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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0476
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Isny

Kindlin seiner art und Natur halben stecket, Näm-
lich das es sey ain kind der Sünden, des Zorns und
ungnad und das Ime nicht anders geholffen werden
möge, |6v| dann das es durch den Tauff auß Gott
new geboren und von Gott an ains kinds statt von
wegen unsers Herren Jesu Christi angenommen wer-
de.
Hierauf so wöllet eueh dises gegenwärtigen Ar-
men Kindlins gegen Gott, dem Herren, mit ernst
annemmen, dasselb dem Herren Christo fürtragen
und bitten, Er wölle es zu gnaden aufnemmen, im
sein Sünd vergeben und zu ainem Miterben der ewi-
gen himmelischen Güetter erkennen, auch nicht al-
lain von des Teufels gwaltt, dem es der sünd halb
underwurfflich, erledigen, sonder auch also durch
den hailigen Gaist stärckhen, das es dem Feind im
Leben und sterben stattlichen widerstand thun und
in dem zum seeligen Sig erhaltten werden möge.
Lasst uns also Betten: O Allmächtiger, Ewiger
Gott, ain Vatter unsers Herren Jesu Christi, wir rue-
ffen dich an über disen deinen Diener N., der die
Gaab deiner Tauff |7r| bittet und dein ewige Gnad
durch die Gaistliche Widergeburt begert. Nimme in
auf, Herr, und wie du gesagt hast: Bittet, so werdet
Ir nemmen, suchet, so werdet Ir finden, klopfft an,
so wirt euch aufgethan3, So raiche nun, ewiger Gott,
dein Güette und Gnad dem, der da bittet und öffne
die Thür dem, der da anklopfft, das Er den ewigen
Segen dises himmelischen Bads4 erlange und das
verhaissen Reich deiner Gaben empfahe, durch
Christum, unsern Herren.
Sprecht ain Vatter unser etc.5
Nach dem Gebett spreche der Kierchendiener
gegen dem Kind: Der Herr bewahre deinen Eingang
und Außgang von nun an biß in ewigkait6.

3 Mt 7,7-8; Lk 11,9-10.
4 Vgl. Tit 3,5.
5 Mt 6,9-13.
6 Ps 121,8.
7 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.
8 Dieser Absatz wurde wörtlich aus der württembergi-

Darauf spreche der Kierchendiener weitter gegen
den Gevattern also: N., widersagst du dem Teufel
und allen seinen |7v| Wercken und wesen?
Antwort: Ja, Ich widersag.
Darnach frage der Kierchendiener fernner: N.,
Glaubst du in Gott Vatter, Allmächtigen Schöpffer
Himmels und der Erden?
Antwort: Ja, Ich glaubs.
N., Glaubst du in Jesum Christum, seinen ain-
gebornen Sohn, unsern Herren, der empfangen ist
von dem hailigen Gaist, Geboren auß Maria, der
Jungkfrawen, Der gelitten hat under Pontio Pilato,
Gecreutziget, gestorben und begraben. Er ist abge-
fahren zur Hölle, am Dritten Tag auferstanden von
Todten, Aufgefahren gehn Himmel, da sitzt Er zu
der Gerechten Gottes, seins Allmächtigen Vatters,
von dannen Er zukünfftig ist, zurichten die Leben-
digen und die Todten? |8r|
Antwort: Ja, Ich glaubs.
N., Glaubst du auch in den hailigen Gaist, ain
hailige, christliche Kierch, Ain gemainschafft der
Hailigen, Vertzeihung der Sünden, Auferstehung des
Fleischs und ain ewigs Leben?7
Antwort: Ja, Ich glaubs.
Darauf frage abermahl der Kierchendiener: N.,
Willt du darauf getaufft werden?
Antwort: Ja, Ich will.
Alßdann begiesse der Kierchendiener das Kind,
aufgewickelt, wie obvermeldt8, mit wasser und spre-
che mit heller, lauter und deutlicher stimme: N., Ich
tauffe dich in dem Namen Gottes, des Vatters und
des Sohns und des hailigen Gaists.

schen Kirchenordnung von 1553 übernommen. Der Be-
zug des „wie obvermelt“ findet in der Isnyer Agende kei-
ne Entsprechung. In der württembergischen Kirchen-
ordnung bezieht er sich auf die dort diskutierte Frage, ob
das Kind nackt oder bekleidet getauft werden soll, siehe
Sehling, EKO XVI, S. 232f. und S. 235 Anm. c.

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