Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0102
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Schwäbisch Hall

Frag: Was seind die gebott Gottes?
Antwort:
Das Erst: Du solt glauben in ainen Gott.
Das Ander: Du solt den namen des Herren nit ver-
gebenlich in mund nemen.
Das Dritt: Du solt den Sabbath hailigen. | Aiiib |
Das Vierdt: Du solt vater und muoter in eeren hal-
ten.
Das Fünfft: Du solt nit tödten.
Das Sechst: Du solt nit Eebrechen.
Das Sibendt: Du solt nit Steelen.
Das Acht: Du solt kain falsche zeugknuß geben.
Das Newndt: Du sollt deins nächsten Eegemahels
nit begeren.
Das Zehendt: Du solt nit frembdes guots begeren4.
Frag: Wardurch erfüllen wir die gebott Gottes?
Auß unsern aigen krefften oder auß krafft und
stercke der gnad gottes?
Antwort: Auß der krafft und gnad Gottes.
Frag: Wie überkompt man aber die gnad des
Herren?
Antwort: Mit dem gebett, durch unsern Herren Je-
sum Christum, dann er hat gesagt: Was ir den vater
bittent in mei-| Aiiiia | nem namen, das wirdt er euch
geben5.
Frag: Wie bett man?
Antwort: Wie uns unser Herr Jesus Christus geleert
hat6:
Vatter unnser, der du bist im hymel.
Die 1. bitt: Dein nam sey hailig.
Die 2. bitt: Dein reych komme.
Die 3. bitt: Dein will geschehe, auff erden wie im
himel.
Die 4. bitt: Unser täglich brot gib uns heut.
Die 5. bitt: Und vergib uns unnser schuld, wie wir
unsern schuldigern vergeben.
Die 6. bitt: Füre uns nit in versuchung,
Die 7. bitt: Sonder erlöß uns von dem übel, dann
dein ist das reych, die krafft und die herligkait in
ewigkait, Amen.
4 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.
5 Joh 14,13-14; 15,16; 16,23.

Frag: Darff der mensch auch gegen Got bitten, die-
weil er ain sünder ist?
Antwort: | Aiiiib | Ja, dann so er gnad begert und
glaubt, so werden im die sünd vergeben.
Frag: Wer verzeicht die sünd?
Antwort: Gott, unser Herr, Wie er dann selbs
spricht durch den Propheten Esaiam am 43. ca. [25]:
Ich selbs, Ich selbs vertilck dein sünd von meinet
wegen und will deiner sünd nymmermer gedencken.
Frag: Warumb verzeicht Got dem menschen die
sünd? Umb seiner frümbkait oder guotten werck wil-
len?
Antwort: Nayn, sonder von wegen der gnad Christi,
welcher sein leyb für die sünd geben und sein bluot zu
verzeyhung der sünd vergossen hat.
Frag: Seind auch dir dein sünd vergeben?
Antwort: Ja, denn Christus hat sein leib, an wel-
chem das leben hanget, unnd sein bluot, an welchem
die verzeihung der sünd hanget, nit allain für mich
geben und vergossen, sonder mir auch zuo ainem ay-
genthumb geschenckt.
Frag: |Ava| Wie hat er aber dir die schenck über-
geben?
Antwort: Durch das Evangelion und das Sacrament
des Nachtmals.
Frag: Was ist das Nachtmal?
Antwort: Es ist ain gaystlich mal, darinn uns gaist-
lich speyß und tranck werden mitgetaylt.
Frag: Warumb nennestu es gaystlich speyß und
tranck, so doch Brot und Weyn, die man im Nacht-
mal auß taylt, leyplich speyß unnd tranck seyen?
Antwort: So man will urtaylen nach dem geschmack
des munds, so seyen sy leyplich. Aber dieweil unser
Herr Jesus Christus das brodt des Abentmals zuo sei-
nem warhaftigen leib und den wein zuo seinem war-
hafftigen bluot durch sein Götlich, almechtig wort

6 Mt 6,9-13.

82
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften