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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0261
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3. Heilbronner Katechismus 1528

Catechesis oder underricht gder Kinder, wie er zuo Haylprunn geleert wirdtg

Frag: Bistu auch ain Christenmensch?
Antwort: Ja, Ich bin ains.
Frag: Waher wayssestu es?
Antwort: Auß dem Tauff, durch welchen wir in die
gütter und posseß Christi gesetzt werden und zuo
burger des hymelreichs angenommen.

Das Fünfft: Du solt nitt tödten.
Das Sechst: Du solt nit Eebrechen.
Das Sibendt: Du solt nit Steelen.
Das Acht: Du solt nit fälschlich zeugen wider deinen
nächsten.
Das newndt: Du solt deines nächsten hauß nit begeren.
Das Zehendt: Du solt nit begeren seins weybs, knechts,
magt, vyhe oder alles, was sein ist.
Solchs sein die gebot der andern tafel.
Frag: Kumpstu aber auch solchen gebotten nach?
Antwort: Auß aignen krefften vermag ichs nit, dann sol-
che gebott wöllen erfüllt sein durch den glauben in
Christum, on welchen alles, was auff diser erden ge-
schicht, sünd ist, Ro. 14 [23].
Vom Glauben
Frag: Was ist der Glaub?
Antwort: Der Glaub ist ain warhafftig, hertzlich ver-
trawen auf die ainig zuosag Gottes, die uns durch Chris-
tum Jesum gelayst ist. Oder: Ain lebendige zuoversicht in
die barmhertzigkait Gottes, uns verhayssen und reych-
lich erzaigt in Christo Jesu.
Frag: Was glaubstu aber?
Antwort: Alles das jhenig, so in den xii Artickeln des
Christenlichen glaubens verfaßt ist.
Frag: Wie lautten die xii Artickel des Christenlichen
glaubens?
Antwort: Der Erst: Ich glaub in Gott vater, den almech-
tigen schöpffern hymels und der erden.
Der Ander: Und in Jesum Christum, seinen ainigen Sun,
unsern herren.
Der dritt: Der entpfangen ist von dem hailigen gayst,
geborn auß Maria, der junckfrawen.
Der Vierdt: Der gelitten hatt under Pontio Pilato, ge-
creutzigt, gestorben und begraben.
Der Fünfft: Er ist abgestigen zur helle, am dritten tag
widerumb aufferstanden von den todten.
Der Sechst: Er ist auffgefarn gen himel unnd sitzt zur
gerechten Got, seins almechtigen vaters.
Der Sibendt: Von dannen er zuokünfftig ist, zuo richten die
lebendigen und die todten.
Der Acht: Ich glaub in den hailigen Gayst.
Der newndt: Ich glaub ain hailige, Christenliche kirch.
Der Zehendt: Ain vergebung der sünden.
Der Aylfft: Ain auferstehung des flayschs.
Der Zwelfft: Und ain ewigs leben.

Frag: Warauß hastu das, liebs kind?
Antwort: Auß dem hailigen Paulo, welcher zun Ga-
lat. am 3. [27] also sagt: Als vil getaufft sein, haben
Christum angestrayfft.

Frag: Glaubstu aber solchs alles?
Antwort: Ja, durch die gnad des almechtigen, dann der
glaub ist ain gab Gottes, darumb er fleissig gebetten sein
will und nit aim yeden mittailt.
Vom Gebett
Frag: Was ists gebett?
Antwort: Das gebet ist ain gaistlich und warhafftig
seufftzen zuo Got und ain hertzliche klag aller anligender
not des leibs und der seelen.
Frag: Was bettestu, wann du bettest?
Antwort: Das jhenig, das mich Christus Jesus, unser lie-
ber Herr und seligmacher, gelert hat.
Frag: Wa hat er dich leren betten?
Antwort: Mathei am 6. [9-13] und Luce am 11. [2-4].
Frag: Wie hat er dich leren betten?
Antwort: Auff dise weyß bettend, sagt er: Vatter unser,
der du bist in dem hymel, gehailiget werd dein name,
Zuokumm uns dein reych. Dein will geschehe, wie im hi-
mel, also auff erden. Unser täglich brot gib uns heutte
und vergib unß unser schuld, als wir vergeben unsern
schuldnern. Und für uns nit in versuchen, Sonder erlöß
uns von dem übel, Dann dein ist das reych und die krafft
und die herligkait in ewigkait, Amen.
Frag: Das ist ain kurtz gebett.
Antwort: Es ist aber seer guott, dann in dem kurtzen ge-
bett ist all unser anligen und nott deß leybs und der
seelen begryffen.
Frag: Segenstu dich auch morgens, so du auff stehest?
Antwort: Ja, ich Segne mich.
Frag: Wie sagstu?
Antwort: Das walt Gott Vatter, Sun und hailiger gayst,
Amen. Darnach so bett ich ain Vatter unser darauff.
Frag: Was thuostu hernach?
Antwort: Was mich mein vater und muoter haissen.
Frag: Wie, wenn dich deine Eltern etwas unrechts hies-
sen, woltests auch thuon?
Antwort: Das wöll Gott nit, das sy mich etwas unrechts
haissen. Wa es aber geschehe, so wolt ichs nitt thuon,
dann das wer wider Gott und sünd, Wo sy mich aber
recht leren, so folg ich inen.
Frag: Warumb folgestu inen?
Antwort: Darumb, das michs Gott gehaissen hat und
sein will ist.
Frag: Was leren sy dich?
Antwort: Was zur zucht unnd zuo Eeren mir mit der zeyt

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