Heilbronn
14. Gottesdienstordnunga
26. August 1532
In dem namen Jesu Cristi, Amen, Hat ain fursich-
tiger, ersamer, weyser radt der stat zu Heylpron mit
zeyttiger vorbetrachtung und gehaptem radt der
gotlichen schrifft erfarnen an stat der mißpreuch,
dero er bey der gaistlichait irer stat abstandt frunt-
lich erlangt, dise nachfolgent ordnung mit warem
Gotsdienst ersetzt und biß uff kunfftig cristenlich
concilii oder national versamlung reformation zu
halten, mit den hern pfarher und presenzs irer weyß-
hait pfarrkirchen zu sant Kilian lieblich und frunt-
lich veraint und verglichen wie nachfolgt, doch mit
nemlich vorbehalt, ob ir weyßhait, mitler zeyt bes-
serung oder enderung mit Got zu thon, in dero
ubung erlernte, sich dessen nichtzit begeben zu ha-
ben.
Item erstlichen, so solle der chor durch niemant,
der nit darein gehorig, uberstanden1 werden, sonder
allein uff die priester, schulmaister, schuler und an-
der ersam personen, darein gehorig, warten, alßdan
ain ersamer radt ein offenlich edict außgeen lassen
und wollicher sich, dem es nit gepurt, daruber da-
rein tringt, darumben straffen will. Item, dweyll der
mißprauch derb fruemeß, so dem arbeyttenden
volck morgens frue mit angang tags gehalten wor-
den, abgeschafft, damit sie dannocht nit so roch2 an
die arbeyt gericht, sonder zuvor Got vor augen hal-
ten und sein reych suchten, hat ain ersamer radt an
stat sollicher fruemeß ain christenlich predig mit
gotlicher schrifft und biblischer außlegung, ain halb
stundt zu thon, angericht und bestelt, jedes werck-
a Original 1944 verloren. Textvorlage (Abdruck): UB
Heilbronn IV, Nr. 3434 S. 777-779. Weiterer Abdruck:
Schmolz, 450 Jahre, S. 347-349.
b In der Textvorlage verschrieben: die.
1 Überfüllt.
2 Roh, unvorbereitet, vgl. Grimm, DWb 14, Sp. 1116.
tags zu der zeyt, alß vormals die fruemeß zu halten,
auch darzu zu leutten und dieselben predigen, dero
sechs die gantz wochen der wercktag sein werden,
sollen dise nachgesetzte personen versehen, wie sie
sich der tag mitainander verain: Item der pfarher
durch sich selbs oder ain helffer, den er aim radt
anzaigt und ir weyßhait leyden mag, zwuo fruepre-
dig. Item maister Wendel Kretz3, der jetzs ain be-
sitzer der pfrundt Marie Magdalene ist, auch zwuo
fruepredig. Item die zwen diaconi, her Hans Ber-
sich4 und her Wilhelm Dholl5, zwuo fruepredig.
Und so an der sechs tag der wochen ainem oder
mer ain feyertag were und sich morgens das arbey-
tent volckh, alß ain radt bedenckt, der rug6 freuet
und darnach zu ampts zeyt und im tag mer alß ain
predig hat, will ain erbar radt an den tagen, so fey-
ertag sein werden, die fruepredig zu halten ansten
lassen. Doch solle der jhenig, so desselben tags die
fruepredig thon solt, an die stat umb sechs urn ain
halb stund im spittall' ain gotlich predig thon, da-
mit die armen spitaler auch trostung gotlichs worts
haben.
Am andern, so hat ain ersamer radt an stat des ab-
gethonen mißbrauchs des bepstischen ampts, bißher
umb acht urn ungeferlich gehalten, mit gotlichem
Wort angericht, zur selben zeyt zu halten, nemlich
am montag, dinstag und dornstag, so wercktag sein,
das pfarher und presenzshern, so geleut wurdt, sol-
len im chor in iren chorrocken oder andern ersamen
3 Zu Magister Wendelin Kretz, Prediger, siehe UB Heil-
bronn IV, S. 727, 777, 797.
4 Zu Johann Bersig (Kornmesser) siehe UB Heilbronn IV,
S. 336-338, 432-437, 441, 444-448, 554, 559, 560, 619.
5 Zu Wilhelm Doel, vgl. UB Heilbronn IV, S. 317f.,
336-341, 386, 406, 417.
6 Ruhe.
7 Katharinenspital.
304
14. Gottesdienstordnunga
26. August 1532
In dem namen Jesu Cristi, Amen, Hat ain fursich-
tiger, ersamer, weyser radt der stat zu Heylpron mit
zeyttiger vorbetrachtung und gehaptem radt der
gotlichen schrifft erfarnen an stat der mißpreuch,
dero er bey der gaistlichait irer stat abstandt frunt-
lich erlangt, dise nachfolgent ordnung mit warem
Gotsdienst ersetzt und biß uff kunfftig cristenlich
concilii oder national versamlung reformation zu
halten, mit den hern pfarher und presenzs irer weyß-
hait pfarrkirchen zu sant Kilian lieblich und frunt-
lich veraint und verglichen wie nachfolgt, doch mit
nemlich vorbehalt, ob ir weyßhait, mitler zeyt bes-
serung oder enderung mit Got zu thon, in dero
ubung erlernte, sich dessen nichtzit begeben zu ha-
ben.
Item erstlichen, so solle der chor durch niemant,
der nit darein gehorig, uberstanden1 werden, sonder
allein uff die priester, schulmaister, schuler und an-
der ersam personen, darein gehorig, warten, alßdan
ain ersamer radt ein offenlich edict außgeen lassen
und wollicher sich, dem es nit gepurt, daruber da-
rein tringt, darumben straffen will. Item, dweyll der
mißprauch derb fruemeß, so dem arbeyttenden
volck morgens frue mit angang tags gehalten wor-
den, abgeschafft, damit sie dannocht nit so roch2 an
die arbeyt gericht, sonder zuvor Got vor augen hal-
ten und sein reych suchten, hat ain ersamer radt an
stat sollicher fruemeß ain christenlich predig mit
gotlicher schrifft und biblischer außlegung, ain halb
stundt zu thon, angericht und bestelt, jedes werck-
a Original 1944 verloren. Textvorlage (Abdruck): UB
Heilbronn IV, Nr. 3434 S. 777-779. Weiterer Abdruck:
Schmolz, 450 Jahre, S. 347-349.
b In der Textvorlage verschrieben: die.
1 Überfüllt.
2 Roh, unvorbereitet, vgl. Grimm, DWb 14, Sp. 1116.
tags zu der zeyt, alß vormals die fruemeß zu halten,
auch darzu zu leutten und dieselben predigen, dero
sechs die gantz wochen der wercktag sein werden,
sollen dise nachgesetzte personen versehen, wie sie
sich der tag mitainander verain: Item der pfarher
durch sich selbs oder ain helffer, den er aim radt
anzaigt und ir weyßhait leyden mag, zwuo fruepre-
dig. Item maister Wendel Kretz3, der jetzs ain be-
sitzer der pfrundt Marie Magdalene ist, auch zwuo
fruepredig. Item die zwen diaconi, her Hans Ber-
sich4 und her Wilhelm Dholl5, zwuo fruepredig.
Und so an der sechs tag der wochen ainem oder
mer ain feyertag were und sich morgens das arbey-
tent volckh, alß ain radt bedenckt, der rug6 freuet
und darnach zu ampts zeyt und im tag mer alß ain
predig hat, will ain erbar radt an den tagen, so fey-
ertag sein werden, die fruepredig zu halten ansten
lassen. Doch solle der jhenig, so desselben tags die
fruepredig thon solt, an die stat umb sechs urn ain
halb stund im spittall' ain gotlich predig thon, da-
mit die armen spitaler auch trostung gotlichs worts
haben.
Am andern, so hat ain ersamer radt an stat des ab-
gethonen mißbrauchs des bepstischen ampts, bißher
umb acht urn ungeferlich gehalten, mit gotlichem
Wort angericht, zur selben zeyt zu halten, nemlich
am montag, dinstag und dornstag, so wercktag sein,
das pfarher und presenzshern, so geleut wurdt, sol-
len im chor in iren chorrocken oder andern ersamen
3 Zu Magister Wendelin Kretz, Prediger, siehe UB Heil-
bronn IV, S. 727, 777, 797.
4 Zu Johann Bersig (Kornmesser) siehe UB Heilbronn IV,
S. 336-338, 432-437, 441, 444-448, 554, 559, 560, 619.
5 Zu Wilhelm Doel, vgl. UB Heilbronn IV, S. 317f.,
336-341, 386, 406, 417.
6 Ruhe.
7 Katharinenspital.
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