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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0334
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Heilbronn

christenlichen, gottseligen wandel werde gegeben.
Es will auch ein Er. w. f. Rath mit christenlichem
eyfer darob haltenn, das sollicher ordnung, hie nach-
volgendt, von allen yren underthonen gelebt werdtc.
Von der ler, in der predig zu fieren
Zum ersten, dieweil das wort Gottes, das ja dar-
durch alle sacrament geheiligt, alle speis gebenedey-
et, darinn auch der mensch lebt, will ein Er. w. f.
Rath diser Statt Heilbron ernstlich haben, das die,
den bevolhen ist das predigen, mit höchster fürsich-
tigkeit unnd trew yres ampts warten, dann dieweil
sie außteyller seind der geheymnuß gottes, darzu
verordnet, das sie trewlich die speyß der seelen dem
volk außtayllen, will je ihnen gepüren, das sie nach
der leer Christi Jesu, unnsers heilandts, mit trew
und fursichtigkeit handlen. Darzu gehört, das sie nit
onnottige frag auf die Cantzel bringen, der meinung,
so sie dem volck hofiern, mit onordentlichen, auch
onnottigen worten die zeit verzern, sonder das sie
fürnemlich trachtend, ire predig dahin zu richten,
das sie allein gottes eer und des volks nutz suchen,
dann weil bey den heiden gelept der from, redlich
orator Photion5, darumb, das er seinen freunden
einsmals, als sie in fragten: Es dünkt uns, du habest
seltzam gedancken bey dir, antwurttet: Ja, ir redt
recht, dann ich gedenk jetzo, ob ich etwas von dem
handel, den ich fürtragen wurdt, vor dem gericht zu
Athen möchte abschneiden unnd underlassen, damit
ich die warhait auf das allerkürzeste fürbracht. Wie
vil mer sollen die predicanten im handel des worts
gottes sich vleissent, onnottige, nerrische ding, so
zur sach gantz nicht gehören, zu unterlassen.
Es will der heilig Paulus, 2. Tim 2 [14-26], von
seinem Timotheo, auch von einem yeden christenli-

d Verschrieben: betrachten.
e-e Entwurf: Erstlich, den hailligen Tauff belangend, Soll es
damit der Hallischen gedruckhten Ordnung aller dings
an alle vermanungen oder ungleicheit gemeß gehalten
werden, allein das der tauff morgens nach der tagpre-
digt, welche im somer umb sechs und im winther umb
siben uhr fürgenomen würdt, geschehen soll, doch der

chen bischove, pfarrher, prediger haben, das er das
wort Gottes recht furschreidt, das ist, was onnutz
ist und onfruchtbar, wie ein Zimmerman vom blat,
ein weingärtner vom stok schneidt, und lasse leicht-
fertig geschwetz unnderwegen über das, so alle gött-
liche schrifft darzu gegeben, das mann darmitt soll
leren straffen, warnen, underrichtenn zur gerechtig-
keit, wie dann das Paulus beschreibt in der andern
Epistel zum Timotheo am 3. c. [1-13]. So wer es ja
mächtig übel gehandelt, das man an statt der
hauptpuncten ein unlersames, unfruchtbar gescheft
mache, ja das wer noch ongeschickter, das ethwan
eines mit scharffen und hohen, prechtigen, weltwei-
sen worten hoch herein fert unnd versteigt sich in
dem, das er felt und zu schanden wirdt, welchs dann
einem Er. w. fur. Rath unnd den predicanten, so die
sach nicht mit pracht, sonder in der forcht gottes
schlecht und recht handlen, zu einer oneer zugelegt
werd, dann man sagt, die von Heilpron leren das,
etc. Dieweil hatt sich doch der heilig Paulus, 1. Co.
2. cp. [1-5], unnder seinen Corinthiern nicht anders
beruempt zu wissen dann Jesum Christum, den ge-
creutzigtenn. Auch schreibt er, das sein predig nicht
gewesen sey unvernunfftigen reden menschlicher
weißheit etc. Derhalb ist eines Er. w. f. Raths ernst-
lich bevelch, das hinfüro sollichs nicht mer gescheh,
sonnder das die predicanten, was sie und vor wem
sie reden, vor6 wol betrachten, damit sie nicht yre,
sonder Gottes glori und des volcks heil allein su-
chenn.
eDen hailligen Tauff belangend
Sollen die gewonliche stundt, so man bisher gehalten
hatt, zu dem heiligen tauff fürohin noch also gehal-
ten werden. Sovil aber die form des Tauffs betrifft,

unvermeidenlich notturfft dazwischen die zeit unver-
schlossen [Kirchenordnung Schwäbisch Hall 1543, siehe
oben, S. 116].

5 Photios von Konstantinopel (um 810-ca. 893/94), siehe
LMA VI, Sp. 2109f.; RGG 6, Sp. 1322f.
6 Zuvor.

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