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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0520
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Gengenbach

ploneyen im Reichennbach10 und Heydiger11 thund
ungevarlich uff zehenn guldin, item fünff Fiertheil
Korns gond jerlichs uß dem Seelgeredt der pfarr zu
Leutkirch12, item funffzehen Fiertell Korn geben
wir, Apt, Prior unnd Convent zu Gengennbach,
item anderthalb Fuder Wein geben wir im auch Jars
vom gotshaus Gengenbach13, item acht Fiertell ha-
bern gipt auch das gotshus Gengennbach unnd ein
behusung im Closter, darinnen er sein wonung und
gelegenheit haben muge.
Diewyl auch die pfarrkirch etwas wyt und aus-
wendig der Statt gelegen14, desshalbenn jetzt inn
disenn sorgklichenn Zeiten und leuffen eim Ersa-
menn Rath und der menge15 zu Gengenbach Gefar-
lichkeit halber, so sie allso mit der menge aus ir statt
giengen und die verliessen, inen etwas grosses nach-
theiligs daraus entston und erwachsenn möcht, dess-
halben inen gantz unleidlich unnd entlegenn, sich
inn sollich gros gefarlichkeit iren, irer Menge und
der statt Gengennbach, zubegeben, sollichen unrath
und schadenn zufurkomenn, haben wir diser Zeit
bewilligt und zugelassenn, das hinfurter das predig-
und anndere göttliche ämpter und bevelch und was
zum pfarrdiennst gehört, inn der closterkirchenn
sollenn gehalltenn werdenn16.
Zum dritten und der dritten person im kirchenn-
dienst zu Gengennbach halben, namlichen einem
Schulmeister, dem soll man jerlichs geben zu seinen
vorigenn gefellenn der fünffzig guldin, an denenn ein
Ersamer Rath und statt Gengennbach jerlichs
10 Kapelle St. Peter in Reichenbach, nördlich des Stadt-
kerns von Gengenbach, heute ein Stadtteil, vgl. Hitz-
feld , Abtei, S. 33.
11 Kapelle St. Michael in Haigerach im Haigerachtal, öst-
lich des Stadtkerns von Gengenbach, vgl. Hitzfeld,
Abtei, S. 17-21, 33.
12 Möglicherweise ist hier die Kirche des Ortes Leutkirch
gemeint, ca. 10 km westlich von Gengenbach. An dessen
Kirche hatte das Gengenbacher Kloster offensichtlich
Besitzrechte, vgl. Kauss, Pfarrorganisation, S. 211f.
13 Aus den Einkünften der Klosterkirche.
14 St. Martin war die älteste Pfarrkirche der Stadt. Ihr
Standort außerhalb der Stadtmauern markiert die ur-
sprüngliche Lage des alten Dorfes Gengenbach. Obwohl
die städtische Siedlung sich nicht bei St. Martin sondern
um die Klosterkirche verdichtete, blieb St. Martin bis
1803 die Pfarrkirche der Stadtbewohner, vgl. Brom-
mer, Gengenbach, S. 22-28.

zweintzig guldin unnd wir vonn dess gotshus zu
Gengennbachs gefellenn dryssig guldin gebenn sol-
lenn, item ein Fuder wein, item zwölff Fierthell korn
soll im auch vonn unnsers gotshus gefellenn jerlichs
werden unnd soll er aus dess gotshaus wälden mit
brennholz beholzt, namlich zur notturfft zweinzig
Fuder jerlichs gegeben werdenn. Deß hatt sich ein
Ersamer Rath zu Gengennbach bewilligt unnd zuge-
sagt, das Holz inn irem Costen zumachen und im für
die schul fueren lassenn17.
Dess allmusens halben sollenn wir sampt dem
Amptman zu Ortennperg18 und den schaffnern jeder
Zeit Innsehens haben und ordnenn, das den armen
leuten, nach dess gottshaus vermugen und wie zim-
lich ist, rychlich unnd nach notturfft umb gots wil-
lenn ausgetheillt werde etc.
Zu urkund seyenn diser Kerffzedel dry, deren
der ein dem Apt, Prior und Convent, der annder
meinem gnedigen Hern vonn Fürstennperg etc., der
dritt eim Ersamenn Rath zu Gengennbach, gleich-
lautend gemacht und auseinannder geschnit-
tenn19, übergeben worden uff Mitwoch nach Trini-
tatis, alls man zallt nach der gepurt Christi, unnsers
liebenn Hern unnd seligmachers, Tusennt fünffhun-
dert unnd vierzig Jar.
[Umschlag:] Kerff Zedell, antreffend die zwen
bredicanten und den Schulmeister zu Gengenbach
etc.

15 Stadtgemeinde.
16 Trotz dieses Zugeständnisses, die Pfarrrechte an der
Klosterkirche St. Marien auszuüben, blieb St. Martin
bis 1803 nominell die Gengenbacher Pfarrkirche, vgl.
oben, Anm. 14.
17 Vgl. oben, S. 484, Nr. 2.
18 Schloss Ortenberg, südlich von Offenburg. Hier residier-
te der Amtmann des Landvogts.
19 Kerbzettel = Chirograph. Eigenhändiges Dokument, das
in mehrfacher Ausfertigung auf einem Schriftträger auf-
gebracht wurde, wobei der Raum zwischen den einzelnen
Ausfertigungen durch ein spezielles Wort (ursprünglich
„cyrographum“) markiert ist, durch dessen Mitte an-
schließend der Schnitt gefiihrt wurde. Jeder der beteilig-
ten Vertragspartner erhielt einen Teil. Die Beiweiskraft
dieser Schriftstücke beruhte nicht auf Zeugen, sondern
lag in der Handschrift selbst begründet, vgl. LMA II,
Sp. 1844f.; Bresslau, Urkundenlehre I, S. 669ff.

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