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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0321
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13. Entwurf einer Gottesdienstordnung 1532

spant, sich frewen am feyertag der ruhe. So hat man
auch sonst zwuo predig, und die vesper ist auch fur
ain predig, da das gesind mag zukomen. Zu des
spatt amts zeit: Das der pfarher und die presentz-
hern, desgleichen der lateinisch schulmeister mit
den schulern, im chor anfahen zu singen, zuvorderst
ein introit, lateinisch, nach der zeit des christenlich
und zun hochfesten dem vest gemeß seye, hernach
das Kirieleyson und zwen oder drey knaben das Glo-
ria in excelsis, daruff das Et in terra10; darnach der
im altar sten wurt beym creutz, doch nit im meß-
gewant, der wende sich zum volck und leße ein
theutsche colect.
Uf dasselbig singt das volck ein theutschen psal-
men oder zu einem vesttag ein theutsch lobgesang
nach dem vest, darunder get der prediger uf die
cantzel. Nach der predig singt das volck den glau-
ben theutsch11, allein. Wann nun communicanten
vorhanden sindt, so thue der prediger ein kurtze er-
manung und mit dem hochwurdigen abentmall, wie
vor gehalten, darunder soll der schulmeister und das
volck das Sanctus lateynisch und theutsch singen,
und so der communicanten vil weren, so neme er
noch ein gsang dartzu als das Pange lingua oder der-
gleichen Gott sey gelobet12.
Nach der communion spricht der predigcant die
dancksagung, darnach der schulmeister das Agnus
Dei lateynisch, darauf der predigcant ein colect, so
volgt zum beschluß: Dank sagen wir alle etc.13 und
der segen wie vor. Wan nit communicanten vorhan-
den seindt, so ist es mit dem gsang vor der predig zu
halten wie oben, und nach dem glauben das gmein
gebett zu halten; daruff [soll] das volck ein psalm

10 Gloria in excelsis Deo et in terra pax, vgl. Lk 2,14.
11 Luther, Wir glauben all an einen Gott, AWA 4, Nr. 24.
12 Der Hymnus „Pange lingua“ ist in mehreren Fassungen
überliefert, vgl. Wackernagel, Kirchenlied II,
S. 434f.; V, S. 1253. Gott sei gelobet und gebenedeiet,
ebd., S. 748.
13 Grates nunc omnes; Dank sagen wir alle, Wackerna-
gel, Kirchenlied III, S. 550.
14 Siehe vorige Anm.
15 Katechismusunterricht für die Mädchen, siehe oben,

singen, der bschlus mit dem Grates nunc omnes14
und den segen daruff. Nach mittag halt man predig
wie vor. Der medlin ler laßt man auch beleiben umb
zwo uren wie bißher15. Umb drey urn, das die vesper
gesungen und gehalten werdt wie oben beim sambs-
tag vermerckht16, die schuler in procession, allein
fur die außlegung des capittels solle gehalten werden
der catechismus.
[Predigten unter der Woche]
Am montag: Das morgens zur friemeß ein predig auf
ein halb stund gehalten werdt, daruff der diacon
auff der cantzel ain colect und nach solcher ein
psalm gesungen und mit dem segen beschlossen
werdt. Um der vorigen spattmes zeit, umb acht
uren, solle wider zu kirchen, anfangs mit dem klei-
nen glocklin und mit der grossen außgeleit werden;
da sollen der pfarrer und presentzhern singen das
introit dominicale, das kirie, et in terra17. Darauf
volgt die predig. Nach der predig so halt man uff der
cantzel ein gemain gebet, wie es in die wochen auß-
getheilt sol werden, und mit dem segen beschlossen.
Am dinstag, dornstag, freyttag solle es gehalten
werden wie am montag.
Am mitwoch, sambstag ist die friepredig zu hal-
ten, aber die spatt tag predig umb des marckts wil-
len underlassen.
An wercktagen zu abents umb drey uren: Das
der pfarher und die presenzhern alweg vesper sin-
gen, wie in ein ordnung im gesang geben würt18, und
damit sie dester fleissiger weren, so mechten alweg

S. 286 Anm. 74. Eine „Meidlein schule“ war 1529 auch
in Torgau vorgesehen, an der sich Heilbronn hier offen-
sichtlich orientierte, vgl. die Torgauer Visitationsartikel
von 1529, Sehling, EKO I, S. 680.
16 Siehe oben, S. 300.
17 Kyrie und Gloria in excelsis Deo et in terra pax, vgl. Lk
2,14.
18 Eine Ordnung des Gesangs ist erst 1543 im Zusammen-
hang mit der Kirchenordnung aus demselben Jahr über-
liefert, siehe unten, S. 320.

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