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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0274
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Heilbronn

mVonn dem dritten und letsten tayl dises Catecheseos, Nämlich von dem gebettm

Frag: Was ist das gebett?
Antwort: Das gebett ist ain gaystlich und warhaff-
tig seufftzen zuo Gott und ain hertzliche clag aller
anligender nott des leybs und der seelen.
Frag: Werden wir aber auch erhört, so wir bet-
ten?
Antwort: Warumb nit? Christus, unser herr, der
hatt uns nit allain hayssen betten, sonder auch er-
hörung unsers gebets versprochen, Math. 7 [7-8]
und 18 [19-20]; Joan. 16 [23]: Fürwar, fürwar sag ich
euch, Was ir den vatter | Cviia | bitten werdent in
meinem namen, das wirdt er euch geben etc. Des
wirdt er uns nit hinder sich geen, so wir anderst
recht betten.
Frag: Wie sollen wir betten, das wir recht bet-
ten?
Antwort: So ainer recht betten will, muoß er zuovor
vier stücklein wol mercken, das er sy an im habe,
hernach zweyffelt mir nicht, er werde erhört wer-
den.
Frag: Welche seind dise?
Antwort: Das erst, Das er mit gantzem vertrawen
unnd zuoversicht, er werde erhört, Für Gottes ange-
sicht trette wie das Cananeisch weyblin, Mathei. 15
[21-28].
Frag: Welchs ist das annder stücklein?
Antwort: Das ander, Das er sein gebett in Götlichen
willen bevelhe, wie David thet, 2. Samuel. 15, und
der Aussetzig nin Mat.n: Herr, wann du wöltest,
möchtest du mich wol raynigen.
Frag: | Cviib | Welchs ist das dritt?
Antwort: Das er nit abfall, ob er gleych das erst mal
schon nit erhört werde, sonder ye mer ye mee dem
herrn anligen nach der gleichnuß Luce am 11. [5-13],

m-m B: Der Dritt thayl: Vom gebett etc.
n-n B: Mattheo am 8. [2],
o-o B: Paulus leret: Bettet on unterlaß, 1. Thessa. am 5. [17].
Haltend an mit ewerm gebet etc., Collo. 4 [2].

wie uns dann auch der hailig Apostel oPetrus lee-
reto26.
Frag: Das vierdt?
Antwort: Und ob Gott schon lang verzug, das er
glaube, er werde doch nit außbleyben, sonder in den
grösten nötten väterlichen beystand thuon, nach dem
er selbs sagt, Esaie. 57 [16]: Ich will nitt allweg zür-
nen, und am 91. Psalm [15]: Ich bin bey im in nöt-
ten. Ich will in erretten und in eeren setzen, dann er
hat zuo mir geschryen.
Frag: Was sollen wir aber betten oder von Gott
begeren?
Antwort: Nicht bessers oder haylsamers wayß ich,
dann das uns Christus, unnser lieber herr und hay-
land, selbs gehaissen und geleert hat, Math. 6 [9-13]
und Luce 11 [2-4].
Frag: Wie hatt er uns dann geleert? | Cviiia |
Antwort: Auff dise weyß bettendt, sagt er: Vatter
unser, der du bist im hymel.
Die Erst bitt: Gehailiget werd dein Nam.
Die Ander bitt: Zuokomme dein reych.
Die Dritt bitt: Dein will geschehe, wie im hymel
also auff erden.
Die vierdt bitt: Unser täglich brot gib uns heutte.
Die Fünfft bitt: Und vergib uns unser schuld, als
wir vergeben unsern schuldnern.
Die sechst bitt: Und für unns nit in versuochung.
Die sibendt bitt: Sonder erlöß uns von übel, Dann
dein ist das reych und die krafft und die herligkait
in ewigkait, Amen.
Frag: Das ist ain kurtz gebett, aber onzweyfel guott.
Sag mir, was bettest du, so du sprichst: „Vatter un-
ser im hymmel“?
Antwort: | Cviiib | Nicht überall, dann solche wort
seind von Christo hinzuo gesetzt als ain vorred, doch
nitt vergeblich, als die inn sich begreyffen die drey

26 Vgl. 1Petr 4.

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