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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0259
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3. Heilbronner Katechismus 1528

Embeut ich, Caspar Gretter4 , Gundelßhaimer schuol-
maister, gnad unnd Frid.
Fursichtiger, weiser, günstiger, lieber herr. Es
hat der Eerwirdig und hochgeleert herr Johann
Lachman, Doctor5, der Christenlichen Kirchen hie
zuo Haylprun getrewer Predicant und Pastor, mein
freuntlicher, lieber herr und guot günder, auß vilfäl-
tiger beschwärde grosser arbait, unser Kirchen be-
treffend, als E[uer] F[ürsichtigen] W[eisheit] wol be-
wißt, sein angefangenen Catechesin oder kinderbe-
richt mir haim geschickt, solchen zuo vollenden und

und gedencken, Wa es allen Lutherischen scribenten, ir
Bücher schreiben also geriet, solten sy der newen Ket-
zerbüchlein (wie sy es nennen) bald abkommen und ledig
werden. Zuodem bin ich auch redlich verlacht und ver-
hönt worden von etlichen, den es aller ding nit so gar wol
angestanden ist und gezympt hat, und dazuo getadelt, als
solt gemelter Artickel gern von mir herauß gelassen
seyn, dieweil solcher Artickel, irs verstandts und opini-
on, unnsern rechtmessigen glauben von dem Hochwir-
digen Sacrament des Nachtmals Christi Jesu, unsers lie-
ben Herren, zuowider sein solt und stürtzen, das inen
dann, ob Gott will, weyt fälen soll unnd sich nymmer-
meer erfinden.
Und zwar, günstiger, lieber Herr, wenn ich mein rhuom
und eer hierinn gesuocht hett, wer ich wol und genuogsam
verursacht, fürthin still zuo sein unnd mich in der gehaim
zuo halten. Dieweyl aber dise eer aines anderen ist, Näm-
lich des, der uns auch auß aller schand und schmach he-
rauß reyssen, wider alle unserer feynd und widersacher
maynung und willen in die ewig glori unnd eer setzen will
und kan, So hab ich solchen Catechesim widerumb für
mich genommen, fleyssig durchlesen, corrigiert, gebes-
sert unnd in folgende ordnung verfasset. Also das ich
zum Ersten für die klainesten und jüngsten kinder ain
außzug des Catecheseos gemacht hab, Nachmals den
gantzen Catechesim für die gewachßne kind in fünff
thayl geordnet, Welchs erster thayl in sich begreyfft die
gebott Gottes mit irem verstandt unnd außlegung, Der
ander thail den Glauben und gutte werck, von anrüffung
der hailigen und ain kurtzen bericht von der hailigen
dryfältigkait, Der dritt tayl Das gebet und die außle-
gung des Vater unsers, Der vierdt tayl von den Sacra-
menten und fürnemlich von dem Nachtmal Christi Jesu
und der Beycht, Der fünfft thail aber die zucht ains
Christlichen kinds mit angehencktem beschluss von dem
Creutz oder verfolgung, Und solchs alles auf das kürt-
zest, als ich dann acht, auf dißmal genuog sein für die
Kinder, widerumb auf ain newes in den Truck abgefer-
tigt, der hoffnung und züversicht, er soll uns baß gerat-

in der schuol gemainer Jugendt fürzehalten und zuo
lern bevolhen. Wiewol ich nun wayß, mit wie vil
grösse- | Aiib | rem fleyß und ernst, wa er der muoß
gehebt, inen selbs het mögen volnstrecken, hab ich
doch im solchs nitt dürffen abschlagen, Zum tail
von wegen seiner grossen freuntschafft und guottha-
ten gemainer Jugent diser Statt (auff welche er nit
weniger dann auff die alten sorg tregt) und mir als
dem klainsten und geringsten beschehen, Zum tayl
auch hat es mir zuthuon wöllen gebürn, dann dieweyl
ich von ainem Ersamen, weysen Radt diser statt
Haylprunn, meinen günstigen, gebiettenden, lieben

ten dann vormalß und mit grösserem fleyß gedruckt wi-
derumb zuogestellt werden, Damitt die Christelich Ju-
gendt unserthalb diß orts nit verliedert oder versaumpt
werde. Dann was solcher Catechesis bißher hie zuo Hayl-
prunn in der Kirchen nutz geschafft, Gott sey lob, spürt
man baß an der gantzen gemain, dann ich sagen kan, der
Almechtig, ewig Gott volnstrecke nur sein Reych in uns,
als er angefangen hatt, Amen.
Was aber weytter nottwendig ist von vilen andern Arti-
ckel und Puncten unsers Christenlichen Glaubens, deren
ains thayls in disem Catechesi gar geschwigen wirdt, ains
thayls aber meer nur gemelt und angezaigt, dann davon
geredt, ich geschweig außgelegt oder erklärt, würd ich
villeycht der Jugendt zuo guott, so sich in disem Catechesi
redlich und Christenlich brauchen unnd yeben wirdt,
mit der zeyt in aim sunderlichen büchlin, so vil mir Gott,
der herr, gnad verleyhen wirt, baß heraußstreichen und
kainswegs verhalten, das nöttigst aber aim kindt zuo wis-
sen acht ich, wie gsagt, gnuogsam anzaygt.
Solche ursach aber, die mich vormals unsern Catechesim
E. F. W. zuozuoschreyben bewegt haben, bewegen mich
noch, der hoffnung, E. F. W. soll es in gunst erkennen
und in guottem gegen mir nymmer in vergeß stellen, dann
E. F. W. insunder lieb und trew und ainer gantz gemai-
nen statt Haylprunn mein willig gehorsam und dienst-
barkait zuo erzaigen, will ich, berayt und willens, willig
allzeit erfunden werden. Hiemit sey E. F. W. Gott be-
folhen.
Datum Haylprunn auff den siben und zwaintzigsten tag
des Waynmonats [=Oktober] Anno MCCCCC und xxx
jar.
4 Kaspar Gretter stammte aus Gundelsheim und wurde
vom Heilbronner Rat 1527 als lateinischer Schulmeister
angestellt, vgl. UB Heilbronn IV, S. 354-357, 449-453.
5 Dr. Johann Lachmann war seit 1514 Pfarrverweser an
St. Kilian in Heilbronn und predigte ab 1524 lutherisch;
vgl. Bossert, Lachmann, S. 44-76; von Rauch,
Lachmann.

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