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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0416
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Konstanz

Verträg, die vor disem, des kinds aigenwilligen ver-
hirren, zwuschenn sinem vatter und mutter wären
uffgricht, ettwas hiergegen oder wider sölches er-
benn vermöchtenn, denselbigen briefen soll hier-
durch nichtz sin abgnommen.
Deßglich, so erlicher luten kind dergstalt mit
personen sich elichen inlond69 oder verhirrent, die
verlumbdet lut sind unnd zu kainen Eren gebrucht
mögent werdenn, so soll in vatter unnd mutter unnd
ir jetweders frygen willen ston, ir gut denselbigen
kinden zeentziehen, unnd wem sy wellennd, dems
nach irem tod gfallen sölle, zuverschaffen oder sunst
hinzugeben, wie inen geliebet, oder aber sy mögends
den kinden, obs inen gemaint ist, wol zukummen
lassenn.
Doch soll jezitenn an unser, des täglichen Rats,
erkanntnis ston, ob die personn, die vatter oder mu-
ter fur verlumbdet achtend, als verlumbdet unnd
ungebruchsam der Eren soll gehalten werden. |137r |
Item, unnd so vatter oder muter, welches dann
in lebenn ist, in versehung der kinden varläßig, su-
mig oder sunst hinderstellig werind, unnd die ver-
ordneten Zuchtherren vernemmen oder für sich sel-
ber achten wurdint, das notturfft were, darinn ze-
handlen, so sollennd sy in still unnd gepürlicher
maßh by inen handlen, das sy den Jungen helfind;
deßglich mögent dieselbigen kind by iren frunden
oder sunst anhalten, das mit iren vatter unnd muter
gehandelt, damit inen in elichen stand geholffenn
werde.
Unnd ob aber uber sollich der Zuchtherren, der
frundschafft oder ander erberer luten handlung
nicht destminder vatter unnd mutter on redlich ur-
sachen hinderstellig sin unnd daruff die kind sich
selbs verhirren wurdint, so soll an unser, des tägli-
chenn Rats, erkanntnis ston, ob dasselbig kind di-
sem unserm Statut zuwider gehandelt hab oder obs
durch vatter unnd mutter uß redlichenn unnd gnug-
sammen ursachen uffgehalten syg, unnd ob es der
straf diser ordnung soll behafft sin oder nit.
h B: wyß.
i Fehlt B.
j Gestrichen: neben unns unnd dem täglichen Rat.
k Gestrichen: vor unns oder vor dem täglichen Rat, oder
aber.

Von erkießung ettlicher Gewaltshaber der kirchenn
unnd von irem Ampt
Item, allediewyl derjhen, der offenbar sundet, nit
nur ime selbs ubel thut, besonnder70 ouch sin mit-
gmaind verergert unnd andern luten des fals unnd
sunden ursach gibt, so ist ouch ime von wegen
Christi nit von unnöten, das er nach erlitner straf
siner selbs schulden der gmaind, die er verletzt hat,
ouch |137v | widerumb versunt werde. Harumb wel-
lend wir ettlich predicannten oder vorsteer im wort
oder diener der kirchen deni bemelten Zuchtherren
zuordnen. Nit das die des Ampts oder befelch der
Zuchtherren in ainich weg sichunderfacheni noch
in verhandlung desselbigen bysin, sonnder allain das
Ampt unnd gaistlichen gwalt, was absunderung von
der gmainschafft der kirchenn unnd vom tisch des
herren unnd widerumb versunung mit derselbigen
antrifft, mit sampt den Zuchtherren, als die alle
miteinandernj der kirchen gwalthabere syen, ver-
handlen unnd ußrichtenn söllennd.
Von versünung unnd von ußschließung
von der kirchen
Dann ob ettwar der in die offne, swäre laster fallen
und von ainerlay laster wegen zum andern mal
durch unns oder im täglichen Rat lut obberürter
Statuten gestrafft wurd, daruber so unguter artenn
oder willens were, das er versünung mit der kirchen,
die er geergert hatk, vor den bemelten gwalthabern
der kirchen nit begerenn unnd aber, nachdem also
unversünt, oder ob er schon versünt, dannocht noch
ainest, das ist zum drittenmal, von desselbigen las-
ters wegen die straf, wie oben erlutet, verschuldete
unnd gestrafft, doch nit uß der Statt verwisenn
wurd, der soll, so mann zum nechsten mal nach der
dritten straf das nachtmal des herren begat, durch
den diener der kirchenn dem volck gots als ain uß-
geschloßner von irer |138r | gaistlichen gmainsam
69 Einlassen.
70 Sondern.
71 Unterfangen.

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