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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0609
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42q. Ordnung für Leib- und Wundärzte 1559

Wir wöllen auch gestatten, das zwen junge, ge-
schickte Studiosen, die ir Physicam unnd naturalia
wol gefaßt und in Medicinis biß ad gradum Docto-
ratus compliert, bey denen ein Christenlicher, auch
richtiger, eiferiger fleiß zu der Practick zuverhoffen,
in Italiam, da die Practick am besten, alda auff
zwey oder mehr Jar sich bey der Practick und dem
studio Medicinae zuhalten, geschickt, und dero je-
dem nach gelegenheit unnd geschicklicheit der Per-
son mit unserm vorwissen järlich ein genannte sum-
ma Gelts geraicht werde, doch auff ein Obligation
auff unser erfordern, uns unnd unser Landtschafft
vor andern zudienen.
Von Wundtartzeten
Nach dem wirh deren halb ein sondere Rubrick in
unser Landsordnung ibegreiffen haben lasseni8, Wöl-
len und befelhen wir mit ernst, das von unsern
Landhoffmeister und Kirchenräthen ob dero in all-
weg mit ordenlicher Visitation ge- | ccxviiib | halten
werde. Und dieweil gemeinlich an guten, rechten,
gelerten und erfarnen Wundartzeten, die ire rechte
principia und fundamenta Chirurgiae erlangt, man-
gel sein, auch sich niemandt mehr gern zu diser Pro-
fession begeben will, wölches dem gemeinen nutz
beschwärlich unnd dann in Chirurgia vil gelerter
Doctores wol geschriben, wie dann wir befinden, das
bey ettlichen Universitetenj diser pars Medicinae
profitiert werde, kSo wöllen unnd verordnen wir, das
unser Landhoffmeister, Commissarii und Kirchen-
räthe bey unser Universitet zu Tüwingen dise für-
sehung thuen, das bevorab, dieweil daselbsten drey
Doctores die Medicinam profitiern, Deren einer dise
Medicinam mit iren sondern assignierten Lectioni-
bus und mit Rath derselbigen die besten Autores in
Chirurgia, innhalt unserer fernern Ordination, unser
Universitet zugestelt, lesen wöllenk. Wann dann also

h Fehlt KO Württemberg 1582.
i-i KO Württemberg 1582: begriffen.
j KO Württemberg 1582: wie auch bey der unsern zu Tü-
wingen.
k-k Fehlt KO Württemberg 1582.
l KO Württemberg 1582: Studiosen, wie solches bey leb-
zeiten unsers geliebten Herrn Vatters auch beschehen.

daselbst junge Studiosen befunden, die zuvor ir
Physicam und naturalia wol gehört unnd lust zu der
Chirurgia hetten und sich auff dise Medicin und
derselbigen Practic begeben wölten, So wöllen wir,
das zweien oder dreien sollichen Studiosenl jedem
ein steur, gelegenheit und geschicklicheit der Per-
sonen nach, järlich zum selbigen Studio gereicht
unnd darneben deren jedem eingebunden werde, die
zeit ires studierens zu Tüwingen zu den zweien für-
nembsten und darzu verordneten Wundartzeten,
wann sie verwundten in Band9 haben, täglich zu-
gehn und auff die Band und Practic zusehen und
dann also hierauff solchen zweien Wundartzeten
auch aufferlegt solle werden, dieselbigen zu sich zu
allen Banden gehn und die Practic sehen zulassen,
Wölches inen, den Wundartzeten, irer verwundten
halber auch dienlich und nutzlich sein würdet, Wöl-
len wir dargegen jedem solcher zweier Wundartze-
ten järlich zehen guldin reichen lassen.
Wann nun derselbigen junger einer also weitt in
di-| ccxixa | sem studio fürgefaren, das er die rechte
principia erlangt unnd die Practick darneben erse-
hen, So mögen alßdann dieselbigen, unnd immer der
elltist und geschickst zu erst, in Italiam oder andere
ort, da die Chirurgia im profitiern unnd Practick am
besten ist, geschickt und ihne mit einer zimblichen
Steur zwey oder mehr Jar daselbst erhalten, Alß-
dann sie in unser Fürstenthumb die Practick an dem
ort, dahin er von unsert wegen verordnet, erfordert
unnd doch ir jeder zuvor obligiert werden, uns und
unser Landtschafft zudienen unnd allwegen, wann
einer von Tübingen also verschickt, so soll wider ein
anderer der gestalt also für und für verordnet wer-
den, Darmit man gemeines nutzen halben dise Me-
dicinam beharlich erhalten, auch darinnen rechtge-
schaffne unnd breuchige Wundartzet haben unnd
von selbigen auch andere Jungen bey der Practick
ziehen möge.

8 Württembergische Landesordnung von 1552, Württ.
LBibl Stuttgart HB Fa 300 fol. 49, vgl. Reyscher,
Gesetze XII/1, S. 194.
9 Behandlung.

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