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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0078
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Schwäbisch Hall

Es werden auch die Gotzlesterer weder nach got-
lichem noch kaiserlichem gesatz, sonder allein mit
wenig gelt, darmit doeh der sunden nit gewertb, von
weltlicher Oberkait gestraft. Dergleychen die
truneken Zapfen, groß spiler, Buler oder Hurer, Wu-
cherer oder Neyder und etlich mer, ob sie wol ein
unerberlich leben furen. Dieweyl aber dardurch
nach eusserlichem ansehen kein gemeiner unfrid
entstet, laßt diec der weltlich gewaltd ungestrafft.
Dißen sunden, so sunst ungestrafft oder auff das
wennigst ungebessert bleyben, zu weren, wurt es fur
gut angesehen, das ein Oberkait der ordnung, von
Cristo angezaigt und der ersten kirchen geprauch
nach, zu dem pfarer und predigern etlich redlich
person auß der Burgerschaft, |141v | wie ebiß hiehere
inf eesachen geschehen, bestimpte und verordnete,
die alsdan, so esg die not erhaischt, ein Sinod, das ist
ein versamlung, hielten und aufh die vorgeschribne
weys, von Cristo verordnet, den uncristen ermanen
ließen, von seinem ergerlichen leben abzusteen, etc.
iEs wurdej darumb auß der Stat kein closter, sonder
ein zuchtige Burgerschafti.
Es glauptk kein mensch, was guts und erberkait
auß diser ordnung entsteen wurd. Cristus ist frey-
lich nit truncken gewesen, da er sie hat aufgesetzt.
So ist es auß den alten Historien gewiß, das die Cris-
ten nie kein hailiger, redlicher leben gefurt haben,
dan da lnoch solche weysl mund ordnungm, den sun-
den, so sunst ungestraft pliben, zubegegnen, gehal-
ten ward, dan dieweyl der weltlich gewalt sich etli-
cher sund nit annimpt zu straffen, muß es doch ge-

b E: gewert wurtt.
c B: sie.
d Fehlt E.
e-e E: bißher.
f B, D: in den. E: zu.
g Fehlt B, C, D.
h E: auf das.
i-i Fehlt E.
j B, D: wurde auch.
k E: glaupt auch.
l-l D: nach solicher weiß.
Fehlt B.

wert werden, darmit nit die hailigen Sacrament fur
die hund wurden geworffen66 und die fromen, erbarn
Cristen nit geergert wurden.
Der bischofflich Ban und Sinod solt solichs biß
|142r | hieher gethon haben, So ist er schier mer ein
erlaubung der sund gewesen dan ein straff. Darumb
ist es von notten, fur den unnutzenn bischofflichen
Synod den nutzlicheno cristenlichen auffzurichten.
Und ob etwasp anders in der kirchen ausserthalb
der gemeinen ordnung zuthon were, solt es vorhin
an die bestimpten von der Oberkait gelangen, von
qden selbigenq ainer gantzen Oberkait furge-
brachtr werden, welche, so es nutzlich fur die kir-
chen wurd angesehen, approbirt oder, so es fur un-
tuglichs geachtet, verwurffen, darmit nit einer itli-
che sonderliche person irs gefallens in der kirchen
ordnungt zu stolziern und leben gestat wurd.
Von dem gemeinen kassten
Die armen seyen den cristenlichen kirchen hoch ver-
wandt und von dem Herrn ernstlich in eins igklichen
Cristen hilff bevolhen, daher auch die hailigen apos-
teln, furderlich Sant Paulus unnd |142v | Barnabas,
under den Cristen by den haiden gesamelt und den
armen zu Hierusalem uberschickt67. Es kumpt auch
hieher, das die erst cristenlich kirch sich verwilligt,
den zehenden zugeben, darmit die armen (wie wol er
uitzund außu unordnung in ander gebreuch gewendt)
ernert wurden.

n D: unnutzlichen.
o B: nutzlichen und.
p D: es was.
q-q B: der selben.
r B: furgetragen.
s B: untugentlich. E: untuchtig wurd.
t Fehlt E.
u-u D: jetz mit auff.

66 Vgl. Mt 7,6.
67 Apg 11,29-30.

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