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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0504
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Gengenbach

2. Schulmeisterordnunga
[1536-1544]

Ordnung eines Schulmeisters

Einn Schulmeister soll zuvor burger seinn unnd dar-
nach schwerenn, die kinnder, so ime bevolhenn wer-
denn, sy seyenn frembd oder heimsch, arm oder
reych, zu der Leer unnd guttenn syttenn getreuwli-
chenn nach seinem bestenn vermogenn antzuhal-
tenn, unnd uff alle Sonntag unnd apostelnntag1 mitt
inenn zu kyrchenn ann die predig geenn, die psal-
men, wie mann byßher gepflegenn, zusingenn.
Unnd damit der Schulenn dester vlyssiger ge-
wartet werde unnd seinthalb khein manngel erschi-
nenn, soll er one erlaubung eines Stettmeisters uber
veld nitt außreysenn, auch den knabenn ausserhalb
nachvolgennder tagenn one ursach nit urlaub ge-
benn. Aber uff dise tag ist er schulenn zuhaltenn nit
verpundenn, namlichenn uff alle Sontag unnd Apos-
telnntag, den Ostertag unnd ostermontag, pfingst-
tag unnd pfingstmontag, den wyhenacht tag unnd
den nechsten tag darnach. Deßgleychenn uff alle
montag unnd donnerstag ungevarlich umb zwo
|212v | urenn nach mitag unnd dann am Sampstag
den halbenn tag nach mitag das ganntz jar auß.
Für solch seinn diennst unnd getrewkeyt soll im
ein ersamer Rhat xx gulden, behusung und behol-
zung geben unnd der apt unnd Covent2 xxx gulden

a Einheimscher 1 schilling, frembder 2 schilling.
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Gengenbach Stadt-
buch, fol. 212. Abdruck: Walter, Weistümer, S. 62f.
b-b Von anderer Hand.
c-c Von anderer Hand.
1 Zu den Aposteltagen siehe Bieritz, Kirchenjahr,
S. 254-262.
2 Benediktinerkloster Gengenbach. Die Gengenbacher
Klosterschule gehörte ursprünglich zur Abtei Gengen-
bach und diente vornehmlich zur Ausbildung des geist-
lichen Nachwuchses für den Konvent. Erst allmählich
konnte sich der Gengenbacher Rat Einfluss auf das

yedes Jars gebenn, das ist zu yeder fronfasten3
xii ½ gulden. Unnd soll seinn behusung unnd beholt-
zung im Closter, inn dem newenn Spital darzu ver-
ordent haben. Was im auch ein knab zu yeder fron-
fasten gebenn soll, das soll zu eins rhats erkhantnus
steenn. Die armen soll er umb gotz willenn zu lerenn
verpundenn sein, doch soll dasselbig auch zu eins
rhats erkhanntnussteenna.
bItem i fuder wein und xii ft4 korn soll im der apt
auch geben und beholzung nach nottdurfftb.
Der herpst- unnd ernndferienn halber soll er sich
yeder zeyt nach gestalt der sachenn mit einem rhatt
oder den schulherrenn5 vergleychen.
Unnd ob einn rhatt hinfuro uber kurtz oder lang
einich ordnung oder enderung der schulen halb für-
nemen wurde, dem selbenn soll er yeder zeyt auch
gehorsam und geneygt seinn.
cUff freitag nach Lucae Evangeliste anno etc.
[MD] xliiii6 ist Sylvester Kylmeier und Dionysius
Reuchlin7, Stattschreiber, zu Schulherren erwölet
wordenc.

Schulwesen verschaffen, vgl. Bläsi, Reformation,
S. 210f.; End, Benediktinerkloster.
3 Die Quatember (Fronfasten) bezeichnen die Vierteilung
des kirchlichen Jahres. Sie liegen in der ersten Fasten-
woche, in der Woche vor Pfingsten, in der ersten Okto-
berwoche und im Advent; vgl. Bieritz, Kirchenjahr,
S. 50, 111f., 149.
4 Viertel, siehe unten, S. 500.
5 Siehe oben, S. 483 Nr. 1.
6 24. Oktober 1544.
7 Dionysus Reuchlin war der Nachfolger von Matthias
Erb als Schulmeister. 1547 war er noch Stadtschreiber in
Gengenbach, vgl. Bläsi, Reformation, S. 211; Ben-
der, Reformation, S. 13.

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