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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0329
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15. Statuten zum Eherecht 1541

Were aber umb das ander werben oder nach ime zu
den eeren stellen wolt, der soll es auffrecht mit
glimpff und redlich ann derselbigen kinder Eltern,
als an vater oder mutter oder, ob es der nit hette,
sunst an seine nechste freundt oder Formunder lan-
gen lassen und also mit erbarem zuothon werben; und
were da wider geferlichayt, list oder behendigkeyt
sucht oder praucht, Den wöllen wir von Oberkeit
wegen nach gelegenheyt der sach darumb straffen.
Desgleychen die |xxivb| jhenigen, so darzuo helffen,
rathen, inen unterschleyff und fürschub oder unter-
halt geben, besunder die kupplerey, wie davon her-
nach stehet im letzten tayl und in nachfolgenden
titteln2, auch von heymlichen Ehen, als sträfflich
gesetzt ist.
Der Achtzehendt Tittel
Von vermehelung der kind, so heymlich on irer
Eltern wissen geschehen
Und die weil die heimlichen genant winckel Ehe bey
den alten heyligen Vättern, auch in Keyserlichen
Rechten3 verhast seind, dann dardurch auch von
den kinden iren Eltern die gebürent ehrerbietung
und gehorsam verfierisch entzogen wird, So setzen,
ordnen und wöllen wir, wo es sich hynfüro begeb,
das ein Tochter, so unter Zwey und Zweyntzig Ja-
ren, oder ein Sun, der unter Vier und Zwentzig Jarn
alt ist, sich vermehelte on wissen und wider den wil-
len irer Eltern, die sollen nit fordern mügen oder
begern eynich ehesteur oder zuogabe, weder von Va-
ter oder muotter eygnem noch andern verfangnen
und verwißnen guot, darbey ihr yedes sein lebenlang
den beysitzs oder genieß nach gemeynem oder disen
Stat Rechten oder sunderer vermechnuß haben soll,
Es were dann, das der Sun sich vermehelet mit einer
ersamen person, die eins guotten leumunts, ime und
seinem Geschlecht wol zymblich und die im offen-
lich in beysein erbarer leut und nicht heymlich ver-
mehelt were. In solchen fellen sollen die Eltern
schuldig sein, zymblich und gebürlich ehesteur und

2 Siehe unten, S. 312.
3 Inst. 1, 10, ClCiv I, Inst. S. 4; Dig. 23,2, ClCiv II,
S.330-335.

heyratguot zugeben und ob es not würde, nach unser
messigung. | xxva |
Aber ein Tocher, die irer Junckfrawschafft ent-
setzt oder sunst nit erbares haltens und leumuts
wer, ob sie gleych einen erbarn, geschickten und
taugenlichen zuo der Ehe neme, sollen die Eltern
nicht schuldig sein, ir, als die sie hat schmehlich er-
zürnet, eynich Ehe steuer zuogeben.
Wo aber ein Sun sein Vier und zweyntzig Jar
und ein Tochter zwey und Zweyntzig Jar ires allters
erraychen und der Vatter sie nit verheyraten würde,
so mögen als dann die selbigen kinder mit irer nechs-
ter vertrawter Freundt4 rath sich verheyraten nach
irem nutzs, und der Vatter solle nicht destweniger
schuldig und verpflicht sein, den selbigen kindern,
so ferr sie sich anderst redlich, ehrlich und wol ge-
halten und verheyrat hetten, in massen wie obsteet
ein zymblich heyratt guott nach gestalt und gelegen-
heyt der gütter und personen zu geben unnd zu zu-
stellen, abermals, wo von nötten, auff unser, eins
Raths, messigung.
Der Neuntzehendt Tittel
Wie die kind, so Formundt haben, sich
verehelichen sollen
Dabey haben wir auch bedacht, nachdem die Töch-
ter nach den Zwölff Jaren nach außweyssung ge-
meyner geschriben Recht5 auß der Tutor gwalt ge-
hen und in der Curator und Pfleger verwaltung
schreytten, und aber zu der selben zeyt zum höch-
sten auffsehens | xxvb | auff ir personen bedörffen, so
setzen, ordnen und wöllen wir mit zeytlichem Rath
und hochbewegenden ursachen, wo ein Töchterlin
Pfleger oder Formunder hat, wer dann dasselb zu
der Ehe erwerben will, der soll der selbigen Curator
und Formundt bewilligung darzuo erlangen und mit
der selben wissen und willen gehandlet werden, mit
glympff und redlich wie obstehet. Es wer dann, das
die Formundt beyde oder ir einer sich hie vor in
verhinderung oder wendung eines redlichen, erbarn

4 Verwandten.
5 Dig. 23, 1, 9, ClCiv I, S. 330.

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