5. Agende [um 1600]
leuth in disen hochen dingen gemeinschafft haben
mit den frommen Christglaubigen.
Hierumb wöllen all solch still stehn, biß sy Gott,
der herr, weiter erleucht und inen gnad thut, das sy
ir gemüeth zu buß und besserung |14v | richten, da-
rumb sy in dann von hertzen ohn underlaß anrüef-
fen unnd bitten sollen.
Welcher sich aber also befindet in seinem hert-
zen, das sein glaub und vertrawen dermassen stat in
den Sohn Gottes, das er darfür haltc, er sey auch für
in gestorben und hab auch im die sünd mit seinem
blut abgewäschen, also das in solcher glaub und
rechte erkhantnus der lieb Gottes, die er uns in dar-
gebung seines Sons erzaigt hat, Jetzundt treibt zu
ainem rechten mißfall seines vergangnen sündtli-
chen lebens, auch der schwachhait und blödigk-
hait15, darinn er noch steckht, und weckht jetzundt
in auff in ain hailligen willen und fürsatz, sein leben
mit fleyß und ernst durch Gottes hilff und gnad zu-
bessern, will fürohin Gott, seinem Herren, in warem
glauben leben und anhangen, in taglich umb seinen
hailigen Gaist und mehrung des glaubens anrüeffen,
sein thun und lassen in guter gwarsame unnd hut
halten, all ergernussen, in denen er biß |15r | anher
gelebt hat, abstellen, allen menschen von hertzen
umb Gottes willen verzeihen, sich mit dem belaidig-
ten von im in der lieb, sovil an im ist, versönen,
Dem beschedigten von im an Seel, leib, ehr oder gut,
sovil gesein mag, abtrag und widerkher thun, Dem
nechsten, sovil im müglich, dienen und guts thun,
wie er glaubt, das im von Christo alles guts wider-
faren und beschehen seye, sich auch dem Herren in
aller gelassenheit und gedult ergeben under das
Creutz, das er im aufflegt. Und ob er gleich noch vil
und grossen mangel hat diser stuckh, begert er doch
von hertzen täglich jhe mehr und mehr auffzue-
wachsen und in aller Gottsäligkhait fortzuefaren,
will brüederliche warnung unnd straff (wo er vil-
leicht auß blödigkheit sich yergent in ainer sünd
ubersehen wurde) gern annemen und dulden und
c Verschrieben: hat.
15 Schwäche.
sich ye beweisen, als ainem Khind Gottes und glid
der hayligen Christlichen gemaind (deren Christus
das hopt ist) wol anstat.
Ain solcher mag getröstlich sich zu dem Tisch
|15v| des Herren verfüegen und sich mit empfahung
diß hochwürdigen Sacraments seines glaubens und
liebe vor der gantzen gmaind mit warhait bezeugen,
auch durch solch brauch und yebung des Nachtmals
Christi, darinn im sein grosse lieb durch die hailigen
Sacrament und wort so trefflich fürgebildet würdt,
weiter und hertzlicher erweckht und demnach auch
getröst und gesterckht werden. |16r |
Action des Abentmals
Ir aller liebsten in Christo Jhesu, Dieweil wir jetzt
das gnadenreich abentmahl unsers liebsten hey-
landts begehn und halten wöllen, darinn er uns sein
warhafftigen leib zu ainer speyß und sein aigen
Bluot zu ainem tranckh, den glauben damit zuster-
ckhen, gegeben hat, sollen wir billich mit grossem
fleiß und inbrünstiger andacht uns selbs, wie S. Pau-
lus vermanet16, prüeffen.
Dann diß hailig Sacrament ist zu ainem sondern
trost und sterckhe gegeben den armen, betrüebten
gwissen, die ire sünd im hertzen empfinden und be-
khennen, Gottes Zorn unnd den thodt fürchten und
nach der gerechtigkheit hungerig und durstig
seind17.
So wir uns aber selbs prüeffen und ain jeglicher
in sein gewissen gehn wirt, werden wir ge-|16v | wiß-
lich nichts anders befinden, dann allerlay grewliche
sünd und den ewigen thod, den wir mit der sünden
verschuldt haben, dann der sold der sünden ist der
thod, wie Paulus sagt18, und khönnen doch uns selbs
in kainen weg darauß helffen.
Darumb hat unser lieber herr Jhesus Christus
sich uber uns erbarmet und ist umb unser sünden
willen mensch worden, uf das er das gsatz und allen
willen Gottes für uns und uns zu guot erfüllet und
16 1Kor 11,28.
17 Mt 5,6.
18 Röm 6,23.
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leuth in disen hochen dingen gemeinschafft haben
mit den frommen Christglaubigen.
Hierumb wöllen all solch still stehn, biß sy Gott,
der herr, weiter erleucht und inen gnad thut, das sy
ir gemüeth zu buß und besserung |14v | richten, da-
rumb sy in dann von hertzen ohn underlaß anrüef-
fen unnd bitten sollen.
Welcher sich aber also befindet in seinem hert-
zen, das sein glaub und vertrawen dermassen stat in
den Sohn Gottes, das er darfür haltc, er sey auch für
in gestorben und hab auch im die sünd mit seinem
blut abgewäschen, also das in solcher glaub und
rechte erkhantnus der lieb Gottes, die er uns in dar-
gebung seines Sons erzaigt hat, Jetzundt treibt zu
ainem rechten mißfall seines vergangnen sündtli-
chen lebens, auch der schwachhait und blödigk-
hait15, darinn er noch steckht, und weckht jetzundt
in auff in ain hailligen willen und fürsatz, sein leben
mit fleyß und ernst durch Gottes hilff und gnad zu-
bessern, will fürohin Gott, seinem Herren, in warem
glauben leben und anhangen, in taglich umb seinen
hailigen Gaist und mehrung des glaubens anrüeffen,
sein thun und lassen in guter gwarsame unnd hut
halten, all ergernussen, in denen er biß |15r | anher
gelebt hat, abstellen, allen menschen von hertzen
umb Gottes willen verzeihen, sich mit dem belaidig-
ten von im in der lieb, sovil an im ist, versönen,
Dem beschedigten von im an Seel, leib, ehr oder gut,
sovil gesein mag, abtrag und widerkher thun, Dem
nechsten, sovil im müglich, dienen und guts thun,
wie er glaubt, das im von Christo alles guts wider-
faren und beschehen seye, sich auch dem Herren in
aller gelassenheit und gedult ergeben under das
Creutz, das er im aufflegt. Und ob er gleich noch vil
und grossen mangel hat diser stuckh, begert er doch
von hertzen täglich jhe mehr und mehr auffzue-
wachsen und in aller Gottsäligkhait fortzuefaren,
will brüederliche warnung unnd straff (wo er vil-
leicht auß blödigkheit sich yergent in ainer sünd
ubersehen wurde) gern annemen und dulden und
c Verschrieben: hat.
15 Schwäche.
sich ye beweisen, als ainem Khind Gottes und glid
der hayligen Christlichen gemaind (deren Christus
das hopt ist) wol anstat.
Ain solcher mag getröstlich sich zu dem Tisch
|15v| des Herren verfüegen und sich mit empfahung
diß hochwürdigen Sacraments seines glaubens und
liebe vor der gantzen gmaind mit warhait bezeugen,
auch durch solch brauch und yebung des Nachtmals
Christi, darinn im sein grosse lieb durch die hailigen
Sacrament und wort so trefflich fürgebildet würdt,
weiter und hertzlicher erweckht und demnach auch
getröst und gesterckht werden. |16r |
Action des Abentmals
Ir aller liebsten in Christo Jhesu, Dieweil wir jetzt
das gnadenreich abentmahl unsers liebsten hey-
landts begehn und halten wöllen, darinn er uns sein
warhafftigen leib zu ainer speyß und sein aigen
Bluot zu ainem tranckh, den glauben damit zuster-
ckhen, gegeben hat, sollen wir billich mit grossem
fleiß und inbrünstiger andacht uns selbs, wie S. Pau-
lus vermanet16, prüeffen.
Dann diß hailig Sacrament ist zu ainem sondern
trost und sterckhe gegeben den armen, betrüebten
gwissen, die ire sünd im hertzen empfinden und be-
khennen, Gottes Zorn unnd den thodt fürchten und
nach der gerechtigkheit hungerig und durstig
seind17.
So wir uns aber selbs prüeffen und ain jeglicher
in sein gewissen gehn wirt, werden wir ge-|16v | wiß-
lich nichts anders befinden, dann allerlay grewliche
sünd und den ewigen thod, den wir mit der sünden
verschuldt haben, dann der sold der sünden ist der
thod, wie Paulus sagt18, und khönnen doch uns selbs
in kainen weg darauß helffen.
Darumb hat unser lieber herr Jhesus Christus
sich uber uns erbarmet und ist umb unser sünden
willen mensch worden, uf das er das gsatz und allen
willen Gottes für uns und uns zu guot erfüllet und
16 1Kor 11,28.
17 Mt 5,6.
18 Röm 6,23.
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