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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0074
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Schwäbisch Hall

ertagx, Auffartag Cristi, pfingstag ysampt einem
nachvolgenden feyertagy, Johans des tauf-
fersz54, adie heimsuchung Mariea55, Marie Magda-
leneb56, Aller hailigen tag57.
Mer oder minder istc kein gebot gots oder no-
turfftd, sonder wurt einer oberkait heimgesetzt, da-
rin zuordnen, gemeinem volck zu nutz, wie es fug-
lich mocht angesehen werdene.
Es wer auch gut, dieweyl man bißhieher ein
Creutzwochen58 gehapt, darin fur die frucht gewal-
let und uff bestimpte Zeytf die palmen, creuter,
gdas fewerg, flaisch, ayer, wein, wasser, saltz, wachs
und ander stuck geweycht, das ein sonderlicher tag,
nemlich der Montag der creutzwoehen oder ein an-
der gelegner zu eim feyertag bestimpt |136r| wurde,
daruff man sonderlich leren solt und predigen, wie
durch das hailig plut Cristi unsh all frucht, speis
undi andere gebreuchlichej ding zur noturfft des
menschen geweycht und gehailigt wern. Allein
stund uns furthin zu, das wir ksolich leiplichk no-
turfftige ding mit harlikaitl und dancksagung
brauchten. Auch solte die kirch sonderlich uff den
selbigen tag ermant werden, fur die frucht der erden
zu bitten, das got sie uns laß in seiner gnad nießen
und brauchen etc.m

B: und montag hernach.
z E: tauffers tag.
a-a B: Mariae Heimsuchung, Mariae himelfart [15. August].
b B: Magdalenae, Sant Michel [29. September] unnd.
c E: ist es.
d E: gehorsam.
e In B, C und D folgt die Überschrift: Von segen und wei-
he der fruchten und speysen fur die Creutzwochen.
f Fehlt E.
g-g Fehlt E.
h In B durchgestrichen: und.
i E: und alle.
j B: gebreuchliche, burliche. Fehlt E.
k-k B: billich.
l E: heylikeyt.
m E: Amen.
n E:dem.
o E:dem.

Von der Kirchen straff, vom Ban und Synodo
Ein weltlich Oberkait, sie sey haidnisch oder cristen-
lich, ist ein Gots ordnung, zur straff dern boßen und
furderung dero guten eingesetzt59, auff das ein erber-
lich, burgerlich und fridlich wesen außwendig gefurt
und nit der gut von dem boßen uberlangt wurde.
Darumb |136v| erfordert das ampt der selbigen
Oberkait, irm billichen gesatz nach die ubelteter,
uffrurer, morder, rauber, dieb, ebrecher, gotzleste-
rer, leudtschender, mainaidig etc. zustraffen. Aber
die heimlichen sund, pwie sie nit qzurruteln gemei-
nem friden und erberkait, also sein siep nitq von
weltlichem gewalt strefflich, sonder man sol das un-
kraut waehsen laßen biß zur der ernd und dem urtail
gots bevelhen60.
Nu wie got, der himelisch vater, in der gantzen
welt under Juden, Hayden und Turcken ein ersam,
erberlichs, fridsam leben wil haben seiner Herschafft
und gewalts, so er in aller welt hat ein schein und
anzaigung, Derohalben hat er der Oberkait das
schwert zu furn bevolhen, darmit die boßent, sol-
chem ersamen wandel ergerlich und nachtaylig le-
bend, abgesundert wurden, gleich wie esu boß, faul
glid vom ganzen corpel61 abgeschnittenv wurt,
darmit nit auch andere glider und der ganz leip ver-
durbe62.

p-p B: seind.
Fehlt C, D.
r B: zur Zeit.
s E: erberlich und.
t E: boßen, so.
u B, C, D: ein. E: das.
v B: abgesundert.

54 24. Juni.
55 2. Juli.
56 22. Juli.
57 1. November.
58 Kreuzwoche = Bettage von Vocem jocunditatis (5. Sonn-
tag nach Ostern) bis Mittwoch oder Samstag danach.
59 Vgl. Röm 13,1.
60 Mt 13,30.
61 Körper.
62 Mt 5,29-30; 18,8-9; Mk 9,45.47.

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