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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0221
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14. Eheordnung 1559

14. Eheordnunga
10. April 1559
Ehe Ordnung
Anno [15]59 publicirt unnd verkündt

Wir, Stettmaister und Rhat der Statt Schwabischen
Halle, füegen allen unnd jedenn unnsern burgern,
unnderthanen, verwhanndten unnd zugethanen,
auch allen denen, so unns oder den unnsern zuver-
sprechen steen, geystlichen unnd weltlichen, Manns-
unnd weibs personen, jung unnd alt, wie die genent
werden mögen, hiemit zuvernemen. Nach dem inn
crafft unnsers vonn Gott, dem herrn, bevolchenen
ampts zu furderung seiner allmechtigkeyt Göttli-
chen namens, auch gemeynes nutz unnd geliebten
fridens unnserer Obrigkeyt, deßgleichen zu erhal-
tung gepurlicher gehorsame Christennlichs, erbars
wanndels unnd lebens unnd zu müglicher abwen-
dung allerhanndt ungebürlicher ungehorsame, inn
sonnderheyt |172| aber zue lob unnd preiß vonn
Gott, dem allmechtigen, eingesetztes Eestanndts,
damit der selbig, wie sich gebürt, Christenlich ahn-
gefangen unnd erhalten unnd allerlay ungöttlichem
wesen gewehert werde, wie vor langer Zeyt unnd
verschiner weil ein ordnung inn Eesachen furgenom-
men, verkhündt unnd außgehn lassen1, ihn der wir
inn sonnderheyt statuiert unnd geordnet, das sich
die jugendt unnd kynnder aus irer Eltern gehorsame
nit selbs entziehen unnd sich vermeinlichen verhey-
raten sollen, sonnder, so unnd wann ainem solchen
zuwider gehanndlet, das nit allein solche vermeinte
Ee nichtig sein solle, sonnder das wir nach gelegen-
heyt der sachen ain solche ungehorsame kynder
sampt denen, so sie also verkuppelt, unableßlich
straffen wöltten, wie dann solch unnser Edict unnd
gepott nach lengs außweißt.
Dieweil aber durch die vergangenen geverlichen
lauff solcher löblichen, Christlichen unnd Gottseli-
gen ordnung ein zeit her |173 | etwas mangel gelassen
unnd daraus geschritten worden, mit dem dann vil

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Schwäbisch Hall 4/
492, p.171-187.

böse Exempel sich widerumb eraigen wöllen Unnd
aber menigklichen Christlichs und sonst erbars ver-
standts khundt unnd offennbar, das die Ehrerbiet-
tung unnd gehorsam der künnder gegen iren Elttern
anfengklich mennschlicher natur, als ein natürlich,
ewig unnd unwandelbar Recht eingebildet unnd her-
nach inn das Göttlich wort, auch anndere rechtge-
schaffene schrifften außtrücklich verfast unnd ver-
kündigt, unnd darzu auch unverborgen, das beide,
die Göttlich schrifft unnd kaysserlich Recht, die be-
melt Ehrentbiettung unnd gehorsame nit allein auff
die eusserlich heußlich kinnderzucht, sonnder auch
auff das ehelich verheyraten versten, deutten unnd
außlegenn unnd man auch auß teglicher erfarung
befindt, das 'der allmechtig den ungehorsam der
künnder gegen iren Eltern bevorab, so die kynnder
sich ohne vorwissen unnd willen irer Eltern mutwil-
ligclich verheyratten, mit allerlay beschwerlichem,
verderblichem unglickh unnd plagenn heimgesucht.
Dieweil dann auß |174| göttlicher ordnung unnd
inn crafft keyserlicher geschribner Recht, auch na-
türlicher erbar- unnd pillichkeyt, darzu schuldiger
danckbarkeyt nach, die kynnder iren Eltern gehor-
sam sein unnd fürnemblich auch mit irem Rhat,
vorwissen unnd willen verehelicht werden sollen, So
haben wir inn betrachtung jetzt ahngeregter unnd
annderer mehr erbarer unnd Christlicher unns darzu
bewegender ursachen lennger nit umbgehn mögen,
solch unnser Christlich zuvor verkündte Ehe-
ordnung, Edict unnd gepott lennger eingestelt zu-
lassen, Sonnder die widerumb zuvernewen unnd inn
das werckh zurichten, innmassen wir dann dasselbig
hiemit widerumb ernewen, auffrichten unnd becreff-
tigen. Unnd ist auch unnser meinung, Ordnung
unnd ernnstlicher bevelich, das fürohin niemandt,

1 Diese Eheordnung ist nicht überliefert.

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