
worden, so sollen dieselben hinführo auch continu-
irt und nit allein und einig von den streitigen
puncten de ubiquitate, orali manducatione, opere
operato und viatico, sondern auch unstreitigen

schuldiener ihrer bestallungspuncten26 gemeß ver-
halten, ob etwan sie und die ihrige die jugent oder
andere womit ärgern. Hierauß wie in gleichem auß
geschehener relation des pastoris von den schulen,
die er vor der predig schriftlich und mündlich ge-
than, und auß demjenigen, was kschultheis undk
eltesten angezeigt, sollen sie darnach samptlich mit-
einander schliessen, was dem schulmeister anzuzei-
gen und, wenn es von dem schreiber ufgezeichnet,
ihme ein solches durch den praesidem im nahmen des
gantzen convents angesagt und vermeldet werden.
[Von der 2. verhandlung des convents, nemlich
von der censur der ubrigen conventualen.]
Nachdem man nun mit der visitation der kirchen
und schulen desselbigen orts allerdings fertig, soll zu
der andern droben anbefohlener verhandlung des
convents geschritten werden, nemlich zu der censur
der ubrigen conventualen.
Demnach soll für ein erstes der praeses selbst ab-
treten und an seiner statt der inspector1 die umbfrag
halten, fratrum vota colligiren und, was geschlossen,
ihme anzeigen. Nach dem praeside msoll abtreten
inspector undm folgends alle fratres nacheinander
und soll uber jeden die censur gehalten werden, ob
mangel seye erstlich an seinem ampt belangendt die
kirchenordnung27, die notwendige ordnung wegen
der catechesation und underweisung28, item die
presbyterii-29, almosen-30 und schulordnung31.
Zum andern, ob an seinem oder der seinen leben
und wandel mangel erscheine. In solcher censur aber
soll der droben gesetzten legum censurandi in alle
weg fleissig wahrgenohmen werden.
Wann sich nun einer nach dem andern wider zu
ihnen niedergesetzt, soll ihme gleichfals dasjenige,
was beschlossen, vom praeside freundlich vermeldt
werdenn.
religionsarticuln, nachdem es die gelegenheit
geben und zu erbauung der kirchen, auch guter
vertreuligkeit dienlich zu sein erachtet wirdt,
logice, placide und möglichster bescheidenheit
conferirt werden, hingegen alles unerbauliche
und undienstliche gezenck gentzlich abgeschni-
ten sein und vermiten bleiben.
24 Vgl. den Text unten S. 615. 25 Nicht erhalten.
26 Unsere Nr. 98. 27 Unsere Nr. 96, oben S. 556-585.
28 Das Institutionswerk, vgl. oben Anm. 8.
29 Unsere Nr. 100, oben S. 593-603. 30 Unsere Nr. 95,
Text bei Nr. 55, oben S. 458—484. 31 Nicht erhalten.

612
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften