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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0067
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1. 12 Artikel „Form und Maß

Zum 7en, diweil noch nit (wie billich geschehen solt)
offentliche sunder von Christlicher gemein werden
ußgeschlossen und verbannet, sollen die pfarher so-
vil fleyssiger das volck warnen, straffen und ver-
manen, das der Mensch sich selbst prufe, ee dan er
das Heilig Sacrament entpfahe, uff das er nit ime
selbs eße und trinck zein urtheil.z15 Es soll auch off-
tenmals in der prediget angetzeigt werden, umb wel-
cher willen der Zornn gotts uber die welt kho-
men16 und welche von christlicher gemein unnd vom
Reich gottes werden ußgeschlossen.17 Und were
guth,a welcher wolt entpfahen das Heilig Sacra-
ment, sich vor dem pfarher antzeigt und mit Rath
des pfarhers hertzu ging, wolt aber der pfarher ye-
mant unbillich uffhalten, hat er sich zubeclagen.
Zum achten soll die ehe gewonlicher weiß fur der
Kirchen und gemein mit gepet bestetigt und einge-
setztb werden.c Wo aber irrige sachend zwischen eh-
leuden oder denen, soe zusamen khomen wollen, es

z-z C: die verdammunge. D: die verdamniß.
a B, C, D: gut, daß.
b C, D: eingesegnet.
c In Schwebel, Deutsche Schriften 2, S. 125-128 ist das
folgende Trauformular Schwebels überliefert: Vom Ge-
heimniß des Ehestands.
Dieweil Gott dem Menschen das Weib geschaffen hat zum
Gehülffen [Gen 2,18] und ihr beyde, N. und N., euch nach
Göttlicher Ordnung zusammen verpflichten, Soll kein
Mensch von ein- 125 ander scheiden, das Gott zusammen
gefügt hat. [Mt 19,6] Hierumb in Zeugnuß der gegenwär-
tigen befestige Ich den Bundt Ehelicher Pflicht zwischen
Euch, N. und N., In dem Namen des Vatters, des Sohns
und des Heiligen Geistes. Amen.
Diese vereinigung bedeut, das Christus Ihm die Gemein in
Glauben vermählet hat: Dannenher es ein groß Geheimniß
wird genent. [Eph 5,32] Darumb sol das weib Ihrem Mann
underthan sein als dem Herrn; [Eph 5,24] Und der Mann
lieben sein weib, gleich wie Christus geliebt hat die Gemein.
[Eph 5,25] So Ihr solches im Glauben und trew einander
beweiset, wird Gott mit euch sein und euch mittheilen seinen
Segen.
Psalm CXXVIII:
Selig ist ein jeder, der den Herrn förchtet, der in seinen
wegen wandelt. So du wirst deiner Hände Brodt essen, selig
bistu, und guts wird dir widerfahren. 126| Dein weib, gleich
einer fruchtbaren Weinreben an den seyten deines hauses,
deine Kinder, wie die Oelzweiglin umb deinen Tisch. Sihe
also wirt gesegnet der Mann, der den Herrn forchtet. Geseg-
ne dich der Herr von Sion und sihe im guten Hierusalem
alle Tag deines lebens. Und sihe deine Kindts Kinder den

were in verpottene graden oder sonst, furfielen, sol-
len die pfarherf nichts one bescheidt der oberkheit
handlen.
Zum neunden, weil die krancken allerley beschwer-
nus unnd anfechtungen haben, sollen sie vermanet
werden, trost zu suchen, unnd die pfarher willig
unnd geneigt sein, sie zu besuchen unnd zu trosten.
So hat unns Christus zu trost geben sein Heiliges
wort unnd Sacrament. Darumb soll man den
krancken trostliche | verheissung unnsers herren
Jesu Christi einbilden, sie des entpfangnen tauffs
erinnern und uf des herren wort weisen: Wehr glaubt
und getauft wurdt, der wirt selig.18 Auch das hailig
Sacrament des waren Leibs und bluts Christi inen
geben, iren glauben zustercken.
Zum Zehenden, weil wir haben verheissung des Ewi-
gen lebens und glaubeng ufferstehung des fleischs,
sollen wir nit trauren uber die totten wie die, so

fridt uber Israel. Preyß sey dem Vatter, Sohn und H. Geist
von jetzund biß in ewigkeit. Amen.
Der Herr sey mit euch. Wir wollen betten. Ewiger Gott, der
du durch Allmächtigen Gewalt auß nichts hast alle ding
geschaffen und dem Menschen, deiner Bildnuß nach ge-
macht, einen gehülffen gegeben, nemmlich das Weib auß der
seyten des Manns genommen, [Gen 2,21] das zwey ein
fleisch weren [Gen 2,24] und |127|durch Christum, deinen
Sohn, solches bestettigt, den im ehelichen standt, doch ohn
eheliche werck, von einer reinen Jungfrawen geboren lassen
werden, welcher mit seiner hochgebenedeyten Mutter und
seinen Jüngern zur Hochzeit kommen und das wasser in
Wein verwandelt. [Joh 2,1-10] So du nuhn dem Mann gibst
das Weib und nichts ohn rath deines Göttlichen willens ge-
schicht, bitten wir dich, Barmherziger Gott, du wollest deine
Gnad mittheilen, daß die sich deiner Ordnung nach zusam-
men verbunden haben, in deinem willen fridsam leben,
Kinder zu deinem lob zeugen und nach diser zeit besitzen
das ewige Leben, durch Jesum Christum, unsern Herrn,
der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regieret in
ewigkeit. Amen.
d C, D: Ehesachen.
e C, D: die.
f C, D: pfarrer und predicanten.
g D: glauben eine.
15 1 Kor 11,28-29.
16 1 Kor 11,30-32.
17 Vgl. 1 Kor 6,9f.
18 Mk 16,16.

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