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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0574
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Nachtrag zu Band XVI

Classe, als die ringern unnd coniunctae Classes, ei-
ner | cxliia | eigen darzu gerichten Stuben, darinn sie
zimblichen, guten platz und doch von einander un-
derschiden sitzen, verordnet, darmit kein Classis
von der andern an iren studien gehindert, sonder
ausser zusamen Ordnungen der einander anhangen-
der Classium sovil baß befürdert werden.
Und auff das die Discipuli oder ire Eltern mit
dem Schulgelt nit überladen oder gestaigert, haben
wir daselbsten in unserm Paedagogio ein ring3
Schulgelt, als jeder Fronfasten4 allein ein schilling,
bestimmet, und darneben in ander weg fürsehung
gethon, damit der Paedagogarcha sampt seinem
Collega, auch Cooperariis, nach gestalt unnd gele-
genheit der sachen und ir geschicklicheit jeder zeit

1 KO Württemberg 1582: geordnet.
Promission der Collaboratorum im Paedagogio
zu Stuttgarten
Ihr werden hiemit Promission thun dem Durchleuchti-
gen, hochgebornen Fursten und Herrn, Herrn Ludwigen,
Hertzogen zu Würtemberg unnd zu Teck, Graven zu
Mümpelgart etc., unserm gnädigen Fürsten und Herrn,
getrew unnd hold zusein, Ihrer Fürstlichen Gnaden nut-
zen unnd bestes zufürdern, nachtheil unnd schaden zu-
warnen und zuwenden unnd ewerm befolhnen Officio
beim Paedagogio getrewlich und fleissig vorzusein und
zugewarten, ewere assignirte Lectiones nicht zuversau-
men, sonder selbige der gebür und ordnung nach mit al-
len notwendigen Exercitiis zuhalten und keins wegs zu-
unterlassen. Deßgleichen auff hochgedachten unsers
gnädigen Fürsten und Herrn verordneten Paedagogar-
cham als ewern fürgesetzten und Superintendenten ewer
achtung und auffsehens zuhaben, seinem Bevelch unnd
ordnung getrewlich zugeleben und nicht ewers gefallens
zuhandlen.
Item ime, Paedagogarchen, getrewlichen die Handt zu-
bieten und in desselben abwesen auff die Schul und gantz
Paedagogium gut, fleissig achtung zuhaben, gute Disci-
plin und Christliche zucht erhalten zuhelffen. Sonderlich
der Jugendt mit züchtigem, erbarn, nüchtern leben und
gutem Exempel vorzusein unnd deren kein ergernus zu-
geben. Die Jungen, so unfleiß und boßheit halb sträf-
flich, mit keinem gifftigen zorn, unbescheidenheit oder
boldern sonder gebürlich und bescheidenlich mit glimpf-
figen worten und, da die nicht verfenglich oder erschieß-
lich, mit der Ruten zustraffen, dieselbig gebürlicher weiß
und darinnen solliche maß und bescheidenheit zugebrau-
chen, wie die gemeine Schulordnung außweiset und ver-
mag [siehe oben, S. 525 Nr. 421] unnd also derselben, so-

one der Knaben verner beschwärnuß erhalten und
besoldet sollen werden. Wie es dann mit den subsi-
diis unser unvermüglichen Landtkinder, so in diß
Paedagogium auffgenommen, gehalten werden solle,
darvon haben wir hieoben maß geben5.
Da auch künfftiglich iren einer daselbsten ab-
kommen6 , soll unsern Kirchenräthen, wie inen dann
hiervon ernstlichen bevelch gethon, jedes mals ein
andere taugenliche, Gotsförchtige, gelerte und auff-
richtige Person fürderlich angenommen und hierinn
mit den Testimoniis, examine, Promission, Inspec-
tion, Superattendentz und anderm gegen inen ge-
halten werden, wie es bei den Particular Schulen
hievor gnugsamlich unnd in specie geordnet17 .

vil euch berüren möcht, getrewlich zugeleben und nach-
zukommen, fürnemlich auch one vorwissen und erlaub-
nuß des Paedagogarchen nicht von der Schul zuverreisen
oder außzusein. Unnd da sich in zeit ewers Ampts und
Einwonung allhie ein irrung mit euch und einem oder
mehr unsers gnädigen Fürsten und Herrn Underthanen
und Angehörigen zutrüge, daß ihr darumb bey Irer
Fürst. Gnaden, dero Kirchenräthen oder wie ir beschei-
den, Recht geben und nemmen, und da ir nicht mehr
dienen wolten, ein vierteil Jar zuvor ewern Dienst Ir
F[ürstlichen] G[naden] Kirchenrähten abkünden und
sonst durchauß jetzigen und künfftigen unsers gnädigen
Fürsten und Herrn Ir F. G. Schulordnungen und Befel-
hen mit ernst und fleiß getrewlich nachsetzen und euch
in allweg halten, als wie einem getrewen, redlichen Prae-
ceptori gebürt, als ihr am jüngsten Tag vor Gott, dem
Allmächtigen, rechenschafft zugeben unnd gegen hocher-
meltem unserm gnädigen Fürsten und Herrn als dem
Magistrat zuverantworten getrawen, Getrewlich und
ungefahrlich.
Nota: Hierauff soll der Collaborator dem Directori des
Kirchenraths oder seinem Verweser von unsers gnädigen
Fürsten unnd Herren wegen unnd dann dem Paedago-
garchen mit Handtgegebner Trew promittieren und ge-
loben.

3 Geringes.
4 Die Quatember (Fronfasten) bezeichnen die Vierteilung
des kirchlichen Jahres. Sie liegen in der ersten Fasten-
woche, in der Woche vor Pfingsten, in der ersten Okto-
berwoche und im Advent; vgl. Bieritz, Kirchenjahr,
S. 50, lllf., 149.
5 Siehe oben, S. 526 und Anm. 6.
6 Das Pädagogium verlassen.
7 Siehe oben, S. 550.

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