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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0393
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4. Almosenordnung 1527

wie hernach stat, den frömbden ußtailen mög. Doch
soll dem Klingler (damit er im samlen dest gevlyß-
ner syg) von jedem pfund pfennig, das er samelt,
1 ßd6 sold geben werden.
Und darumb, so ain frömbder siech siner not-
turfft nach gen Costantz kem, so soll er in berürts
siechenhus inziehen. Kumpt er vor Imbis und gat ze
füß, so soll man im geben viiii d, hatt er aber ain
roß, 1 ßd. Man soll ouch ime, wie von alter har kom-
menk, umb sin gelt zeessen geben und nach dem Im-
bis soll er fürziehen und nit über nacht da pliben.
Kumpt er aber nach Imbis, so soll man im ouch
geben, so er kain roß hat, viiii d, und so er ryt, 1 ßd,
und aber ine wie von alter har umb sin gelt lassen
zeren, darzü uber nacht beherbergen. Morgens soll
er ouch sin straß faren.
Und zü dem soll alltäglich tag das brot, das der
klingler samlet, den frömbden siechen, so vil sy deß
essent und soverr |24v | es raich, geben werden; was
sy aber nit essent, das soll den haimschen siechen
pliben.
Item, welher siech allso im siechenhus das all-
müsen innimpt, der soll darnach in zwayen monaten
nitt widerkummen, es begebe sich dann, das er an-
derer siner notturfft halb der orten fürzug, so mag er
sinen pfenning uff der hoffstatt zeren. Man soll im
aber das bestimpt almüsen indert den zweien mo-
naten zegeben nit schuldig sin.
Item das Bad soll, wie von alter harkummen ist,
von frembden und haimschen gebrucht werden.
Item, man soll den siechen deß siechenhuses zu
der inneren tannen7, das ouch dem rat zustat und in
siner pflegschafft ist, alle wochen jegklichem siechen

k B: kommen ist.
1 B: die.
6 Schilling = der 20. Teil eines Pfunds.
7 Das Leprosenhaus „zur inneren Tanne“ sowie dasjenige
auf dem Feld vor Kreuzlingen stellten zwei Stiftungen
für die Aussätzigen dar, die vom Rat jeweils durch zwei
Pfleger verwaltet wurden. Sie dienten nicht nur für die
einheimischen Leprosen, sondern auch als Armenanstalt
zur Verteilung von Almosen an fremde Sondersiechen,
vgl. Meisel, Verfassung, S. 101; Maurer, Konstanz
1, S. 129-131.

geben ij ßd. Aber in das siechenhus zü der ussern
tannen, deßglichen in das siechenhus zu Tegerwi-
ler8, würt man wöchengklichen, so siechen drinn
sind, uß gütem willen, so langs dem rat gelegen ist,
geben, namlich in jedes siechenhus ij ßd, es seyen
der siechen drinn vil oder wenig. |25r | Doch mögend
die siechen diser dryger9 hüser in maßen derl frömb-
den siechen das almüsen in dem siechenhus oder
hoffstatt vor Crützlingen mit obgeschribner ord-
nung wol suchen und innemen.
Und mit dem söllen die stöckli10 uff den stecken,
die uff dem munsterhof und vor den andern kirchen
stond, den gmainen frombden siechen warten, und
die pfleger deß almusens, was darin gfelt, innemmen
und, als obstet, ußtailen.
Item, so das allmusen, das man den frombden
siechen mittailen württ, so vil ertragen, so wurde
man inen das ouch meren.
Ander frömbd bettler betreffende
Wo aber ander arm lüt, die nit malitzig11 sind und
gen Costantz kumment, die söllend in sant Jos her-
berg12 inkeren, da werdent sy narung finden. Nam-
lich, welher vor Imbis kumpt, dem würt man geben
müs und brot und zudem, ob er xx jar und darob alt
sin gesehen wurt, iii d, ob zwuschen |25v | xx und
xij jaren, ii d, und under xij Jaren 1 d, und dann soll
er wyther ziehen. Ob aber ainer ain roß hett oder ain
esel, dem wurt dryer pfenning mer geben.
Welher aber nach Imbiß kumpt, dem gibt man
uff das nachtmal spyß und gelt, eben als ob er uff
den Imbis kumen wer, doch wurt man ime zu dem

8 Siechenhaus in Tägerwilen, westlich von Konstanz im
Kanton Thurgau.
9 Dreier.
10 Almosen-, Opferstöcke.
11 Aussätzig, vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 1514.
12 Das Seelhaus war aus der bei St. Jos in der südlichen
Vorstadt Stadelhofen bestehenden Elendenherberge und
dem 1518/19 dort errichteten Blatternhaus entstanden,
vgl. Buck/Fabian, Reformationsgeschichte, S. 36;
Meisel, Verfassung, S. 113.

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