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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0590
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Nachtrag zu Band XVI

Deßgleichen der Beckenjung Pflicht erstatten,
in seinem Dienst fleissig zu sein, weß er jederzeit
von unsers Stipendii wegen geheissen und ime auff-
erlegt, getrewlich zuverrichten, nichts heimlichen
abtragen oder veruntrewen, dem Magistro domus,
Procuratori unnd Pfisterer gehorsam und gewärtig
zusein, auch des Stipendii nutzen schaffen, schaden
und abgang wenden und verhütten, wie dann einem
frommen Jungen gebürt und zusteht, alles getrew-
lich und ungefahrlich.
Vom Pincernen51 clxxviiib |
Es soll von unserm Magistro Domus unnd Procu-
ratore mit wissen unserer Superattendenten ein Pin-
cern, der in unserm Fürstenthumb geborn seie und
seines Wandels und der Lehr ein gut Gezeugnuß und
kein Stipendium, auch armut halber sich bey dem
Studio nit züerhalten, doch lust zu studieren hab,
angenommen unnd in der Communitet den Stipen-
diaten commendiert, auch von ime die Glübdt ge-
nommen werden, das er jeder zeit soll und wöll den
Wein, so er von unsers Stipendii wegen empfahen
würdt, Maß und Eich, auch Zeit und Tag, gegen
dem Procuratori ordenlich und urkundtlich in ein
sonder Wein Register verzeichnen, den verschaffen
in des Stipendii Keller, der mit gutten Schlossen und
Schlüsseln verheimbset soll sein, zulegen, und so offt
und dick er zum Trinckwein ein voll Vaß anstechen
will, mit vorwissen und in beysein des Procuratoris
und nit für sich selber sollichs thun, Allen Wein in
einem vorgeeichten Geschirr ausser dem Keller zum
Essen und, was bevor bleibt, wider in Keller tragen
und auffheben, wie er bescheiden würdet. Item, er
soll keinem mehr Weins geben noch reichen, dann
jedem geordnet ist, unnd was jedes Tags auffgeht,

t KO Württemberg 1582: thun. Und darmit gedachter
Pincern seiner Verrichtung in diser anzal unserer Stipen-
diaten desto fleissiger nachsetzen unnd außwarten kon-
ne, So haben wir gnädig bewilligt, daß der Magister do-
mus mit wissen unserer Superattendenten ihme einen
Under Pincernen zuordnen, wölcher zugleich andern Fa-
mulis in Glübd auffgenommen werden solle.

soll er ordenlich von Personen zu Personen in sein
wochenlich Particular Register und jede Wochen,
was darinn auffgangen, zu letst ein Summa setzen,
damit er es gegen dem Procuratori urkundtlich in
seiner Jarrechnung darlegen und man sehen künde,
was von Wochen zu Wochen aufflauffen mög. Glei-
chergestalt soll er auch sonders mercken und ver-
zeichnen, was er für Wein zu Vischen, Essich und in
die Kuchin zum Köchts gegeben unnd allda ver-
braucht seye worden. | clxxixa |
Item, das er auch zu Sommers und Winters zeit-
ten allweg wölle die Communitet der Ordnung nach
auff- und zuschliessen. Auch den Kon- und Trauff-
wein52 zum nutzlichsten, wie er bescheiden würt,
auffheben unnd verwenden, unnd alles jhenig mit
fleiß und trewen handlen, inmassen ime in einem
sondern staat aufferlegt und specificiert würdt. In
allweg aber unsern und diser unser Ordination und
stifftung frommen und nutzen schaffen, schaden
warnen und wenden, dem Magistro domus unnd
Procuratori von unsert wegen gehorsam unnd ge-
wertig sein, da sie zu handthabung diser Ordination
und straffung der Delinquenten sein bedörffen, inen
treffelichen zuspringen verhelffen und, wie er erfor-
dert und bescheiden, handlen, und die Thäter helf-
fen zu straff bringen, allen abgang und abtrag helf-
fen verhüten unnd vermeiden, Auch den selbigen,
wer der sey, vor jemandt nit verschweigen, darzu,
was er wider diß unser Ordination und Statuten ge-
handelt, gesehen, gehört oder wüßte, jederzeit dem
Magistro domus anbringen und hierunder niemandt
zuverschonen unnd in gemein alles das jhenig thuon
und lassen, das einem fleissigen unnd trewen, from-
men Gesellen gebürt und zimpt, trewlich und unge-
farlich, Und deßhalben in massen wie der Procura-
tor Glübdt und Aid thunt53.

51 Siehe oben, Anm. 43.
52 Kannen- oder Traufwein ist der offene, übrig gebliebene
Wein, vgl. Grimm, DWb 21, Sp. 1425.
53 Siehe oben, S. 569.

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