8. Zuchtordnung 1531
Erstlich, das alles volck, jung und alt, frömbd
und haimsch, wer sein wonung hie hat, die wagkait
und pracht in der klaidung hinlege, ouch die demü-
tigkait deß hertzens in ußwendiger zucht und klai-
dung bewyse, desglichen, das man den überfluß in
essen abstelle, ouch die unzucht in trinken vermyde.
Item, diewil hievor vyler laster und unzuchten
halb, als namlich besuchung bäpstischer abgötterey-
enn, item gotslestrenns, item spilens, item der aigen-
nützigen und unzimlichen käuffen, übernemung und
truckung der armen und anders halb, ordnungen uf-
gerichtet110, und bißhar so vyl möglich in übung ge-
halten sind, |146d | ist ains ersamen rats ernstliche
beger und mainung, das alle burger und inwonere
diser statt, junge und alte, den selbigen ordnungen
vleißig geleben und die halten, ouch die überfarer
deren angeben söllint.
Unnd insonderhait ouch, das man deß zutrin-
ckens by vermidung vor uffgesetzter straffen ab-
stande, unnd diewyl das gemessen bringen sampt
andern unzüchtigen trincken uß dem früntlichen
bringen verursacht würt, so ist ains rats mainung,
das die burger und inwoner underainanderen sich
ouch dessen enthalten söllenn.
Item, das man tags und nachts in den ürten uff
den gassen und sunst züchtig syg, kain luts geschray
noch ungepürliches gsang und wesen habe, vorab
ouch nachts still syg unnd nichtz singe.
Item, es söllent an fyrtagen alle ürten111 in
würts- und winschencken hüsern, ouch in jegkli-
chenn andern hüsern, deßglichen an zilstatten112 und
sunst allenthalben, wann man das dritt zaichen zu
der abent predig anfacht lüten, uffhören; allso wann
das dritt zaichen verlütet ist, das jederman von der
ürten hinweg gangen syg.
Doch so ettwan die schützen mit irem ordenli-
chen schiessen nit hettend mögen vertig werden, so
soll inen nit abgestrickt sin, das schiessen glich wol
110 Vgl. die Almosenordnungen von 1527, 1532 und 1545,
oben, S. 372-382, Nr. 4-6.
111 Ürten = Zechen, vgl. Grimm, DWb 24, Sp. 2562.
nach dem verlüten des driten zaichens gar zevol-
bringen.
Darzu sollent die würt, offne winschencken und
alle andere, die win schencken, in iren hüsern nit
spilenn noch sunst wider der statt ordnungen hand-
len lassen; dann welche aber sich darinn übersehen
wurden, gegen den selbigen würt man mit gepürli-
cher straff handlen. |146e |
Item, die würt und winschencken söllen nach
dem nachtessenn niemands mer setzen, ouch sunst
ire ordnungen haltenn. Doch frömbden gesten, ouch
burgern, die den selbigen frömbdenn gesten zu lieb
da wärent, mögent die würt ain zimlichen schlaff-
trunck, so die frömbden deß begeren, wol gebenn.
Item, man würt fürohin, wie vor jaren ouch der
bruch gewesen ist, zu nün uren ain glocken lüten.
Nach der selbigen glocken soll man niemands mer,
weder für die hüser noch in den hüsern, ainichen win
geben. Item und in den andern hüsern, wo man nit
win schenckt, soll man, nach dem die winglock ge-
lütet ist, kainen win mer fürtragen, sunder zu zehen
uren von ainanderenn gon.
Item, es sollent an fyrtagen alle ürten, morgen-
suppen und anders zechen, biß das die ander morgen
predig uß ist, abgestelt sin und nit beschechenn, uß-
genomen, was jeder mit den sinen in synem aignen
hußwonung tut. Aber die würt mögent den frömb-
den gesten, die über feld ziehenn wellent, wol ze es-
sen gebenn.
Item, es soll an fyrtagenn morgens und abents,
wann man prediget, vor sant Steffan113 nichtz
kaufft, verkaufft noch fail gehept werden114.
Item ann fyrtagen, wann man das ledst [Glok-
kenzeichen] zu den morgen- oder abent predigen
verlütet, soll niemands mer, weder wyb noch man,
uff der gassen sitzen, spatzieren noch umbgon, er
habe dann zeschaffenn. |146f | Sunder wer nit an die
predig gon wyl, der soll nach verlütung des ledsten
112 Schießständen.
113 26. Dezember.
114 Vgl. oben, S. 388 und 402.
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Erstlich, das alles volck, jung und alt, frömbd
und haimsch, wer sein wonung hie hat, die wagkait
und pracht in der klaidung hinlege, ouch die demü-
tigkait deß hertzens in ußwendiger zucht und klai-
dung bewyse, desglichen, das man den überfluß in
essen abstelle, ouch die unzucht in trinken vermyde.
Item, diewil hievor vyler laster und unzuchten
halb, als namlich besuchung bäpstischer abgötterey-
enn, item gotslestrenns, item spilens, item der aigen-
nützigen und unzimlichen käuffen, übernemung und
truckung der armen und anders halb, ordnungen uf-
gerichtet110, und bißhar so vyl möglich in übung ge-
halten sind, |146d | ist ains ersamen rats ernstliche
beger und mainung, das alle burger und inwonere
diser statt, junge und alte, den selbigen ordnungen
vleißig geleben und die halten, ouch die überfarer
deren angeben söllint.
Unnd insonderhait ouch, das man deß zutrin-
ckens by vermidung vor uffgesetzter straffen ab-
stande, unnd diewyl das gemessen bringen sampt
andern unzüchtigen trincken uß dem früntlichen
bringen verursacht würt, so ist ains rats mainung,
das die burger und inwoner underainanderen sich
ouch dessen enthalten söllenn.
Item, das man tags und nachts in den ürten uff
den gassen und sunst züchtig syg, kain luts geschray
noch ungepürliches gsang und wesen habe, vorab
ouch nachts still syg unnd nichtz singe.
Item, es söllent an fyrtagen alle ürten111 in
würts- und winschencken hüsern, ouch in jegkli-
chenn andern hüsern, deßglichen an zilstatten112 und
sunst allenthalben, wann man das dritt zaichen zu
der abent predig anfacht lüten, uffhören; allso wann
das dritt zaichen verlütet ist, das jederman von der
ürten hinweg gangen syg.
Doch so ettwan die schützen mit irem ordenli-
chen schiessen nit hettend mögen vertig werden, so
soll inen nit abgestrickt sin, das schiessen glich wol
110 Vgl. die Almosenordnungen von 1527, 1532 und 1545,
oben, S. 372-382, Nr. 4-6.
111 Ürten = Zechen, vgl. Grimm, DWb 24, Sp. 2562.
nach dem verlüten des driten zaichens gar zevol-
bringen.
Darzu sollent die würt, offne winschencken und
alle andere, die win schencken, in iren hüsern nit
spilenn noch sunst wider der statt ordnungen hand-
len lassen; dann welche aber sich darinn übersehen
wurden, gegen den selbigen würt man mit gepürli-
cher straff handlen. |146e |
Item, die würt und winschencken söllen nach
dem nachtessenn niemands mer setzen, ouch sunst
ire ordnungen haltenn. Doch frömbden gesten, ouch
burgern, die den selbigen frömbdenn gesten zu lieb
da wärent, mögent die würt ain zimlichen schlaff-
trunck, so die frömbden deß begeren, wol gebenn.
Item, man würt fürohin, wie vor jaren ouch der
bruch gewesen ist, zu nün uren ain glocken lüten.
Nach der selbigen glocken soll man niemands mer,
weder für die hüser noch in den hüsern, ainichen win
geben. Item und in den andern hüsern, wo man nit
win schenckt, soll man, nach dem die winglock ge-
lütet ist, kainen win mer fürtragen, sunder zu zehen
uren von ainanderenn gon.
Item, es sollent an fyrtagen alle ürten, morgen-
suppen und anders zechen, biß das die ander morgen
predig uß ist, abgestelt sin und nit beschechenn, uß-
genomen, was jeder mit den sinen in synem aignen
hußwonung tut. Aber die würt mögent den frömb-
den gesten, die über feld ziehenn wellent, wol ze es-
sen gebenn.
Item, es soll an fyrtagenn morgens und abents,
wann man prediget, vor sant Steffan113 nichtz
kaufft, verkaufft noch fail gehept werden114.
Item ann fyrtagen, wann man das ledst [Glok-
kenzeichen] zu den morgen- oder abent predigen
verlütet, soll niemands mer, weder wyb noch man,
uff der gassen sitzen, spatzieren noch umbgon, er
habe dann zeschaffenn. |146f | Sunder wer nit an die
predig gon wyl, der soll nach verlütung des ledsten
112 Schießständen.
113 26. Dezember.
114 Vgl. oben, S. 388 und 402.
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