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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0231
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16. Anleitung zum Beichtunterricht 1574

dere bezalung für die Sünd der Welt weder im Him-
mel noch auff Erden hat geschehen können, auch
nicht geschehen ist, dann allein das unschuldig Lei-
den und Sterben des Sons Gottes, unsers Herrn
Christi; also, Wer da will diser einigen gnuogsamen
bezalung theilhafftig werden unnd ge-| A3b | niessen
zur verzeihung seiner Sünden, der muoß sich an disen
Herrn Christum halten, an ihn glauben unnd sich
seines Leidens unnd Sterbens trösten, damit unnd
dardurch erlangt er gewißlich verzeihung seiner
Sünden.
III. Das dritte ist sterckung des Glaubens. Hie-
rauff müssen wir ferner wissen, wobey wir gewiß
sein können, daß auch wir dieselbigen Leut seind,
für wölche Christus gelitten und gestorben und de-
nen Gott umb Christi willen gnedig ist und die Sün-
de verzeihet.
Antwort:
Wir wissens, Gott lob, auß der Predigt des heiligen
Evangelii und auß unserm heiligen Tauff. Wir be-
kennens auch täglich in unserm heiligen Christli-
chen Glauben, da wir also sprechen: Ich glaub an
Jesum Christum, daß er hat gelitten under Pontio
Pilato, ist gecreutziget, gestorben, etc. Wafür aber?
Für mich und für meine Sünde. Item: Ich glaub ein
vergebung der Sünden, nemlich meiner sünden6. Wir
wissens auch auß der tröstlichen Absolution, wölche
nach der verheissung Christi im Himmel gilt unnd
krefftig ist7. Aber über diß alles werden wir der Gna-
den Gottes unnd verzeihung der Sünden am aller-
meisten gewiß und unser Glaub an Jesum Christum
würdt am krefftigsten gesterckt durch das Hoch-
würdig Abendtmal. Dann alda speiset und trencket
uns unser Herr Christus mit seinem waren Leib und
Bluot unnd leßt uns darbey anzeigen, er hab seinen
Leib auch für uns in Todt gegeben unnd sein Bluot

6 Vgl. Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.
7 Vgl. Mt 6,14; Mk 11,25-26; 2Kor 2,10; Eph 4,32; Kol
3,13.

auch für unser Sünde vergossen8. Also daß er eben so
wol für mich gelitten und für meine Sünde am
Creutz gestorben ist als für ander Leut, derhalben
hab ich | A4a | auch eben so wol durch ihn vergebung
aller meiner Sünden als andere Christgläubigen.
Daß war sey, so gibt er mir auch seinen Leib und
Bluot im heiligen Sacrament des Abendtmals zuo ei-
nem gewissen Pfand meiner erlösung, damit ich ja
ihm als meinem Erlöser desto gewisser könne ver-
trawen unnd mich sein gentzlich getrösten.
IIII. Das vierdte stück ist frucht des Glaubens
oder new gehorsam. Auff dise unermeßliche liebe
und guotthat unsers Herrn Christi sollen wir lernen,
was wir ihm dargegen beweisen sollen.
Antwort:
Danckbarkeit seind wir ihm schuldig, als nemlich,
Wir sollen ihm zuo allen zeitten, sonderlich, wann wir
zum heiligen Nachtmal gehn, umb sein Leiden und
Sterben von hertzen danck sagen, in auch widerumb
lieb gewinnen, stetigs Gott, den Vatter, in seinem
Namen anrüffen und bitten, daß er durch seinen
heiligen Geist uns in solchem Glauben stercken, be-
stehtigen, trösten und bestendiglich erhalten, Auch
denselben in uns durch guotte werck fruchtbar sein
lassen und uns in unserm Beruoff und gantzen Leben
also regieren wölle, daß wir nach seinem Göttlichen
willen leben, uns danckbar und gehorsam erzeigen,
das Creutz unnd was uns von ihm aufferlegt, gedul-
tiglich tragen, unsern nechsten lieben und ihm guots
thuon, als wir wolten, daß uns von im geschehe und
uns gegen meniglich ohne Ergernuß Christlich unnd
ehrbarlich halten, Damit wir also im Glauben und
guottem Gewissen bey im beharren unnd endtlich
durch seine Gnad in Christo selig werden, Amen.
I A4b I

8 Vgl. Mt 26,17-30; Mk 14,12-25; Lk 22,7-23; 1Kor
11,17-34.

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