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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0588
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Nachtrag zu Band XVI

Vom Procuratore
Der Procurator unsers Stipendii soll von unsern Kir-
chenräthen bestelt und angenommen werden, näm-
lich einer ausser unserm Land, der dannoch eines
zimlichen Vermügens, ehrlichen Wandels, zu der ehr
Gottes, gutter Zucht und Künsten, eines gutten Ei-
fers in einem ansehen seie, ime selber wol gehauset
habe, des Haußhaltens, einkauffens und Rechens
bericht40 seie, der alßdann unsern Superattendenten
unsers Stipendii gehn Tüwingen Nominiert unnd
daselbst von ihnen, Superattendenten, an eim Mor-
gen vorm Tisch in der Communitet den Stipendia-
ten Presentiert unnd Commendiert, auch darauff
verglübdt und beaidigt werde, nämlichen auff nach-
volgende Puncten. | clxxvia [
Des Procurators verrechnungn , Ampt und Geschefft
Erstlichs, das er soll alles verordnet und ander gelt,
dem Stipendio zugehörig, auff jede zeit, wie es ver-
fallen, one einichen ferrern stillstandt ordenlich ein-
zieheno unnd das mit dem Magistro domus in den
sondern darzu verordneten aichin schrein, so mit
zweien ungleichen Schlossen und Schlüsseln, wöl-
chen einen der Magister domus, den andern er, Pro-
curator, beihanden habe, ins Gewelb zuverwaren le-
gen, darvon weiter nit under handt behalten oder
nemen, dann er wochenlich zu des Stipendii Hauß-
brauch ungefarlich bedürfftig und dem ordenlichen
Staat41 nach bezalen musse.
Das er auch soll alle ding ordenlich und nutzlich
mit guter urkund selber einkauffen und nämlichen
sich dahin richten, Saltz, Schmaltz, Aier, Kraut,
Rüben, Obs unnd dergleichen Kuchinspeiß, auch
Liechter und Brennholtz, bey wolfailen unnd keuf-
lichen zeiten jede gattung pbey einem Sam-
kauffp42 einkauffen und kein ding sparen biß in Win-

n KO Württemberg 1582: verrichtung.
o KO Württemberg 1582: einziehen oder, da ime hierunder
verhinderung fürfiele, dasselbig unsere Kirchenräth be-
richten.
p-p KO Württemberg 1582: samentlich.

ter, da alle ding schon vor langest eingehaimset
unnd das erst müssen ausser den Heusern oder bey
den Fürkeuffern ausser der dritten oder mehr Han-
den bey dem Pfenning wert kauffen. Und was also
von ime einkaufft würdt, das soll er ordenlich auff-
heben, verhaimsen, zu nutzen bringen unnd fleiß
fürwenden, damit darvon nichts unnutzlichs ver-
schwendt, verwüst, verderbt werde oder vergang,
alles seinem fernern underschidlichen derwegen ge-
gebnen Staat nach.
Er soll auff den Koch, Pincern43 und alle Fa-
mulos sein gut | clxxvib | auffsehen haben, das wol
und nutzlich gekocht, gespeißt und angericht, auch
der Ordination nach wol gehauset, darzu ire Officia
notwendiglich verricht werden unnd selber dem
Koch zu kochen under die Hand geben und auffse-
hen, das nit geudisch gehandelt oder abtrag ge-
schehe, Sonder das alles ordenlich verwart und das
überig auffgehebt, auch die Officia und alles Ge-
schirr trewlich versehen und versorgt werden.
Was er wochenlich also einkaufft, außgeben und
gehandelt, ordenlich und urkundtlich, jedes under
sein Rubric, der Instruction nach, alles Particulari-
ter auffschreiben und wochenlich darumb mit dem
Particular vor dem Magistro domus urkundtliche
Rechnung thun, alsdann das Particular den Magis-
trum underschreiben lassen, Und volgendts auff je-
des Quartal die wochenliche Außgab und Particular
Register, die Superattendenten mit einander auch
hören unnd in jedem Quartal die wochenliche Auß-
gab jedes under sein Rubric zusamen legen und ein
Summa mit gantzen wortten der Instruction nach
setzen, auch die Superintendenten underschreiben
lassen. Und nach außgang der vier Quartaln soll er
sein Jar Rechnung der Instruction nach stellen, das
nämlich die auff Georgii44 auß- und angang und in
vierzehen tagen hernacher möge richtig gehört wer-
den. Das er auch weder Wein, Brott, Fleisch oder

40 Kundig.
41 Statut.
42 Samkauf, Gesamtkauf = kostengünstiger Großeinkauf,
vgl. Grimm, DWb 5, Sp. 3790.
43 Mundschenk und Verwalter des Weinkellers.
44 23. April.

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