Konstanz
3. Ausschreiben gegen Fluchen, Gotteslästerung und Zutrinkena
[1526]
Damit die gotslesterlichen schwür, darzuo die un-
menschlichen flüch, die yetzo gar begmainsampt
synnd, Ab denen ouch all geschöpfften (geschwigen
der christenmensch) erschrecken solten, werdent uß-
gerüt, hat ain ersamer rat diser statt Costentz die
schwerer sampt den fluochern, die syen mans- oder
weibs personen, jung oder alt, in irer statt und vor-
ab ire burger und inwoner zestraffen fürgenommen
unnd uff yeden schwuor und fluoch, der unverdacht-
lich nun uß ringem oder ytlem gemüt und böser ge-
wonhait bschicht, sunnderbare aber unabläßliche
straff gesetzt wie hernach volgt.
Welcher schwert, fluocht oder sagt:
Gots macht oder deßgleich, das der götlichen may-
estat wirt zuo geschriben,
Gots lychnam oder marter oder solches glich, das
die menschait christi antrifft,
Gots velty1 oder ander gottes hailigen zuom wort
gots nennende,
Gots sacrament oder touff oder solches glich, was
sacrament synd oder daran hangt,
Gots himel und solcher gstalt himelschen und erdi-
schen gschöpfften,
Oder was sich solchem yeden verglichen mag, das
sol von jedemmal geben und verfallen sin 2 ß dn.
Item, welches fluocht (der fluoch syg, wie er wöll) mit
zuosetzung deß worts gott allain, der ist verfallen
6 pfenning. Unnderlaßt er aber das wort got und
nempt ain haylgen zuom fluoch, so ist er zegeben
schuldig 2 pfenning.
Item, welches sagt by gott oder was wyß er syne
wort zebestätigen oder umb anders gott, die muoter
gots oder ettlich Sacrament nennt, das ist verfallen
von yedem übersehen 6 pfenning.
a Textvorlage (Druck): StadtA Ravensburg Bü 377a/l.
1 Der Fluch beim Valentin, vgl. Grimm, DWb 25, Sp. 8.
2 Am folgenden Tag, vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 2588.
Ob aber ettwar (in solchem nyemands ußgenom-
men) mit verdachtem, freflem muot gott lestern und
der obgemelten oder derglich vorab der neu erdich-
teten schwür unnd gotslestrungen thuon unnd ver-
handlen wurd, den wirt ain Ersamer rat, deßglich,
welch offt straffwürdig erfunden werdent, an irem
guot, an irem lib, an irem leben oder an iren Eren, ye
nach dem yedes verschulden ist, hertigklichen straf-
fen. Dann dem rat in disem allwegen die straff nach
gstalt der sachen zemeren, zemindern und zeändern
ist vorbehalten.
Und darumb ist ains ersamen rats gebott und
ernstlichs ansehen, Das ye ains das ander rügen söll
und angeben nach geschribner maßen:
Welcher etwarn in offnen trinckstuben obgesetz-
ter gstalten hört schweren, der soll deß selbigen tags
(bschächs aber nachts oder am abent, morn-
digs2),den selbigen, namlich wo unnd wie er ge-
schworn hab oder gefluochet, dem zunfftmaister oder
aim Christafel3 der selbigen trinckstuben, darinn es
bschehen ist, angeben, unnd ob ander mer darby
wärent gsin, ouch sagen, damit dannoch, ob die sol-
ches ouch anzaigen wurdent, ain schwuor oder fluoch
nit zwaimal wurde auffgeschriben.
Item die wirt und alles ir gsind sollent die fremb-
den gest, ob sy ainchen hörtent schweren oder fluo-
chen, obgeschribner massen gütlich warnen und inen
sagen, das sollches hie verbotten syg. Und welcher
sich deß darüber nit enthalten, besunder unmäßlich
fluochen oder schweren wurd, den söllent sy von
stund oder, obs in der nacht beschäch, morndigs
dem Burgermaister angeben. Schwürend aber oder
fluochtent burger oder inwoner in den würtshüsern,
So sollent deß würts gsind sollichs dem würt, unnd
der würd darnach deßglich, so ers selbs hört, sin
3 Christoffel, Kristafel = Konstabel, Stubenknecht, Auf-
seher über die Trinkstubenordnung, vgl. Fischer,
Wörterbuch IV, Sp. 763.
370
3. Ausschreiben gegen Fluchen, Gotteslästerung und Zutrinkena
[1526]
Damit die gotslesterlichen schwür, darzuo die un-
menschlichen flüch, die yetzo gar begmainsampt
synnd, Ab denen ouch all geschöpfften (geschwigen
der christenmensch) erschrecken solten, werdent uß-
gerüt, hat ain ersamer rat diser statt Costentz die
schwerer sampt den fluochern, die syen mans- oder
weibs personen, jung oder alt, in irer statt und vor-
ab ire burger und inwoner zestraffen fürgenommen
unnd uff yeden schwuor und fluoch, der unverdacht-
lich nun uß ringem oder ytlem gemüt und böser ge-
wonhait bschicht, sunnderbare aber unabläßliche
straff gesetzt wie hernach volgt.
Welcher schwert, fluocht oder sagt:
Gots macht oder deßgleich, das der götlichen may-
estat wirt zuo geschriben,
Gots lychnam oder marter oder solches glich, das
die menschait christi antrifft,
Gots velty1 oder ander gottes hailigen zuom wort
gots nennende,
Gots sacrament oder touff oder solches glich, was
sacrament synd oder daran hangt,
Gots himel und solcher gstalt himelschen und erdi-
schen gschöpfften,
Oder was sich solchem yeden verglichen mag, das
sol von jedemmal geben und verfallen sin 2 ß dn.
Item, welches fluocht (der fluoch syg, wie er wöll) mit
zuosetzung deß worts gott allain, der ist verfallen
6 pfenning. Unnderlaßt er aber das wort got und
nempt ain haylgen zuom fluoch, so ist er zegeben
schuldig 2 pfenning.
Item, welches sagt by gott oder was wyß er syne
wort zebestätigen oder umb anders gott, die muoter
gots oder ettlich Sacrament nennt, das ist verfallen
von yedem übersehen 6 pfenning.
a Textvorlage (Druck): StadtA Ravensburg Bü 377a/l.
1 Der Fluch beim Valentin, vgl. Grimm, DWb 25, Sp. 8.
2 Am folgenden Tag, vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 2588.
Ob aber ettwar (in solchem nyemands ußgenom-
men) mit verdachtem, freflem muot gott lestern und
der obgemelten oder derglich vorab der neu erdich-
teten schwür unnd gotslestrungen thuon unnd ver-
handlen wurd, den wirt ain Ersamer rat, deßglich,
welch offt straffwürdig erfunden werdent, an irem
guot, an irem lib, an irem leben oder an iren Eren, ye
nach dem yedes verschulden ist, hertigklichen straf-
fen. Dann dem rat in disem allwegen die straff nach
gstalt der sachen zemeren, zemindern und zeändern
ist vorbehalten.
Und darumb ist ains ersamen rats gebott und
ernstlichs ansehen, Das ye ains das ander rügen söll
und angeben nach geschribner maßen:
Welcher etwarn in offnen trinckstuben obgesetz-
ter gstalten hört schweren, der soll deß selbigen tags
(bschächs aber nachts oder am abent, morn-
digs2),den selbigen, namlich wo unnd wie er ge-
schworn hab oder gefluochet, dem zunfftmaister oder
aim Christafel3 der selbigen trinckstuben, darinn es
bschehen ist, angeben, unnd ob ander mer darby
wärent gsin, ouch sagen, damit dannoch, ob die sol-
ches ouch anzaigen wurdent, ain schwuor oder fluoch
nit zwaimal wurde auffgeschriben.
Item die wirt und alles ir gsind sollent die fremb-
den gest, ob sy ainchen hörtent schweren oder fluo-
chen, obgeschribner massen gütlich warnen und inen
sagen, das sollches hie verbotten syg. Und welcher
sich deß darüber nit enthalten, besunder unmäßlich
fluochen oder schweren wurd, den söllent sy von
stund oder, obs in der nacht beschäch, morndigs
dem Burgermaister angeben. Schwürend aber oder
fluochtent burger oder inwoner in den würtshüsern,
So sollent deß würts gsind sollichs dem würt, unnd
der würd darnach deßglich, so ers selbs hört, sin
3 Christoffel, Kristafel = Konstabel, Stubenknecht, Auf-
seher über die Trinkstubenordnung, vgl. Fischer,
Wörterbuch IV, Sp. 763.
370