Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0366
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Konstanz

Im Schmalkaldischen Bund blieb die Stadt einerseits vor allem wegen ihres oberdeutsch-zwinglischen
Bekenntnisses der Confessio Tetrapolitana ein Außenseiter, war jedoch andererseits durch den Bund finan-
ziell stark beansprucht.151 An die Eidgenossenschaft fand Konstanz keinen rechten Anschluss, der letzte
Annäherungsversuch war 1539/40 gescheitert. Bischof und Domkapitel, die in Meersburg und Überlingen
residierten, strengten vor dem Reichskammergericht immer wieder Prozesse gegen Konstanz an und ver-
suchten, die Verhängung der Reichsacht über die Stadt zu erwirken.152 In den 1540er Jahren setzte der
stetige Niedergang ein, eingeleitet durch mehrere Pestepidemien, die ein Viertel der Konstanzer Bevölke-
rung dahinrafften, 1542 unter anderem auch Johannes Zwick. Seit dieser Zeit zog sich Konstanz immer
stärker von der Reichspolitik zurück und erschien nicht mehr auf den Reichstagen.
Die Bodenseestadt wurde fernab der norddeutschen Bündnispartner in den Schmalkaldischen Krieg
hineingezogen. Nach der Niederlage verweigerte der Magistrat - anders als die übrigen oberdeutschen
Reichsstädte - die Annahme des kaiserlichen Interims, da man mit einem solchen Schritt seinen reinen
Glauben zu verraten meinte. Der Rat versuchte, die Sache so lange wie möglich hinauszuzögern, in der
trügerischen Hoffnung, sich im Notfall auf die Eidgenossen verlassen zu können. Der Widerstand der Stadt
veranlasste Karl V. jedoch, die Verhandlungen abzubrechen und die Reichsacht gegen Konstanz zu ver-
hängen. Bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit spanischen Soldaten153 am 6. August 1548 blieb
Konstanz noch Sieger, aber naeh einer Abstimmung beschloss die Gemeinde mit einer Mehrheit von
163 Stimmen schließlich die Annahme des Interims. Am 14. Oktober 1548 wurde die Stadt von einer habs-
burgischen Garnison von Spaniern besetzt, der Kaiser hob die Reichsfreiheit auf, und Konstanz wurde zu
einer österreichischen Landstadt degradiert.154 Die führenden Protestanten emigrierten, Bischof und Dom-
kapitel zogen wieder ein und rekatholisierten die Stadt, die von einer drückenden Schuldenlast und zahl-
reichen Prozessen am Reichskammergericht belastet war. 1548 endete damit nicht nur die Konstanzer
Reichsfreiheit, sondern auch das evangelische Bekenntnis und mit diesem jegliche evangelische Ordnungs-
tätigkeit des öffentlichen Lebens.

151 Siehe oben, Anm. 103.
152 Dobras, Konstanz, S. 124.
153 Zimmermann, Spaniersturm, S. 99-116.
154 Schaab, Reichsstädte, S. 764; Maurer, Uebergang,

S. 8-86. Die Bedeutung der Ereignisse von 1548, insbe-
sondere im Hinblick auf die Wirtschaft der Stadt, unter-
sucht Heuschen, Reformation, S. 163-228.

346
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften