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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0419
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8. Zuchtordnung 1531

Von erwellung der kirchen diener
Item, es soll in unser Statt unnd in unsern grichten,
wo wir Pfarrer zesetzen habent, niemands zeleren
selbs uffstonn noch uffgestelt werdenn, er syge dann
durch unns oder den täglichen Rat oder unsere
Zuchtherren unnd durch die andern unsere Vorsteer
im wort verhört, bewärt unnd uff gnugsam kunt-
schafft zugelassenn.
Wie mann die Laster angeben sölle
Damit nun disen unsern Satzungen unnd christen-
lichen ansehen dest stattlicher gelept werd, so wel-
lennd und bevelchent wir hiemit, das alle unnd jede
unser burgere, Inwonere unnd verwandte, die syen
oberv oder underthon, alles, was sy in den obge-
schribnen, deßglich jegklicher anderlay ergerlichenn
unnd böser sachenn halb sehennd, hörennd oder ver-
nement, den verordneten Zuchtherren rügen unnd
anzöugen sollennd, damit dieselbigen dann wyther
die sachen ergründen unnd ir befelch unnd Ampt
volstreckenn mögend.
Doch das darinn der liebe verschonet werde, also
das mann nit alles, was haimlich beschehen wer
unnd in der still mag abgstelt unnd gebessert wer-
denn, den Zuchtherren anzegebenn soll schuldig sin.
Aber offenbar, ergerlich |141r | sachen, ouch wo är-
gers, man zöugs dann an, nit fürkummen wurt, soll
mann nit verhaltenn, in welchem der christenlich
Ifer unnd liebe zum nechsten ain jeden wol anlaiten
unnd leren würt.
Darnebennt werdent wir unnd die Zuchtherren
nicht destminder mer unnd ander weg fürnemmen,
wie jeziten unns notturfft beducht unnd den sachen
gelegenn ansicht, dardurch das böß erlernet unnd zu
abstellung desselben gehandelt werd.
Das niemands die Zuchtherren noch wer das Böß
angibt, belaidigen soll
Unnd ob aber ettwarw die Zuchtherren oder andere,

von wegen das sy gestraft oder angeben werind, mit
wortenn oder mit wercken belaidigen wurd, der soll
durch die Zuchtherren unns oder dem täglichen Rat
angeben unnd dann je nach gstalt der sachen unnd
personen hertigklich gestrafft werden.
Beschluß
Diß sind die Ordnungen, gepott unnd Statuta, die
wir zu ußrütung des bösenn unnd zu pflantzung da-
gegen christenlicher Erberkayt guter maynung ha-
bent angesehen, gesetzt unnd gemachet unnd pit-
tend, hermanend unnd befelhend hieruff bemelten
Zuchtherren, wer die yeziten sin werdennt, mit
höchstem vlys unnd beger, das sy in disem irem be-
felch unnd Ampt ain christenlichen ernst gebruchen,
ir getruwes unnd vlyssigs uffsehen haben unnd sich
dermaß halten |141v | wellind, wie sy vor gott unnd
Christo Jesu, irem Richter, des diener unnd schaff-
ner sy des orts sind, in der Rechnung irer pfleg-
schafft, die sy im geben müssend, deßglich gegen
unns, die allenn last unnd vertruwen diser Sachen in
sy setzennd, zebestonn getruwent unnd begerent,
das ouch wir unnd mengklich spuren unnd inen mit
lob verjehen mögennt, daß sy gott unnd sin Ere vor
ougen habint, zu christennlicher Zucht unnd erberm
wesenn ain gunst unnd liebe tragind unnd inen, was
böß unnd unrecht ist, mit warhait mißfallenn las-
sind.
Uber das wellent ouch wir uch alle unsere bur-
gere, Inwonere unnd verwandte hiemit ernstlichen
unnd mit hertzlicher flächung75 ermanet habent,
embsigh zebetrachtenn, das (wie unser ampt ist, nit
aigne, besonnder gottes unnd uwer sachenn mit
gmainem nutz zehandlen) also uch als underthonen
von gott unnd recht ist uffgelegt unnd gepotten, nit
uwers selbs willenns zesin, besonnder76 unns, vorab
dwyl wir allain nach dem willen gots unnd in sinen
wegen uch zelaiten begerennd nachzevolgen unnd
gehorsamb zelaisten, dann one gehorsamb volg der
undern kain gesatz des Obern, das syg, wie gut es
well, ichtz fruchtbars ußsrichtenn mag. So ir aber

v B: oberen. 75 Flehung, Flehen.
w Fehlt B. 76 Sondern.

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