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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0245
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Einleitung

war.41 Der einzig bekannte Text der Erstausgabe des Heilbronner Katechismus befindet sich heute in
Straßburg. Er war ursprünglich Bestandteil der Heilbronner Gymnasialbibliothek und wurde nach 1871 der
Straßburger Universitätsbibliothek geschenkt.42 Im Oktober 1530 erfuhr der Katechismus eine Neuauflage
unter dem leicht veränderten Titel „Catechesis oder underricht für die klainen und grossen kinder nach dem
brauch der christlichen kirchen zu Haylprunn“. Auch diese zweite Auflage ist Hans Riesser gewidmet.43
Gegenüber dem Erstdruck wurde der Umfang des Textes wesentlich erweitert. Zum einen ist dem eigent-
lichen Katechismus ein zusätzlicher Abschnitt „Catechesis für die Jüngsten und klainsten kind nach dem
brauch der Haylprunner“ vorangestellt, bei dem es sich um einen Auszug aus dem Katechismus zu den
beiden Abschnitten Glauben und Gebet handelt.44 Zum anderen sind den Abschnitten zur Himmelfahrt
Christi und zum Verständnis des Kreuzes zahlreiche weitere Fragen hinzugefügt, und schließlich setzte
Gretter an den Schluss des Textes eine Ansprache für die Jugend, eine Auflistung der biblischen Bücher in
alphabetischer Reihenfolge und eine Sammlung von 69 Sprüchen aus den Gnomen der Sieben Weisen.45
Wie lange Gretters Katechismus in Heilbronn in Gebrauch war, ist unklar.46 Möglicherweise wurde er
jedoch bereits um 1537 von Gretters Herrenberger Katechismus, in den er weite Teile des Heilbronner
Textes aufnahm,47 abgelöst. Fest steht hingegen, dass man 1543 mit der neuen Heilbronner Kirchenordnung
weite Teile der im selben Jahr in Schwäbisch Hall erschienenen, von Brenz erarbeiteten Kirchenordnung -
und damit auch den Brenzschen Katechismus - übernahm.48
Zur Zeit des Interims zeigte der Heilbronner Rat Interesse am Katechismusunterricht in der Reichs-
stadt Esslingen, denn er schrieb in dieser Sache am 25. August 1551 an den dortigen Rat, der im Parfußer
Closter ain predicatur unnd kinder ler newlich angerichtet hatte.49 Diwill wir dann dessen vorhabens auch seyen,
baten die Heilbronner Ratsherren um weitere Informationen zum Esslinger Katechismus.50 Da dies der
einzige Hinweis ist, der ein Heilbronner Interesse am Esslinger Katechismusunterricht bezeugt, scheint der
Heilbronner Rat beim bisherigen Gebrauch geblieben zu sein.
Im Laufe des Jahres 1529 griff der Heilbronner Magistrat immer stärker in das Kirchenwesen der Stadt
ein. Er führte die deutsche Taufe ohne Salbung ein51 und ließ das ewige Licht in der Pfarrkirche auslöschen.
An Allerseelen befahl der Ratsherr Hans Grünlin dem buben, der morgens zu vigilien [habe] leuten wollen,

41 Weckbach, Bangen, S. 65; von Rauch, Riesser,
S. 189; Schmolz, 450 Jahre, S. 199.
42 Von rauch, Riesser, S. 189 Anm. 7.
43 Ebd., S. 189; Reu, Süddeutsche Katechismen, S. 294;
Cohrs, Katechismusversuche II, S. 313-362; Jung,
Lachmann, S. 87.
44 Vgl. Cohrs, Katechismusversuche II, S. 317.
45 Die Gruppe der Sieben Weisen wird erstmals von Platon
genannt. Sie galten als Urheber gnomischer Spruchweis-
heit, die seit der Antike immer wieder zitiert und inter-
pretiert wurde, vgl. KP 5, Sp. 177f.
46 In der Vorrede zu seinem Herrenberger Katechismus
(um 1537) betont Gretter, dass ihm der Heilbronner
Katechismus zu ausführlich und umständlich geraten
sei: Dann mein Catechismus, den ich vor etlichen jaren zu
Helprun geschriben hab, ... wiewol er nit falsch oder
unrecht ist unnd ich inen auch hiemit nit wil als unrecht
verworffen haben, So ist er doch zuolang und der jugend auch
an etlichen orten vil zuo hoch und scharpjf, Darumb ich lie-
ber wölt, das diser für den jhenen in der schuol gelert und
gelernet wurde. Abdruck bei Reu, Süddeutsche Katechis-
men, S. 314-319.
47 Gretters Herrenberger Katechismus stellt eine Kompi-
lation aus seinem Heilbronner Katechismus von 1528,

Luthers Kleinem Katechismus von 1529 sowie Brenz’
Haller Katechismus von 1535 dar, Weismann, Kate-
chismen, S. 78. Zum Abdruck des Herrenberger Kate-
chismus siehe vorige Anm. Zu Brenz’ Katechismus von
1535 siehe oben, S. 93.
48 Vgl. Weismann, Katechismen, S. 520f.
49 StadtA Esslingen F. 10, OB II, p. 148.
50 StaatsA Ludwigsburg B 169 Bü 34: Wir seyen bericht,
wie das e[ure] e[hrsame] w[eisheit] in irem Parfußer Clos-
ter ain Predicatur unnd kinder ler newlich angerichtet. Die-
weill wir dann dessen vorhabens auch seyen unnd doch
zuvor gern, wie unnd welcher gestaltt oder mitt waß bewil-
ligung unnd form e. e. w. solchs furgenommen, wissens
habenn möchten, So lanngt ann e. e. w. unnser sonders
freuntlich bitt, sie wöllenn unbeschwertt sein, unns ains sol-
chen bey disem unnserm betten, uns desto baß unnd statli-
cher darnach zugerichten unnd solche furgenomne ordnung
bey unns auch ins werckh zupringenn und zuvolenden wis-
senn, grundtlich zuverstendigen und euch hierinnen gutwil-
lig, aüs unser zuversicht steet unnd wir gleichsfals auch
gern thon wölten, zuverweisen.
51 Duncker, Heilbronn, S. 2; Schmolz, 450 Jahre,
S. 135.

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