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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0570
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Nachtrag zu Band XVI

gemeine Almandtniessung gleich andern eingeseß-
nen Burgern nach | cxxxviiib | selbiger Statt oder
Fleckens ordnung und maß zu nutzen und zu niessen
haben.
Und damit ein jeder Schulmeister und Collabo-
rator vor und neben unserny Underthonen sich dest-
weniger zubeschwären, sonder mehr ires Ampts et-
was zugetrösten und züfrewen haben, zSo ordnen
und wöllen wirz, wo fer sich zwischen unserna Under-
thonen unnd dann einem Schulmeister oder Collabo-
ratore spenn102 und irrthumb, ire Personen belan-
gendt, zutrügen, das sie darumb vor Pfarrher,
Amptleuten und Schul Superintendenten gegen ein-
ander verhört und von den selben der gebür und bil-
licheit nach verglichen. Wa aber die sach so wichtig

und groß, das sie es nit vergleichen und entscheiden
kündten, sie für unsereb Kirchen Räthe umb be-
scheid remittiert und gewisen werden sollen. Was
dann actiones reales betrifft, da sollen die Schul-
meister an denen orten, da sich die handlung verlof-
fen und zugetragen wie andere unsere Underthonen
Recht zugeben und zunemen schuldig sein. So soll es
der Malefitz und hohen Frevel halber gehalten wer-
den, wie chernach in disem Buchc ein sonder Articul
der Kirchendiener und irenthalben begriffen103. Es
soll auch jeglicher Schul ein gelegne Behausung,
darinnen die Schulmeister und Kinder ir notturfftig
und zimblich Wonung haben mögen, verordnet wer-
den.

Der vierdt Teil
Von den Superintendenten und Inspectorn der Particular Schulen | cxxxixa

Und damit dise Schulordnung dest stattlicher ange-
richt, ins Werck gebracht und darinn erhalten wer-
den mög, dWöllen wir, dasd an jedem ort, in Stätten
unnd andern Flecken, da Schulen seien, neben dem
Pfarrher unnd Amptman noch zwen oder drey from-
me, Gotsförchtige, Verstendige, Erbare, und wa
mans gehaben mag, Menner, die da gestudiert ha-
ben, ausser dem Gericht oder Rath zu Superinten-
denten und Inspectorn der Schul geordnet werden,
die nachvolgender gestalt mit allem fleiß ir Inspec-
tion auff die Schul haben und dieselben visitiern sol-
len.
Namlich unnd erstlich soll der Pfarrher auffs
wenigst im Jar ein mal [oder] zwey, als im Früling
und gegen dem Winter, wie auch oben gemelt104, in
offentlicher Predig ein ernstliche vermanung thun,
das man die Kinder fleissig zur Schul schicken wöl
mit anzeigung des grossen nutz, so darauß volge und
wie notwendig die Schulen seien, da man nicht allein
gute Künst, sonder auch und fürnämlich Gottes
forcht, tugent und zucht lerne, Entgegen, was für
y Separatdruck 1559: andern.
z-z Separatdruck 1559: ist bedacht und verordnet.
a Separatdruck 1559: andern.
b Separatdruck 1559: die.
c-c Separatdruck 1559: dann.
d-d Separatdruck 1559: So sollen.

grosser, treffenlicher, ewiger und zeitlicher schaden
entstehe, so man die Kinder hierinnen versaum
unnd nit mit ernst und fleiß zur Schul halte, näm-
lich das sie one Gottes forcht und erkanntnuß, auch
one alle zucht (sonderlich, wa die Eltern, wie der
mehrer theil beschicht, irer arbeit und handthierun-
gen halb nit ob ihnen halten und sie ziehen unnd
underweisen künden) wie das unvernünfftig Vich
auffwachsen und nit lernen, was inen zu irem hail
und seligkeit nutzlich und nottwendig ist. Darneben
auch hernach in zeitlichen und weltlichen sachen
weder ihnen selbst noch andern rhaten und nutz sein
mögen, Und das derwegen die Eltern ire Kinder an
irem glück ewiger und zeitlicher Wolfart nit verhin-
dern, sonder mit allem ernst und | cxxxixb | fleiß (wie
sie vor Gott schuldig und darumb rechenschafft ge-
ben müssen) befürdern und dieselben, sonderlich,
wölche mit guten ingeniis begabt, nit von der Schul
als dem ordenlichen mittel der Leer und Zucht ab-
ziehen wöllen.

102 Streitigkeiten.
103 Vgl. die Unterhaltsordnung für Kirchendiener, Schulen
und Pädagogium 1559, Sehling, EKO XVI,
S. 410-412.
104 Siehe oben, S. 546.

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