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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0241
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Einleitung

1. Die Reichsstadt Heilbronn

Heilbronn am Neckar, im östlichen Kraichgau gelegen, war zunächst in staufischem Besitz. Mit dem
Erwerb des Blutbanns und des Schultheißenamts erlangte die Stadt im Laufe des 14. Jahrhunderts den
Status einer freien Reichsstadt. Die Verleihung einer neuen reichsstädtischen Verfassung durch Kaiser
Karl IV. 1371, die bis zur Verfassungsänderung Karls V. von 1552 in Kraft blieb,1 sowie der Erwerb der
Vogtei 1464 schlossen die Entwicklung zur Selbstständigkeit der Stadt ab.2
Heilbronn lag eingeengt zwischen dem Herzogtum Württemberg, der Kraichgauer Ritterschaft, der
Grafschaft Hohenlohe sowie größeren Besitzungen der Heilbronner Deutschordenskommende. Mit dem
Erwerb von vier Dörfern gelang es der Stadt, sich ein kleines Territorium zu schaffen. Mit den Städtebün-
den des 14. und 15. Jahrhunderts (Schwäbischer Städtebund und Großer Schwäbischer Städtebund)3 fand
die Stadt einen Rückhalt gegen die mächtigen Nachbarn Württemberg und Pfalz. Die rund 6000 Bewohner
der Stadt4 lebten einerseits vom Weinbau, andererseits von der Neckarschifffahrt mit Stapelrecht.5 Die 100-
jährige Blütezeit der Stadt reichte von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts.6
Nicht nur politisch lag Heilbronn im Schnittpunkt zwischen den Territorien verschiedener weltlicher
und geistlicher Fürsten, auch die kirchliche Zugehörigkeit der Stadt war zwischen den Diözesen Würzburg
und Worms geteilt, Diözesangrenze war der Fluss. Während das Gebiet östlich des Neckars-die Stadt
selbst und ihr Dorf Flein-zu Würzburg gehörten, zählten die Dörfer jenseits des Neckars - Böckingen,
Neckargartach und Frankenbach - zum Bistum Worms.7
Die Heilbronner Pfarrkirche St. Kilian, deren Patrozinium bereits auf die Zugehörigkeit zum Bistum
Würzburg verweist, war seit 1349 dem Würzburger Domkapitel inkorporiert.8 Neben dem Pfarrbenefizium
gab es zu Beginn des 16. Jahrhunderts rund 28 weitere Pfründen an der Kilianskirche und den ihr unter-
stehenden Kapellen,9 die von etwa 15 Geistlichen versehen wurden. Sämtliche Pfründeninhaber an St. Ki-
lian bildeten - ebenso wie in Schwäbisch Hall10 - die Präsenz, die Gemeinschaft der Geistlichen einer Kir-
che.11

1 Schmolz, 450 Jahre, S. 78-80; ders., Geschichte, S. 45;
von Rauch, Heilbronn um 1500, S. 110f.; Schrenk,
Von der Stadt, S. 29-35.
2 Schmolz, Geschichte, S. 43-46; Schrenk, Von der
Stadt, S. 35; Nägele, Gerichtsverfassung, S. 25-64.
3 Schrenk, Von der Stadt, S. 31; Weckbach, Bedro-
hung, S. 36.
4 Zu den Bevölkerungszahlen siehe von Rauch, Heil-
bronn um 1500, S. 105; Duncker, Heilbronn, S. 1;
Jung, Lachmann, S. 73. Über die soziale Struktur der
Heilbronner Bevölkerung im Spätmittelalter informiert
Mistele, Bevölkerung, S. 23-113.
5 Schmolz, Geschichte, S. 45f.; ders., 450 Jahre, S. 74f.;
von Rauch, Heilbronn um 1500, S. 125f.; Mistele,
Bevölkerung, S. 16f.; Schrenk, Von der Stadt, S. 34.
6 Mistele, Bevölkerung, S. 1-23; Rücklin-Teu-
scher, Volksleben, S. 1-35.

7 Weckbach, Erregtheit, S. 43; von Rauch, Heilbronn
um 1500, S. 115; Schmolz, 450 Jahre, S. 74f. und 85f.
Zu den kirchlichen Verhältnissen in Heilbronn siehe von
Rauch, Heilbronn um 1500, S. 115-120; ders., Bauern-
krieg, S. 164; Duncker, Heilbronn, S. 2; ders.,
Zustände, S. 111-128; Kienzle, Grundlagen, S. 34-56;
Schmolz, 450 Jahre, S. 86-90.
8 Schmolz, 450 Jahre, S. 88.
9 UB Heilbronn II, S. 192; Weckbach, Erregtheit, S. 43-
48; Duncker, Heilbronn, S. 2; ders., Zustände, S. 112f.;
Kienzle, Grundlagen, S. 36; Schmolz, 450 Jahre,
S. 88f.; Jung, Lachmann, S. 74.
10 Siehe oben, S. 19.
11 Von Rauch, Heilbronn um 1500, S. 115; Weckbach,
Erregtheit, S. 43-48; Duncker, Zustände, S. 112-115
und 125; Irion, Heilbronn, S. 70-73; Schmolz,
450 Jahre, S. 88f.

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