Nachtrag zu Band XVI
chen der usus artis fein auff die latinos authores ap-
pliciert würdt, Soll demnachq solches Epitome aus-
ser den Rhetoricis Philippi gebraucht und für die
hand genommen und ein Praeceptum oder zwey
deutlich und wol expliciert und den nächsten tag
hernach zu diser stund, ehe man wider lißt, repetiert
und memoriter recitiert werden. Und dieweil die
Praecepta für sich selbs bloß seind unnd keinen nutz
schaffen, wo sie nit Exemplis illustriert werden, Und
aber die Knaben den usum auch sehen | cxxxia | mö-
gen, soll auff ein jeden Statum oder genus Causae
ein Oratio Ciceronis oder Livii60, wie in gemelten
quaestionibus Georgii Maioris sie getruckt, gelesen
werden, Dannr der Praeceptor fleissig das Argumen-
tum, die partes Orationis, den Statum, die argumen-
ta Confirmationiss, darnach in singulis partibus
Orationis, wie sie orniert und tractiert werden, an-
zeigen. Und soll der Preceptor erstlich auff die in-
ventionem, nachmals dispositionem und letztlich
elocutionem acht haben und also die praecepta auff
gehörte weiß demonstrierntn.
q Separatdruck 1559: derwegen.
r Separatdruck 1559: darinn.
s Separatdruck 1559: Confirmationis anzeige.
t Separatdruck 1559: demonstriern.
Welcher Gestalt die Knaben in der Rhetoric erstlich
anzufüren und im eingang zuberichten seind
Wie man in der Dialectic lehret, einen Syllogismum ma-
chen und beweisen, also kompt nachmals Rhetorica
unnd lehret, wie man vil Syllogismos soll an einander
setzen, das es ein lange, wolgesetzte und zierliche Red
gebe. Damit aber ein jeder Syllogismus oder Enthyme-
ma an seinem ort stehe, hat die Rhetorica auch vier Se-
ckel, darein alle Orationes gehörn, wölche Genera cau-
sarum genennet werden, Dergleichen ein jede Oration,
auß wölchem Seckel sie genommen würdt, hat sie auffs
aller mehrest sechs theil, die man Partes orationis nen-
net, darein man die jetzgemelte Schlußred eintheiln soll,
damit die Syllogismi oder Enthymemata nicht one Ord-
nung auff ein hauffen geworffen, sonder ein jedes an sein
ort gesetzt werde, darauß dann die Knaben nicht allein
lernen, selbst kurze oder lange Orationes zumachen, Son-
der, so sie andere Orationes lesen oder Predig oder Reden
hören, gar artlich in seine Stuck zerlegen und davon ur-
theilen und jede beweisung erwegen künden, obs den
Stich halten mög oder ob es ein wurmstichig Hauß seie,
mit einem Färblin bestrichen. Wann die Knaben also be-
richt werden, warzu dise Kunst nutz und gut seie, ist
Die erst und ander Stund nach Mittag von zwelff
biß auff ein und zwey Uhr in quinta Classe:
Nachdem das exercitium Musicae verricht, soll der
Praeceptor dises Classis uden grössern Syntaxim
Philippi Melanthonis66 ordenlich fürnemen
Unndv ein Regel [oder] zwuo mit den exemplis wol
expliciern und den Knaben anzeigen, das man solche
schöne formulas loquendi in reden und schreiben
imitiern solle, auch allwegen, wie vor offt gemelt,
den nächsten tag die vorgehenden Lection repetiern,
ehe man wider lißtu. Aber von ein biß zwey Uhr
wsollen die libri Aeneidos Vergilii67 und Officia Ci-
ceronis68, ein Buch umb das ander, gelesen, auch al-
ternis diebus repetiert und ein grammaticum exer-
citium darauß gehalten werdenw.
Die letste Stund von drey biß vier Uhrn in quin-
ta Classe:
In diser Stund soll allwegen xalternis diebus integra
Grammatica graeca und ein Lection ex Fabulis grae-
kein zweifel, sie werden ein sondern lust und liebe gewin-
nen. Darumb der Praeceptor verhütten soll, das er nit
den Knaben durch seinen unfleiß ursach zu verachtung
und farlessigkeit diser Kunst gebe.
u-u KO Württemberg 1582: Officia Ciceronis tractiern, wie
droben Epistolas und Ovidium [Cicero, De officiis; Ci-
cero, Epistolae ad Familiares; Ovid, Tristia, vgl. oben,
S. 529 Anm. n].
v Separatdruck 1559: Unnd täglich.
w-w KO Württemberg 1582: soll von jedem ein pars Syntaxis
Latinae memoriter recitiert und ein anderer pars propo-
niert und exerciert werden. Jedoch soll zu diser Stund
am Donnerstag in hac Classe Prosodia geübt, am Freitag
aber die Scripta proponiert und volgenden Montag sel-
bige emendiert, an den Feierabenden aber Evangelia
graece et latine expliciert werden.
x-x KO Württemberg 1582: ein pars Graecae Grammaticae
memoriter recitiert werden. Darauff der Praeceptor ein
andern proponiern. Darbey soll man die Graecam Epis-
tolam Dominicalem exponiern und faciliora Themata ex-
erciern.
65 Titus Livius, römischer Geschichtsschreiber (59 v. Chr.-
17 n. Chr.).
66 Synthaxis Philippi Melanthonis, Hagenau 1526, vgl.
Jensen, Grammatik, 231.
67 Vergil, Aeneis.
68 Cicero, De officiis.
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chen der usus artis fein auff die latinos authores ap-
pliciert würdt, Soll demnachq solches Epitome aus-
ser den Rhetoricis Philippi gebraucht und für die
hand genommen und ein Praeceptum oder zwey
deutlich und wol expliciert und den nächsten tag
hernach zu diser stund, ehe man wider lißt, repetiert
und memoriter recitiert werden. Und dieweil die
Praecepta für sich selbs bloß seind unnd keinen nutz
schaffen, wo sie nit Exemplis illustriert werden, Und
aber die Knaben den usum auch sehen | cxxxia | mö-
gen, soll auff ein jeden Statum oder genus Causae
ein Oratio Ciceronis oder Livii60, wie in gemelten
quaestionibus Georgii Maioris sie getruckt, gelesen
werden, Dannr der Praeceptor fleissig das Argumen-
tum, die partes Orationis, den Statum, die argumen-
ta Confirmationiss, darnach in singulis partibus
Orationis, wie sie orniert und tractiert werden, an-
zeigen. Und soll der Preceptor erstlich auff die in-
ventionem, nachmals dispositionem und letztlich
elocutionem acht haben und also die praecepta auff
gehörte weiß demonstrierntn.
q Separatdruck 1559: derwegen.
r Separatdruck 1559: darinn.
s Separatdruck 1559: Confirmationis anzeige.
t Separatdruck 1559: demonstriern.
Welcher Gestalt die Knaben in der Rhetoric erstlich
anzufüren und im eingang zuberichten seind
Wie man in der Dialectic lehret, einen Syllogismum ma-
chen und beweisen, also kompt nachmals Rhetorica
unnd lehret, wie man vil Syllogismos soll an einander
setzen, das es ein lange, wolgesetzte und zierliche Red
gebe. Damit aber ein jeder Syllogismus oder Enthyme-
ma an seinem ort stehe, hat die Rhetorica auch vier Se-
ckel, darein alle Orationes gehörn, wölche Genera cau-
sarum genennet werden, Dergleichen ein jede Oration,
auß wölchem Seckel sie genommen würdt, hat sie auffs
aller mehrest sechs theil, die man Partes orationis nen-
net, darein man die jetzgemelte Schlußred eintheiln soll,
damit die Syllogismi oder Enthymemata nicht one Ord-
nung auff ein hauffen geworffen, sonder ein jedes an sein
ort gesetzt werde, darauß dann die Knaben nicht allein
lernen, selbst kurze oder lange Orationes zumachen, Son-
der, so sie andere Orationes lesen oder Predig oder Reden
hören, gar artlich in seine Stuck zerlegen und davon ur-
theilen und jede beweisung erwegen künden, obs den
Stich halten mög oder ob es ein wurmstichig Hauß seie,
mit einem Färblin bestrichen. Wann die Knaben also be-
richt werden, warzu dise Kunst nutz und gut seie, ist
Die erst und ander Stund nach Mittag von zwelff
biß auff ein und zwey Uhr in quinta Classe:
Nachdem das exercitium Musicae verricht, soll der
Praeceptor dises Classis uden grössern Syntaxim
Philippi Melanthonis66 ordenlich fürnemen
Unndv ein Regel [oder] zwuo mit den exemplis wol
expliciern und den Knaben anzeigen, das man solche
schöne formulas loquendi in reden und schreiben
imitiern solle, auch allwegen, wie vor offt gemelt,
den nächsten tag die vorgehenden Lection repetiern,
ehe man wider lißtu. Aber von ein biß zwey Uhr
wsollen die libri Aeneidos Vergilii67 und Officia Ci-
ceronis68, ein Buch umb das ander, gelesen, auch al-
ternis diebus repetiert und ein grammaticum exer-
citium darauß gehalten werdenw.
Die letste Stund von drey biß vier Uhrn in quin-
ta Classe:
In diser Stund soll allwegen xalternis diebus integra
Grammatica graeca und ein Lection ex Fabulis grae-
kein zweifel, sie werden ein sondern lust und liebe gewin-
nen. Darumb der Praeceptor verhütten soll, das er nit
den Knaben durch seinen unfleiß ursach zu verachtung
und farlessigkeit diser Kunst gebe.
u-u KO Württemberg 1582: Officia Ciceronis tractiern, wie
droben Epistolas und Ovidium [Cicero, De officiis; Ci-
cero, Epistolae ad Familiares; Ovid, Tristia, vgl. oben,
S. 529 Anm. n].
v Separatdruck 1559: Unnd täglich.
w-w KO Württemberg 1582: soll von jedem ein pars Syntaxis
Latinae memoriter recitiert und ein anderer pars propo-
niert und exerciert werden. Jedoch soll zu diser Stund
am Donnerstag in hac Classe Prosodia geübt, am Freitag
aber die Scripta proponiert und volgenden Montag sel-
bige emendiert, an den Feierabenden aber Evangelia
graece et latine expliciert werden.
x-x KO Württemberg 1582: ein pars Graecae Grammaticae
memoriter recitiert werden. Darauff der Praeceptor ein
andern proponiern. Darbey soll man die Graecam Epis-
tolam Dominicalem exponiern und faciliora Themata ex-
erciern.
65 Titus Livius, römischer Geschichtsschreiber (59 v. Chr.-
17 n. Chr.).
66 Synthaxis Philippi Melanthonis, Hagenau 1526, vgl.
Jensen, Grammatik, 231.
67 Vergil, Aeneis.
68 Cicero, De officiis.
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