8. Zuchtordnung 1531
gebennα20 unnd zu dem ain tag unnd ain nacht im
thurn ligen unnd nichts dann wasser trinckenn unnd
brot unnd häbri muß21 essenn. Wurde er aber zum
vierden mal sich ubersehenn, so soll er die vier gul-
din zalenn, ain tag unnd ain nacht mit brot, haber-
muß unnd wasser im thurn gespyßt unnd getrenckt
unnd darnach von unser Statt unnd gerichtenn biß
an unser, des täglichen Rats, benügen verwisenn
werdenn.
Item, welcher die ersten geldbuß nit vermag ze-
bezalenn, der soll die im thurn abbüssenn, namblich
für jedenn guldin ain tag unnd ain nacht darinn li-
genn unnd nichts dann wasser unnd brot, ouch
häbrimuß essenn unnd trinckenn.
Zu glicher wyß, welcher die andernn, dritten
oder vierdten geltbus nit vermöchte zubezalen, der
soll zusampt der bestimpten thurnstraf dieselbigen
geltbus oucho im thurn, namblich fur jedenn guldin
ain tag unnd ain nacht, mit spyß unnd tranck, als
obstat, ablegenn oder aber dest lenger der Statt ver-
wysen werdenn. |125v |
Doch ob ain frowenpild dermaßen in fangknis
käm, soll spyß halb, doch nur ob sy kranck wer, aim
Bürgermaister bevolhenn sin, obs ine not be-
duchtp, andere ir gezimmende spyß geraigtq zewer-
denn, zuvergönnen.
Es möchte ouch ettwar so ungeschickt unnd
mutwillig im trincken erfunden werden, wir im täg-
lichen Rat würdint ine am gut unnd am lyb nach
gestalt der sachenn höher unnd anderst strafen.
Item, es sollennd die wurt ire frömbden gest,
welche zutrincken unnd sich disem unserem satz
ungmäß haltenn welten, des abzeston warnen. Wo
aber sich erfund, das ainer das nit thät unnd in si-
nem hus on vorgönnde warnung die frömbden gest
wissig zutrinckenn ließe, der soll ebenn die straf ver-
fallenn sin unnd gebenn, die der zutrincker verfal-
lenn were.
α Dise straf deß gelts ist gesetzt uff 3 ßd, so offt einer
strafwurdig würt. 17. Marcii Anno 1534.
o Fehlt B.
p B: bedunckt.
q B: geraicht.
20 Vgl. unten, S. 403.
21 Hafermus.
Ain gliche straf sollennd die stubenknecht22
unnd ander lut, welche frömbden luten on vorgönn-
de warnung in irenn husernn zuzetrincken gestat-
tent, verfallen sin.
Welche aber deß den burgern oder Inwonern in
iren husern gestattennt, die sollennd eben wie die
Zutrincker selbs gestraft werden.
Item, welche sich one zutrincken bsonder23 fur
sich selbs dermaß füllend, das sys widergebennt,
ouch nit mer one gefürt gon könnent oder ander un-
zucht verhandlent, unnd aber sollichs uß gevärd,
mutwillen oder gwonhait, nit uß kranckhait, |126r |
plödigkait24 oder ander ungefarlicher ursach be-
schicht, die sollennd zusampt ainem guldin gelt-
straf, den sy zegebenn schuldig sind, zum wenigisten
ain tag unnd ain nacht im thurnn mit spyß unnd
tranck, als obenn stat, enthaltenn, unnd darinn we-
der Frowenn noch Mannen, Jungen noch altenn ver-
schonet werdenn.
Von nachurten25 unnd nachtzechen26
Unnd darumb, zu merer fürkummung solches fül-
lens, so gepieten wir, wann die tagurtenn in Zunff-
tenn oder in würts- oder andern Husern uß ist, das
kain nachürt oder nachzech mer gehaltenn werde.
Item unnd abents soll mann nit lenger dann biß
zehen Ur in zünfftenn, ouch in würts- unnd andern
husern, trincken und trincken lassenn, unnd sobald
es zechne schlacht, sollend die Stubenknecht unnd
die würt ire huser beschliessenn unnd niemands mer
inlassen, doch die frömbdenn gest, wo die vorhann-
den werind, ußgnommen.
So ouch dieselbenn, ire frömbde gest, ettwann
ungefarlich nach den zechnen mer zetrincken beger-
tenn, So sollennd sys dafür pittenn. Beharten aber
die gest uff irer beger, so mögent sy inen ain zimb-
22 Zunftknecht, dem die Aufsicht über die Trinkstube ob-
lag, vgl. Grimm, DWb 20, Sp. 180.
23 Abgesondert, allein, aus freien Stücken.
24 Schwachheit, Gebrechlichkeit.
25 Nacht-Ürte = abendlicher bzw. nächtlicher Wirtshaus-
besuch, vgl. Grimm, DWb 21, Sp. 86 zur Tagürte.
26 Die Nachtzeche bezeichnet ein verbotenes nächtliches
Gelage, vgl. DRW 9, Sp. 1308.
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gebennα20 unnd zu dem ain tag unnd ain nacht im
thurn ligen unnd nichts dann wasser trinckenn unnd
brot unnd häbri muß21 essenn. Wurde er aber zum
vierden mal sich ubersehenn, so soll er die vier gul-
din zalenn, ain tag unnd ain nacht mit brot, haber-
muß unnd wasser im thurn gespyßt unnd getrenckt
unnd darnach von unser Statt unnd gerichtenn biß
an unser, des täglichen Rats, benügen verwisenn
werdenn.
Item, welcher die ersten geldbuß nit vermag ze-
bezalenn, der soll die im thurn abbüssenn, namblich
für jedenn guldin ain tag unnd ain nacht darinn li-
genn unnd nichts dann wasser unnd brot, ouch
häbrimuß essenn unnd trinckenn.
Zu glicher wyß, welcher die andernn, dritten
oder vierdten geltbus nit vermöchte zubezalen, der
soll zusampt der bestimpten thurnstraf dieselbigen
geltbus oucho im thurn, namblich fur jedenn guldin
ain tag unnd ain nacht, mit spyß unnd tranck, als
obstat, ablegenn oder aber dest lenger der Statt ver-
wysen werdenn. |125v |
Doch ob ain frowenpild dermaßen in fangknis
käm, soll spyß halb, doch nur ob sy kranck wer, aim
Bürgermaister bevolhenn sin, obs ine not be-
duchtp, andere ir gezimmende spyß geraigtq zewer-
denn, zuvergönnen.
Es möchte ouch ettwar so ungeschickt unnd
mutwillig im trincken erfunden werden, wir im täg-
lichen Rat würdint ine am gut unnd am lyb nach
gestalt der sachenn höher unnd anderst strafen.
Item, es sollennd die wurt ire frömbden gest,
welche zutrincken unnd sich disem unserem satz
ungmäß haltenn welten, des abzeston warnen. Wo
aber sich erfund, das ainer das nit thät unnd in si-
nem hus on vorgönnde warnung die frömbden gest
wissig zutrinckenn ließe, der soll ebenn die straf ver-
fallenn sin unnd gebenn, die der zutrincker verfal-
lenn were.
α Dise straf deß gelts ist gesetzt uff 3 ßd, so offt einer
strafwurdig würt. 17. Marcii Anno 1534.
o Fehlt B.
p B: bedunckt.
q B: geraicht.
20 Vgl. unten, S. 403.
21 Hafermus.
Ain gliche straf sollennd die stubenknecht22
unnd ander lut, welche frömbden luten on vorgönn-
de warnung in irenn husernn zuzetrincken gestat-
tent, verfallen sin.
Welche aber deß den burgern oder Inwonern in
iren husern gestattennt, die sollennd eben wie die
Zutrincker selbs gestraft werden.
Item, welche sich one zutrincken bsonder23 fur
sich selbs dermaß füllend, das sys widergebennt,
ouch nit mer one gefürt gon könnent oder ander un-
zucht verhandlent, unnd aber sollichs uß gevärd,
mutwillen oder gwonhait, nit uß kranckhait, |126r |
plödigkait24 oder ander ungefarlicher ursach be-
schicht, die sollennd zusampt ainem guldin gelt-
straf, den sy zegebenn schuldig sind, zum wenigisten
ain tag unnd ain nacht im thurnn mit spyß unnd
tranck, als obenn stat, enthaltenn, unnd darinn we-
der Frowenn noch Mannen, Jungen noch altenn ver-
schonet werdenn.
Von nachurten25 unnd nachtzechen26
Unnd darumb, zu merer fürkummung solches fül-
lens, so gepieten wir, wann die tagurtenn in Zunff-
tenn oder in würts- oder andern Husern uß ist, das
kain nachürt oder nachzech mer gehaltenn werde.
Item unnd abents soll mann nit lenger dann biß
zehen Ur in zünfftenn, ouch in würts- unnd andern
husern, trincken und trincken lassenn, unnd sobald
es zechne schlacht, sollend die Stubenknecht unnd
die würt ire huser beschliessenn unnd niemands mer
inlassen, doch die frömbdenn gest, wo die vorhann-
den werind, ußgnommen.
So ouch dieselbenn, ire frömbde gest, ettwann
ungefarlich nach den zechnen mer zetrincken beger-
tenn, So sollennd sys dafür pittenn. Beharten aber
die gest uff irer beger, so mögent sy inen ain zimb-
22 Zunftknecht, dem die Aufsicht über die Trinkstube ob-
lag, vgl. Grimm, DWb 20, Sp. 180.
23 Abgesondert, allein, aus freien Stücken.
24 Schwachheit, Gebrechlichkeit.
25 Nacht-Ürte = abendlicher bzw. nächtlicher Wirtshaus-
besuch, vgl. Grimm, DWb 21, Sp. 86 zur Tagürte.
26 Die Nachtzeche bezeichnet ein verbotenes nächtliches
Gelage, vgl. DRW 9, Sp. 1308.
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