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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0475
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5. Agende [um 1600]

5. Agendea
[um 1600]
Kirchen Agenda
Wie es in der Evangelischen Kürchen Augspurgischer Confession allhie zue Ysni mit der H. Tauff,
Administration deß H. Abentmals, Einsegnung der Ehe, Gemeinem Gebett und anderem bißher gehalten
worden und hinfüro mit verleihung Göttlicher Gnaden gehalten werden soll
i. Corinth. 14 [33.40]:
Laßet alles Ehrlich und Ordenlich zuegehn, dann Gott ist nicht ein Gott der unordnung sondern deß fridens,
wie in allen gemeinen der Heiligen |5r |
Form des Tauffs

Es ist uns hie ain kindlin fürgetragen und von sei-
netwegen begert, das es dem Gebett gemainer Chris-
tenlichen Kirchen bevolhen und nach ordnung und
einsatzung Jesu Christi getaufft werde. Damit wir
aber bericht empfangen, auß was grund Göttlicher
Schrifft wir uns des Kindlins annemmen und es
durch das Gebett Gottes angesicht fürstellen, auch
im umb die Gnad und Gaab des Tauffs bitten sollen,
So last uns hören das Evangelium von den kindlin,
wie es Marcus am 10. [13-16] beschriben hat: Zu der
Zeitt brachten sie Kindlin zu Jesu, das er sie sollt
anrüeren. Aber die Junger fuhren die an, die sie tru-
gen. Da es aber Jesus sahe, ward er unwillig und
sprach zu inen: Laßt die Kindlin zu mir kommen
und wehret Inen nicht, dann solcher ist das Reich
Gottes. Warlich, ich sage euch, wer das Reich Got-
tes |5v| nicht empfahet alls ain kindlin, der wirt
nicht hinein kommen. Und Er umbfienge sie und
leget die händ auf sie und segnet sie.
Lieben Freund, wir hören auß disem Evangelio,
wie freundlich sich der Sohn Gottes, unser lieber
Herr Jesus Christus, gegen den kindlein stellet, da-
mit Er offentlich und gwißlich zuverstehen gibt, in
was grosser noth und gfahr die armen kindlein ste-
cken, und das sie darauß ohn sein sonderlich gnad

a Textvorlage (Handschrift): Evangelisches KirchenA
Isny S 209, fol. 4r-67v.

und barmhertzigkait nicht erlöset werden mögen.
Dann wir hören auch sonst täglich auß Gottes wort,
erfahrens auch baid, an unserm Leben und Sterben,
das wir von Adam her allesampt in Sünden empfan-
gen und geboren werden1, Darinnen dann wir under
Gottes Zorn in ewigkait verdampt und verlohren
sein mueßten, wo uns nicht durch den aingebornen
Sohn Gottes, unsern lieben Herren Jesum Christum,
darauß geholffen were.
Dieweil dann dises gegenwärtig kindlin in |6r|
seiner Natur mit gleicher sünde, inmassen wie wir
auch, vergifftet und verunrainigt ist, darumb es
auch des ewigen Todts und verdammnuß sein und
bleiben müeste, Und aber Gott, der Vatter aller gna-
den und barmhertzigkait, seinen Sohn Christum der
gantzen Welltt und also auch den kindlein nicht we-
niger dann den Altten verhaissen und gesandt hat,
welcher auch der gantzen Welltt sünd getragen und
die armen kindlein gleich so wol als die Altten von
Sünd, Todt und verdammnuß erlöset und seelig ge-
macht hat und bevolhen, man soll sie zu im bringen,
das sie gesegnet werden2, Derohalb so vermahne
und bitte ich euch alle, die Ir allhie versammlet
seind, auß Christlicher Liebe und trewe, das Ir
ernstlich zu hertzen nemmen und mit fleiß beden-
ckhen wöllt, in was grossem Jammer und noth dises

1 Vgl. Röm 5,12.
2 Mk 10,13-16.

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